Verletzter Luchs im Steinwald: Das könnte seine Familie sein

Friedenfels. Im Juli wurde am Rand des Steinwalds ein verletzter Luchs gefunden. Das Jungtier könnte Nachkomme der dort ansässigen Luchsfamilie sein.

Der Fund eines verletzten Luchsbabys nahe des Steinwalds wirft die Frage nach seiner Herkunft auf. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das Tier ein Abkömmling der im Steinwald ansässigen Luchsinnen. Zwei kommen nach Auskunft des Revierleiters Carsten Klöble dafür in Frage: “Fee” (Jahrgang 2015) oder ihre Tochter “Fine” (2020).

150 Jahre lang ausgerottet

150 Jahre war der Luchs in Bayern ausgerottet. 2016 war er im Steinwald erfolgreich wieder angesiedelt worden. Der Arbeitskreis Luchs Nordbayern mit Vorsitzenden Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg informiert auf seiner Homepage über das außergewöhnliche Projekt im Steinwald.

Die Geschichte der Luchse ist turbulent. 2015 wird bei Kirchberg im Wald (Bayerischer Wald) eine verwaiste halbjährige Jungluchsin gefangen. Sie hat am Dorfrand Katzenfutter gefressen und ein Huhn erbeutet. Nach der Überwinterung in der Quarantänestation wird “Fee” im August 2016 im Steinwald freigelassen. Nach zwei Tagen streift sie schon den Halsbandsender ab. Aber sie tappt immer mal wieder in Fotofallen.

Revierkampf mit tödlichem Ende

Im Frühjahr 2018 gesellt sich Luchskuder “Hotzenplotz” zu ihr, auch er ein mutterloses Tier aus dem Bayerischen Wald, das gefangen, aufgepäppelt und freigelassen wurde. Im Oktober 2018 taucht zur Überraschung aller auf den Fotofallen-Bilder ein unbekannter Luchs aus. Groß, männlich, fahl im Fleckenmuster, ein “sibirischer Luchs”. Er bekommt den Namen “Ivan”. Erst im Februar 2019 kann dank Genetik festgestellt werden: “Ivan” kommt aus dem Harz und ist eingewandert.

Die Fachleute machen sich Sorgen um den eher zierlichen “Hotzenplotz”: Zwei Kuder, ein Weibchen – das kann nicht gut gehen. Und tatsächlich: Im März 2019 wird “Hotzenplotz” tot aufgefunden. Er weist Verletzungen auf, die auf einen Kampf mit einem anderen Luchs hindeuten.

Ende September 2020 zeigen die Fotofallen im Steinwald “Fee” mit drei kerngesunden Jungen, zwei überleben und erhalten später die Namen “Fine” und “Finn”. Als Vater kommt nur “Ivan” in Frage, zur Paarungszeit war er der einzige Kuder im Revier.

“Ivan” von Jäger erschossen

Dieser erwirbt sich in dieser Zeit keinen guten Ruf. Er tötet nachts Hauskatzen unmittelbar an Wohnhäusern am Rande des Steinwalds. Katzenbesitzer protestieren und verlangen das Einfangen. Mitte Oktober 2020 nimmt er dann ein unerwartetes Ende: Ein Jagdschein-Inhaber im nördlichen Fichtelgebirge erschießt “Ivan”, den er angeblich mit einem Wildschwein verwechselt hat. Der Luchs war vermutlich zwischen dem Steinwald und dem Fichtelgebirge hergependelt, dort lebt ein Weibchen namens “Julchen”.

Auch im Frühjahr 2022 werden im Steinwald drei junge Luchse nachgewiesen. Als Eltern kommen “Fee” oder ihrer Tochter “Fine” in Frage. Mutmaßlicher Vater wäre Sohn bzw. Bruder “Finn”, da ein anderer männlicher Kuder derzeit nicht bekannt ist. “Fee” bzw. “Fine” sowie “Finn” könnten auch die Eltern des verletzten Luchswelpen sein.

Luchse Steinwald
Diese Aufnahme mit einer Wildkamera gelang Förster Carsten Klöble im Jahr 2020. Es zeigt “Fee” mit drei Jungen. Foto: Bayerische Staatsforsten

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