Wasserversorgung Speinshart: Alarm oder viel Lärm um nichts?

Speinshart. Weltweit wird das Wasser knapp. Auch in der Region? Ein Speinsharter Bürger befürchtet, dass in seiner Gemeinde zu sorglos mit dem kostbaren Nass umgegangen wird. Wasserzweckverband und Bürgermeister bestreiten das.

Wasser – Quell allen Lebens. Foto: Pixabay

In Kreta trocknen die als besonders resistent geltenden Olivenbäume aus, in Norditalien glich der größte Fluss Po im Frühjahr einem Rinnsal, in Spanien flehen die Menschen Gott um Regen an, in Oberfranken beklagen Landwirte bis zu 80 Prozent Ernteausfälle aufgrund der Dürre. Wie ist es in der nördlichen Oberpfalz um das Wasser bestellt? In Speinshart wirft der Bürger Karl-Werner Schramm seiner Gemeinde und der Landwirtschaft vor, zu viel Wasser zu verbrauchen – für neue Baugebiete und für die Tierhaltung – und das Thema mögliche Schadersatzforderungen – zu ignorieren.

„Pegel sinkt seit zehn Jahren“

„Mir geht es um mein Geld, das ich vor vielen Jahren als Bürger wie viele andere für die Erschließung des Wasserhochbehälters bezahlen musste“, betont der promovierte Geo-Ökologe in Ruhestand. Früher hatte der gebürtige Bielefelder Professuren unter anderem an der TU München, TU Regensburg und Dalia in China. Schramm befürchtet in nicht allzu ferner Zukunft einen Wasser-Notstand in der Gemeinde, weil die Pegel seit zehn Jahren sinken. Dabei dürfe die Entnahme nicht größer sein als die Neubildung des Wasservorrats. Um dies mit Zahlen zu untermauern, hatte Schramm schon im März sechs Anträge in der Bürgerversammlung gestellt. Zudem wollte er seine Recherchen zum Thema Wasserverbrauch der Seitentaler Gruppe vortragen. Die Anträge bekamen aber nur die Unterstützung von Schramm und seiner Frau.

Anträge in der Bürgerversammlung

Er habe Bürgermeister Albert Nickl vor der Bürgerversammlung darauf hingewiesen, dass der vorher schriftlich erbetene Tagesordnungspunkt „Sachstandsbericht Trinkwasserversorgung“ nicht durch eine Informationsveranstaltung ohne Bürgerbeteiligung ersetzbar sei. Vielmehr sei dafür zeitnah eine zweite Bürgerversammlung erforderlich. Der Bürgermeister betont, dass er Schramm bereits vor der Bürgerversammlung darüber informiert habe, dass die Gemeinde und der zuständige Wasserzweckverband Seitenthaler Gruppe demnächst eine Informationsversammlung zum Thema Wasser abhalten werde. Schramm fordert, dass sich die Gemeinde beziehungsweise der Wasserzweckverband mit der Haftungsfrage bei einem Trinkwassernotstand, bei Schäden am Reservoir sowie bei Regressansprüchen der Tierhalter beschäftigen müsse. Als Sofortmaßnahme zur Reduzierung der Wasserentnahme empfiehlt Schramm die Überprüfung von unrechtmäßigen landwirtschaftlichen Entnahmen.

Das Wasser-Pumpwerk der Seitentaler Gruppe. Foto: Benjamin Roder

“Kein Tropfen Wasser wird verschwendet”

Schramm wirft dem Wasserwirtschaftsamt, Landratsamt und der Bezirksregierung vor, in Sachen Wasserverbrauch nichts zu unternehmen und seine Hinweise nicht ernst zu nehmen. „Der Pegel der Quelle ist in den vergangenen Jahren um sieben Meter gefallen. Wenn es so weitergeht, ist der Wasserstand im Jahr 2070 bei Null.“ Hier widerspricht Benjamin Roder, Vorsitzender des Zweckverbands, dem Professor: “Der Ruhepegel ist seit Inbetriebnahme im Jahr 1988 nur um 2,60 Meter gefallen. Wir verschwenden auch keinen Tropfen Wasser.” Der Grundwasserpegel sei in den vergangenen Jahren leicht, aber nicht mehr als anderswo gefallen. Dass man sparsam sei, beweise der Fakt, dass man bei einer genehmigten Wasserentnahme von 131.000 Kubikmetern im Jahr tatsächlich nur 118.000 Kubikmeter verbraucht habe. Roder: “Unser Wasser hat eine astreine Qualität und es wird nur von Mensch und Tier verbraucht.”

Bau von Zisternen?

Karl-Werner Schramm fordert ungeachtet dessen einen Stopp von Neubaugebieten und einen höheren Wasserpreis für die Landwirtschaft. Die sei der größte Verbraucher und der bisherige Preis biete keinen Anreiz zum Sparen. Alternativ schlägt Schramm vor, Landwirte zum Bau von Zisternen zu verpflichten und das finanziell zu fördern. „Es kann nicht sein, dass wir unser hochqualitatives Trinkwasser ans Vieh verschwenden.“ Er wolle keine Hetze betreiben, sondern die Menschen für dieses Thema sensibilisieren. “Und ich möchte, dass ich endlich ernst genommen werde.” Er fordere Landrat Meier und MdL Tobias Reiß auf, den Zisternenbau in der Landwirtschaft zu fördern und den Wasserzweckverband, Informationen zur Grundwasserentwicklung zeitnah öffentlich bekannt zu geben.

