Weiden ade: Institut für Verbraucherjournalismus macht ohne OTH weiter

Weiden. Nach zehn Jahren als An-Institut der OTH Amberg Weiden will das Institut für Verbraucherjournalismus als GmbH auf eigenen Beinen stehen. ifv-Direktor Professor Dr. Christoph Fasel blickt im Interview trotz jüngster Störgeräusche zurück auf ein erfolgreiches Jahrzehnt.

Professor Christoph Fasel. Bild: Institut für Verbraucherjournalismus

Im Frühjahr hat sich das Institut für Verbraucherjournalismus GmbH satzungsgemäß als An-Institut von der OTH Amberg-Weiden verabschiedet: Durch die Emeritierung ihres Geschäftsführers Professor Thomas Dommermuth endete die rechtliche Basis der Zusammenarbeit. Im Gespräch mit OberpfalzECHO blickt der Wissenschaftliche Direktor auf die gemeinsamen Erfolge zurück – und sagt, wie es mit dem ifv weiter geht.

Herr Fasel, sowohl Ihr erster Aufschlag in Weiden als auch Ihr Abschied hat Bezüge zur hiesigen Tageszeitung. Am Anfang stand die Beratung der Chefredaktion in puncto Leser-Blatt-Bindung, am Ende Kritik an Ihrer Beratung des Verbandes der Walldorfschulen …

Prof. Dr. Christoph Fasel: Es war jedenfalls ein guter Auftakt und eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der damaligen Chefredaktion. Die jüngste Kritik an meiner Beratungstätigkeit – eine explizite Aufgabe unseres Instituts für Verbraucherjournalismus – weise ich aber schärfstens zurück.

Die Kritik basiert auf zwei Beiträgen des Bloggers Oliver Rautenberg und des „Übermedien“-Gründers Stefan Niggemeier. Der eine wirft Ihnen zu wenig Distanz zum Verband vor. Der andere setzt sich mit Ihrer ifv-Studie über die Glaubwürdigkeit des Bloggers auseinander.

Fasel: Dabei wird die Verunglimpfung vonseiten eines Bloggers zur zutreffenden Tatsache erklärt, Fakten werden unterschlagen, Tatsachen und Meinungen unprofessionell vermengt. Eigene Recherchen zur Studie werden nicht deutlich. Die Bestätigung der Ergebnisse der Studie durch ein Verfahren vor dem Landgericht Hamburg verschweigt der Autor.

Im Kern sagt die Kritik: Wenn ein Verband Sie bezahlt, kann keine seriöse, neutrale Bewertung dabei herauskommen. Ist PR nicht von ihrem Wesen her parteilich?

Fasel: Mein Ansatz ist ein anderer: Es geht mir als Journalist wie als Wissenschaftler darum, überall dort, wo deprofessionalisierte Information, Fake News oder Verleumdungen in der Öffentlichkeit aufgebracht werden, der Täuschung der Öffentlichkeit mit Fakten entgegenzutreten. Diese Tätigkeit übe ich zudem auch seit 2005 als stellvertretender Vorsitzender der Verbraucherkommission des Landes Baden-Württemberg aus. Es geht also stets um das Thema „Verbraucher-Aufklärung“ als Gegenpol zur „Verbraucherverwirrung“.

Erkundungstour am Campus in Weiden. Foto: Misch/OTH Amberg-Weiden

Wie ist es zur Zusammenarbeit ihres Instituts mit der OTH Amberg-Weiden gekommen?

Fasel: Wir waren schon seit Gründung 2005 ein An-Institut der Hochschule für Wirtschaft und Medien in Calw. Dann erhielten wir ein Angebot von der OTH. Und das hat uns dazu gebracht, diesen Partner zu wählen

Was waren die Zielsetzungen der Kooperation?

Fasel: Eine enge Verknüpfung meines Ansatzes mit der Fülle der Verbraucherthemen, die vor allem Professor Thomas Dommermuth erfolgreich bearbeitet hat – er hat sich nicht nur wegen seiner Studiengangs-Gründungen wie den Steuermaster um die OTH verdient gemacht, sondern auch dadurch, dass er wichtige Verbraucherthemen fundiert erforscht und auf die Agenda von Politik und Gesellschaft gesetzt hat.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte haben Sie dabei gesetzt?

Fasel: Den Wohn-Riester, die private Altersvorsorge oder die „Dämmrendite“. Diese Themen haben wir in gemeinschaftlicher Aufklärungsarbeit auf die Agenda der Politik und Verbraucher gebracht. Hätte die Politik damals zum Beispiel bei der Dämmfrage auf die Ergebnisse von Professor Dommermuths Forschungen gehört, säßen wir heute weit weniger im Energie-Debakel! Das waren vorausschauende, großartige Erkenntnisse, die der Kollege da herausgearbeitet hat!

Wie hat sich das ifv dabei eingebracht?

Fasel: Als Forscher, Übersetzer und Vermittler. Alles das sind komplexe Themen, die einen hohen Erklärungsbedarf benötigen. Das ifv hat einerseits – unter anderem im DFG-Projekt zur Ressourcenschonung – Kommunikationsfragen erforscht, andererseits in konkreten Workshops dafür gesorgt, dass unsere Gesellschaft mit diesen Themen vertraut gemacht wurde. Eine wichtige Aufgabe, die wir bundesweit erfüllt haben.

Warum hat diese Aufklärungsarbeit für Sie einen so hohen Stellenwert?

Fasel: Weil Fake News, unjournalistisches Bloggen und Kampagnen in den Medien immer mehr um sich greifen. Wir brauchen kompetente und professionell ausgebildete Journalisten, wenn wir die Verwirrung der Leser verhindern wollen.

Wie geht es jetzt mit dem ifv weiter?

Fasel: Wie seit 18 Jahren – wir beraten aktuell ein Polizeipräsidium, ein Landes-Ministerium, einen Landkreis und eine deutsche Universität – jeweils bei der Frage nach einer verbesserten Information für Bürger und ihre jeweiligen Zielgruppen. Zudem begleiten wir mehrere Zeitungen in Deutschland und Österreich dabei, wie sie ihre Beiträge für die Leser verständlicher machen können. Weitere Anfragen von aktuell drei Projekt-Interessenten liegen vor.

Suchen Sie für das ifv neue Partner?

Fasel: Wir brauchen nach 18 Jahren An-Institut eigentlich keinen solchen Status mehr, da wir als GmbH eine eigenständige Unternehmung sind und schon an zwei Hochschulen diesen Status genossen haben. Zudem bin ich ja seit Gründung der Verbraucherkommission des Landes Baden-Württemberg im Jahre 2005 deren stellvertretender Vorsitzender. Das ifv ist längst eine eigene Marke. Wir haben allerdings zurzeit zwei Anfragen nach Kooperationen. Die werden wir in Ruhe prüfen – und dann entscheiden.

Was nehmen Sie aus der Zusammenarbeit mit der OTH mit?

Fasel: Nur Gutes. Tolle Studierende, tolle Kollegen, tolle Studiengänge. Weiden ist eine wunderschöne Stadt. Wir bedanken uns herzlich bei der OTH, ihrem Präsidium und den Kolleginnen und Kollegen – und freuen uns, dass wir zur Verbreitung des Namens und Rufes der Hochschule in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Jahrzehnt lang tätig sein konnten. Wir wünschen weiterhin alles Gute!

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