Faire Preise für Oberpfälzer Bauern: Faire Milch auf dem Vormarsch

Regn/Flossenbürg. Nach Berechnungen des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) müssten Landwirte rund 50 Cent für den Liter Milch bekommen, um alle Kosten zu decken. Im Schnitt erhalten sie etwa 40 Cent. Die örtlichen BDM-Vertreter Werner Reinl und Hubert Meiler kämpfen deshalb für die „Faire Milch“ – ab sofort ist sie auch im Edeka-Markt der Familie Regn in Flossenbürg zu bekommen.

Ein Bündnis für faire Milch: (von links) Seniorchef Günther Regn, Milchbauer Hubert Meiler, Geschäftsinhaber Christoph Regn und BDM-Kreisvorsitzender Werner Reinl. Bild: BDM

„Vom Dorf fürs Dorf ist unser Motto“, erklärt Geschäftsinhaber Christoph Regn. Der Flossenbürger Edeka-Marktleiter freut sich, wenn er sein regionales Sortiment erweitern kann. „Unterstützen wir doch das, was dazu führt, dass wir eine Zukunft bekommen, wie wir sie uns vorstellen“, philosophiert Regn. „Dann können wir sie auch mit gestalten.“

Die Nordoberpfälzer Vorreiter des Labels freuen sich, dass ihre „Faire Milch“ weiter auf dem Vormarsch ist. „Die bundesweite Initiative hat seit ihrer Gründung schon viele Höhen und Tiefen erlebt“, weiß BDM-Kreisvorsitzender Werner Reinl. „Zum Glück ist sie gerade wieder im Aufwind.“

Nicht teurer, nur gerechter

Damit sie das bleibt, hofft BDM-Vorstandskollege Hubert Meiler auf die Solidarität der Konsumenten: „Immer mehr Menschen setzen sich für Umweltschutz und Tierwohl ein“, sagt der Störnsteiner Landwirt. „Das freut uns.“ In der konkreten Umsetzung bedeute das aber: „Mehr Platz für die Tiere, kein Zukauf von Billigfutter aus dem Ausland und ein deutlich größerer Aufwand.“

Während aber Kosten und Aufwand jährlich stiegen, bleibe der Preis, den die Molkereien den Bauern zahlten im Keller. „Lebensmittel müssen nicht viel teurer werden“, sagt Meiler, „aber die Erträge müssen fairer verteilt werden.“ Im Flossenbürger Edeka können die Kunden nun an der Kasse abstimmen, wie viel ihnen fair produzierte Waren wert sind. Neu im Sortiment sind zwei Versionen H-Milch (3,8 und 1,8 Prozent Fettgehalt), eine Schokomilch und Störnsteiner Eierlikör vom Hof von Hubert Meiler.


 

Die faire Milch

  • Die faire Milch ist ein europaweites Projekt unter dem Dach des European Milk Boards (EMB). Das EMB vergibt Lizenzen für das Programm an die nationalen Teilnehmerländer.
     
  • Gesellschafter in Deutschland ist der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Ab 2010 wurde eine entsprechende Produktmarke in den Handel gebracht.
     
  • Milcherzeuger, die in das Programm aufgenommen werden wollen, verpflichten sich auf strenge Produktionskriterien. Dazu zählen unter anderem der Verzicht auf gentechnisch verändertes Futter, eine artgerechte Fütterung der Tiere und die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen auf den Höfen. Die Kühe erhalten zudem Futter mit mindestens 50 Prozent Grasanteil in der Ration. Ein Verstoß gegen diese Richtlinien führt zu einem zeitweiligen oder dauerhaften Ausschluss aus dem Programm.
     
  • Die Milchbauern verzichten bei der Fütterung auf Futter aus Übersee und setzen Umwelt- oder Tierprojekte auf ihren Höfen um. Voraussetzung für die Teilnahme am Programm ist die Mitgliedschaft im Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM). Alle Milchbauern müssen zertifizierte Familienbetriebe führen.
     
  • Die faire Milch ist außerdem die erste konventionelle Milchmarke, die eine Begrenzung der Tierhaltung auf der Betriebsfläche vorsieht. So dürfen nicht mehr als 2,5 ausgewachsene Tiere pro Hektar Betriebsfläche gehalten werden.
     
  • Das Konzept sieht hinsichtlich der Preiskalkulation vor, dass ‘von unten nach oben’ kalkuliert wird. So gehen von jedem verkauften Liter Milch 45 Cent an die am Projekt beteiligten Milchbauern. Weitere Aufwendungen, wie Abfüllen, Verpackung, Transport und Handelsspanne ergeben den Verkaufspreis im Laden.
     
  • Die Markenkommunikation befördert den Begriff „Die faire Milch“ zusammen mit einem schwarz-rot-goldenen Design. Dazu gehört das Maskottchen und Logo-Tier „Faironika“, eine schwarz-rot-golden gefärbte Kuh. Diese Kuh kam in der Vergangenheit als lebensgroße Plastikvariante bei Demonstrationen der Milchbauern zum Einsatz und wurde überregional bekannt.

* Diese Felder sind erforderlich.