Tolle Nachwuchsarbeit: Raus aus der Pampers und schon rauf auf den Rasen

Weiden. Man muss lange suchen, um einen Verein zu finden, der die Nachwuchsarbeit so groß auf seine Fahnen heftet, wie der FC Weiden-Ost. 250 Kinder und Jugendliche tragen das grüne Leiberl des Jubelclubs, der heuer 50 Jahre alt geworden ist.

Zweiter Vorsitzender Marcus Meier (Mitte), Tim Schlesinger (rechts) und Julian Krug sind drei von insgesamt 30 Trainern, die den Fußballnachwuchs des FC Weiden Ost betreuen. Foto: Theo Kurtz

“Wenn es um Fußball geht, ist der FC Weiden-Ost Anlaufstelle Nummer eins in Weiden”, heißt es selbstbewusst auf der Homepage des Vereins. Schaut man sich die Nachwuchsarbeit des Clubs an, kann man es nur bestätigen: “Recht ham’s”. Von der A-Jugend bis runter zu den Bambinis ist alles vertreten, aber nicht nur das.

Raus aus der Pampers, raus auf den Rasen

Auch die Buben und Mädchen, die gerade dem Pampers-Alter entwachsen sind, können spielerisch dem Ball nachjagen. Die “Mini-Kickers”, wie sie im Verein liebevoll genannt werden, werden von einer Erzieherin und einer Lehrerin trainiert oder besser gesagt betreut. Marcus Meier, zweiter Vorsitzender, ist von den beiden weiblichen Coaches schwer beeindruckt. Denn die haben sogar durchgesetzt, dass die Eltern hier Platzverbot haben. Das heißt nicht, dass Papa und Mami ihre Sprösslinge nicht bei ihren ersten fußballerischen Gehversuchen zuschauen dürfen. Ganz im Gegenteil. Fällt aber einer der Stöpsel auf die Nase und plärrt lautstark nach der Mama, darf diese nicht sofort über den Rasen fegen, um ihren Liebling tröstend in die Arme zu nehmen. “Kompliment, das klappt perfekt”, freut sich Meier.

21 Nachwuchsmannschaften

Nicht weniger als 21 Jugendteams kann der FC aufbieten. Nicht weniger als 250 Nachwuchskicker tragen das grüne Leiberl der “Ostler”. Beeindruckende Zahlen. Wie kommt’s? Meier muss nicht lange überlegen. “Wir sind ein familiärer Verein mit gewachsenen Strukturen.” Hier sind nicht nur die Kids, sondern auch deren Eltern fest miteingebunden. Bei den Heimspielen übernehmen die ganz selbstverständlich den Getränke- und Brotzeitverkauf. Müssen die Ronaldos von morgen auswärts antreten, klemmen sich Vater oder Mutter ohne Murren hinters Lenkrad. Fahrdienst nennt man das.

Niveau schon im Training wichtig

30 Trainer kümmern sich um den FC-Nachwuchs. Darunter sind Väter der Spielerkinder oder aktive Kicker, die ihren Trainerschein gemacht haben. Der wäre zwar nicht zwingend vorgeschrieben. “Aber uns ist auch das Trainingsniveau wichtig”, erzählt der zweite Vorsitzende, der übrigens selbst das U-19-Team betreut. Gemeinsam mit Tim Schlesinger. Der 20-Jährige ist normalerweise Stammspieler in der Ersten, muss aber wegen eines Kreuzbandrisses mal die Füße still halten.

Junge Trainer sind näher am Team dran

Junge Trainer einzusetzen, macht absolut Sinn. “Die sind nur ein paar Jahre älter als die Spieler, und damit auch näher dran.” Julian Krug (18) ist ein anderer Jung-Coach. Er kümmert sich um die U17-Truppe. Nach dem Abi wollte er nicht gleich zum Studieren anfangen. Darum absolviert er jetzt ein freiwilliges soziales Jahr als Nachwuchstrainer bei dem Weidener Club. Mit zum Trainerstab gehört Philipp Schatz. Der frühere Torjäger des FC, der die Lederkugel in einer Saison 30 Mal im gegnerischen Netz versenkte, coacht die F1-Kids. “So eine Spielerpersönlichkeit begeistert natürlich den Nachwuchs”, erzählt Meier.

Nachwuchs spielt in der höchsten Liga

Es sind nicht zuletzt auch die sportlichen Perspektiven, die den Verein für die jungen Kicker so interessant machen. Die U15-, U17- und U19-Mannschaften spielen in der Bezirksoberliga und damit in der höchsten Spielklasse in der Oberpfalz. Und sie haben später die allerbesten Chancen, in den beiden Herrenmannschaften mitzumischen. 20 Spieler umfasst die “Erste”, 19 davon sind Eigengewächse. Das ist die Philosophie des Vereins: Man verzichtet ganz bewusst auf die Dienste von sogenannten Legionären. Und die eigenen Jungs machen einen Super-Job. Als Bezirksliga-Aufsteiger überwintern sie auf dem Platz an der Sonne. Sollte der Aufstieg in die Landesliga tatsächlich klappen, bleibts trotzdem beim konsequenten “Keine Neuverpflichtungen”-Konzept.

Erste Herren: Tabellenführer in der Bezirksliga

Tabellenführer in der Bezirksliga, sowas gab es noch nie in der Vereinsgeschichte. Und die ist exakt 50 Jahre alt. 1973 wurde der Club aus der Taufe gehoben. Zur Jubelfeier waren elf der zwölf noch lebenden Gründungsmitglieder gekommen. “Ich denke, auch das spricht für unseren Familiensinn”, ist Meier überzeugt. Gefeiert wird der runde Geburtstag bis weit in das kommende Jahr hinein. Das absolute Highlight steigt am 6. Juli 2024. Dann werden rund 400 FC’ler mit ihren grünen Trikots durch die Weidener Innenstadt ziehen, um danach im Festzelt auf dem Sportgelände auf das Jubiläum anzustoßen.

Kunstrasenplatz auf der Wunschliste

Es läuft also prima beim Jubilar. Nichtsdestotrotz darf man ja auch Wünsche haben. Ein Kunstrasenplatz steht ganz oben auf dem Wunschzettel. Nicht, weil der so schick und angesagt ist und viele Vereine schon einen haben. Der Grund ist pragmatischer Natur. Wenn nämlich alle Teams, wie jetzt aktuell, bei miesem Wetter ihre Trainingseinheiten auf dem B-Platz absolvieren, sieht der danach aus, als hätte ein Landwirt das Gelände frisch umgepflügt. Das “kleine” Problem: Rund eine halbe Million Euro würde der kosten. Beim Club und seinem Förderverein hat man schon längst zum Kalkulieren und Finanzieren begonnen, und auch bei der Stadt angeklopft. Aber vielleicht gibt es den einen oder anderen zusätzlichen Sponsor …

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