Mit diesem Transparent weist Karl-Werner Schramm auf das Wasserproblem hin, das seiner Meinung nach zu wenig ernst genommen werde. Foto: Karl-Werner Schramm

Trockenheit bleibt großes Problem

Eine Absage erteilt Albert Nickl derzeit der Forderung Schramms nach einem verpflichtenden Bau von Zisternen. “Das ist nicht realisierbar. Wenn ein Landwirt einen einigermaßen ausreichenden Wasserbehälter bauen will, kostet die gesamte Anlage 100.000 Euro aufwärts. Das kann sich kein Landwirt leisten.” Das Problem der sinkenden Grundwasserspiegel sei nur schwer zu lösen und auch kein spezielles in Speinshart. “Das Problem gibt es überall und andernorts teilweise schlimmer als bei uns. Die Trockenheit wird uns angesichts des Klimawandels in Zukunft immer begleiten.” Hier müsse der Staat federführend tätig werden, weil das ein landesweites Problem sei.

Um die Versorgungssicherheit mit Wasser auch in den nächsten Jahrzehnten zu gewährleisten, sei eventuell ein weiterer Zusammenschluss mit Nachbarkommunen geplant. Dies sei aber noch nicht spruchreif. “Unsere Kooperation mit Trabitz klappt schon sehr gut”, betont der Bürgermeister.

Gespräch mit Behördenvertretern

Mittlerweile fand auch ein von Bürgermeister Nickl angebotenes Gespräch statt, an dem neben Nickl und Benjamin Roder vom Zweckverband auch Vertreter von Wasserwirtschaftsamt, Landratsamt und Verwaltungsgemeinschaft teilnahmen. Nach Schramms Ansicht seien dabei im Prinzip seine Recherchen bestätigt worden. Unter anderem sei festgestellt worden, dass die Trinkwasserentnahme aus dem Tiefbrunnen größer sei als die Neubildung. “Die Gemeinde verstößt deshalb gegen das Wasserhaushaltsgesetz. Da besteht akuter Handlungsbedarf”, sagt Schramm.

Widerspruch bezüglich Schramms Aussage kommt von Raimund Schoberer, bei der Bezirksregierung zuständig für die Wasserversorgung: “Aus fachlicher Sicht kann ich nicht erkennen, dass hier gegen ein Gesetz verstoßen wurde, wie von Herrn Schramm behauptet.”

Infoveranstaltung zum Thema Wasser

Albert Nickl will nicht aus dem Gespräch mit Schramm und den Behördenvertretern zitieren. “Wir haben zwei Stunden unsere Argumente ausgetauscht und ich berichte nicht über solch vertrauliche Gespräche in der Öffentlichkeit. Das ist nicht mein Stil einer vertrauensvollen Zusammenarbeit.” Die Gemeinde und der Wasserzweckverband werden in absehbarer Zeit zu einer Informationsveranstaltung mit dem Thema Wasser einladen. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest.

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1 Kommentare

Karl-Werner Schramm - 03.06.2023

Wenn Fakten zur Meinung mutieren 1. Wäre Herr Roder/WZV Seitenthal bei der „Letzten Generation“, hätte er sich an den Pegel 50 m.a.s.l festgeklebt, um zu einer Abnahme von nur 2,60 m zu kommen. 2. Herrn Schoberers, Reg. Opf. fachliche Sicht auf den Speinsharter Tiefenbrunnen ist, dass es kein Tiefengrundwasser ist, obwohl es alle bekannten Eigenschaften aufweist. Fakten zu dieser seiner Sicht bleibt er ebenso schuldig wie für seine zitierte „fachliche Sicht“ zu Rechtsverstößen gegen das Wasserhaushaltsgesetz. 3. Trotz Bezug zur Landwirtschaft liegt Nickl mit seiner Meinung zum Zisternenbau daneben. Ein 100 GVE Stall mit 50 x 20 m bringt im Jahr etwa 800-1000 m3 Regen. Eine 100 m3-Zisterne könnte bei 100 GVE ca. 7-10 Tage Trockenheit komplett überbrücken, aktuell etwa 1600 €/a sparen, kostet etwa 25000 € und amortisiert sich nach wenigen Jahren als Behälter für das flüssige Gold. Wenn nur 20 Betriebe mitmachen, werden bis zu 16000 m3/a Entnahme gespart. Übrigens ist der Bau von 1000 m3-Güllegruben normal kein Problem, obwohl die sich nicht mal amortisieren. Es bleibt spannend wann den Speinshartern und anderen Nutzern des Zweckverbandes die Fakten präsentiert werden. Auf der letzten Bürgerversammlung schien das ein großes Problem für Bürgermeister, Gemeinderat und Zweckverband zu sein.