Jahn in Liga 3: Nutzt Regensburg im Fernduell mit Münster Unterhachings Kampfansage an die Preußen?
Regensburg. Im letzten Heimspiel gegen DFB-Pokalschreck Saarbrücken muss der SSV Jahn gewinnen, um sich den direkten Aufstieg zu krallen. Im Fernduell hat es Münster mit Unterhaching zu tun, für die es um nichts mehr geht. Umso respektabler die Kampfansage von Hachings Trainer an die Preußen.

Die vergangenen Spieltage sprechen nicht gerade für ein Regensburger Happyend im Saison-Endspiel am Samstag, 13.30 Uhr, vor fast ausverkaufter Heimkulisse. Bei blutleeren Auftritten bei Schlusslicht SC Freiburg II (1:3) und Viktoria Köln (1:1) verblödelte der SSV Jahn die einst so gute Ausgangsposition endgültig.
Nur durch die unerwartete Niederlage von Preußen Münster in Verl haben die Oberpfälzer überhaupt noch eine reelle Chance auf den direkten Aufstieg. Bei einem Punkt Vorsprung reicht Münster ein Sieg gegen die SpVgg Unterhaching zum Aufstieg – und bei 7 Toren Vorsprung bereits ein Remis, wenn der Jahn nicht gewinnt.
Für die Oberpfälzer steht also fest: Noch so ein mutloses Ballgeschiebe hinter der Mittellinie bringt den Jahn auf keinen Fall weiter. Umgekehrt schielt der 1. FC Saarbrücken noch mit einem Auge auf Platz 4, der für die DFB-Pokal-Hauptrunde qualifiziert. Allerdings weiß FCS-Trainer Rüdiger Ziehl: „Wir sind da abhängig von zwei Mannschaften, und dass da beide nicht gewinnen, ist zwar möglich, die Liga ist ja verrückt – deswegen müssen wir schauen, dass wir auf Sieg spielen.“
Hachings Unterberger: „Alles raushauen“
Die Hoffnung, dass sowohl Dresden als auch Essen ihre Pokal-Matchbälle ausgerechnet gegen die Absteiger Duisburg und Lübeck vergeben, scheint ihm dann doch etwas zu kühn. Da könnte bei so manchem Saarbrücker im Hinterkopf der Gedanke an die zweite Chance herumspuken: das Endspiel im Verbandspokal gegen den Regionalligisten FC Homburg.
Keinen Zweifel an der Einstellung seiner Mannschaft lässt der Trainer, für dessen Mannschaft es nur noch um Ananas, dies und das geht. „Die elf Besten, von denen wir glauben, dass sie für uns das Spiel in Münster gewinnen können, werden starten“, verspricht Hachings Trainer Marc Unterberger. „Dann werden wir in Münster nochmal alles raushauen wollen, und dann muss Münster schon selber viel gut machen, wenn sie direkt aufsteigen wollen.“
Wie peinlich wäre das denn!
Wow, Respekt, Marc! Wollen wir mal hoffen, dass dann nicht nur Hachings Beitrag, sondern auch Regensburgs Hausausgabe gelingt: Denn wie peinlich wäre das denn, wenn beide Aufstiegsaspiranten wie zuletzt einfach nicht mehr gewinnen können. „Shame on you!“ Damit das gelingt, muss Regensburg endlich wieder eine überzeugende Performance hinlegen – der letzte tadellos herausgespielte Sieg ist sechs Wochen her: genau, das 3:1 in Münster!
Klar ist aber auch, dass Saarbrückens Trainer Rüdiger Ziehl gar nichts von einem glorreichen Comeback der Regensburger hält. Schon über das 2:2 im Hinspiel war er „not amused“, weil er seine Jungs im Vorteil sah. Deshalb lautet seine Devise: „Wir wollen dort hinfahren und einfach das Spiel gewinnen.“ Sein Kalkül: „Regensburg muss gewinnen, um noch einmal einen Platz gutzumachen und den direkten Aufstieg zu schaffen.“ Da würden auch ein wenig Nervosität und Druck eine Rolle spielen. Man selbst könne befreit aufspielen.
Tiefenentspannter Joe: „Unheimlich stolz“
Weiter erstaunlich tiefenentspannt ist Regensburgs Trainer Joe Enochs. Beim beliebten Hohelied auf die überragende Saison vergisst Joe freilich geflissentlich, dass 42 der 63 Punkte in der Hinrunde erzielt wurden. Das klingt dann eher nach Ausruhen auf längst vergilbten Lorbeeren. Und man fragt sich: Ist dem sympathischen Trainer tatsächlich der eklatante Leistungsabfall entgangen – oder ist das höhere Psychologie, um die Mannschaft nicht noch mehr zu verunsichern? In beiden Fällen: In den vergangenen fünf Partien war keine Besserung in Sicht.
„Ich bin unheimlich stolz bis jetzt“, sagt der Kalifornier mit Vorfreude auf ein fast ausverkauftes Heimspiel, „wir haben am letzten Spieltag die Chance, direkt aufzusteigen. Das ist eine Situation, von der wir geträumt haben im Sommer.“ Im Sommer sicher. Nach der Herbstmeisterschaft und 12 Punkten Vorsprung ist daraus eher ein Alptraum geworden. Der dritte Platz und damit die Relegation sei bereits sicher. „Aber wir wollen mit aller Macht dieses Spiel gewinnen und dann schauen, was passiert. Also bei mir überwiegt der Stolz.“
Mit Unwahrscheinlichkeits-Drive in Liga 2?
Worauf darf man also hoffen: Vielleicht darauf, dass sich der Jahn in schier aussichtslosen Lagen wie in Münster besser verkauft als bei vermeintlich g’maaht’n Wies’n wie in Freiburg? Bei Douglas Adams Kult-Science-Fiction-Parodie „Per Anhalter durch die Galaxis“ könnte man dann noch auf den unendlichen Unwahrscheinlichkeits-Drive setzen: Ein Antrieb, der das Raumschiff an den unwahrscheinlichsten Ort in der ganzen Galaxie befördert.
Nach der Talfahrt 2024 wäre der direkte Aufstieg in die Zweite Liga durch den zweiten vergebenen Matchball der Preußen und einem gleichzeitigen Sieg gegen ehrgeizige Saarländer tatsächlich so ein äußerst unwahrscheinlicher Ort. Und wenn nicht, bleibt ja noch die sichere Relegation. Und die können die Regensburger doch eigentlich ganz gut.
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