4.000 Volt verderben jedem Wolf den Appetit

Tirschenreuth/Weiden. Seitdem der Wolf wieder durch die Gegend streift, haben Nutztierhalter ein ungutes Gefühl. Doch man kann sich wirksam schützen.

Wolfsattacken können durch Spezialzäune verhindert werden. Foto: Pixabay

Päng! 1882 wurde der letzte frei lebende Wolf in Bayern getötet. Im Fichtelgebirge. Doch auf leisen Pfoten ist er wieder zurückgekehrt. Nach fast 125 Jahren sichtete man 2006 das erste Tier im Freistaat. Ein Autofahrer hatte es im Landkreis Starnberg allerdings plattgemacht. Seit 2017 gibt es wieder Wolfsrudel auch in der nördlichen Oberpfalz. Doch der Rückkehrer hat nicht nur Freunde.

Landwirte machen sich Sorgen um ihre Weidetiere, Schafhalter melden die ersten Verluste. Die muss man aber nicht hinnehmen. Man kann vorsorgen, mit sogenannten Wolfschutzzäunen. Johann Schmidkonz kennt sich damit aus. Er ist Herdenschutzmaßnahmen-Berater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Tirschenreuth-Weiden.

Angus-Herde wird geschützt

Auch die Kappl-Wirtsleut, Thomas und Yvonne Rosner, haben sich von ihm beraten lassen. Auf ihren Weiden grast eine Mutterkuhherde mit wertvollen Angus Rindern. Die Rosners sind hellhörig geworden, als ihnen ein Bekannter aus der Fränkischen Schweiz seine blutigen Wolfserlebnisse geschildert hatte. Zwei seiner Hütehunde wurden getötet, acht Weiderinder verletzt. „Das hat uns echt geschockt“, erzählt Thomas Rosner. Die Wirtsleute haben sich bei Schmidkonz schlau gemacht.

Die Familie Rosner schützt ihre wertvollen Angus Rinder mit einem Wolfabwehrzaun. Johann Schmidkonz (rechts) hatte sie kompetent beraten. Foto: Judith Zeitler

4.000 Volt in den Elektrokabeln

Der ist von der Schutzwirkung des Abwehrzauns überzeugt. Der Wolf hatte sich bislang kräftig daran die Reißzähne ausgebissen. Doch auf die richtige Montage kommt es an. Der Zaun umfasst mindestens vier Elektroseile, die in drei 20-Zentimeter und einem 30-Zentimeter-Abstand gespannt sind. Eine Spannung von 4.000 Volt wird durchgejagt. „Der Wolf versucht ja, sich unter dem Zaun durchzugraben“, erzählt Schmidkonz. Die Lust auf die Buddlerei vergeht ihm aber sofort, wenn er sich den ersten Stromschlag einfängt. „Darum auch der geringe Abstand des ersten Kabels zum Erdboden“, erläutert der Berater.

115 Anträge seit 2020

115 Anträge mit einer Gesamtsumme von mehr als 810.000 Euro hat Schmidkonz seit 2020 bereits bearbeitet. So kurz jedenfalls existiert das Förderprogramm des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Dessen Laufzeit bis auf 2025 verlängert worden ist. Anfragen gab es deutlich mehr, doch die Förderkriterien wurden nicht immer erfüllt. Nur Mutterkühe mit Kälbern, Lamas, Alpakas, aber auch Ziegen, Ponys, Schweine und Schafe können sich einzäunen lassen.

Keine Förderung bei bestimmten Tieren

Pferde mit einem Stockmaß von mehr als 1,4 Metern und ausgewachsene Rinder hingegen können sich gegen den Wolf gut selber verteidigen. Außerdem muss die Weide noch in einer Förderkulisse liegen, in der standorttreue Isegrims nachgewiesen wurden. Dazu zählt mittlerweile der gesamte Zuständigkeitsbereich des AELF. Aber nur fast. Kommunen wie zum Beispiel Mähring, Bärnau oder auch Bad Neualbenreuth fallen raus.

13 Euro für den laufenden Meter

Mit rund 13 Euro bezuschusst der Freistaat den laufenden Meter Abwehrzaun, inklusive Montage. Da kann sich schon was zusammenläppern. Für große Areale muss man ein paar Kilometer an Zaun einplanen. Schmidkonz hatte mal einen Antrag über 50.000 Euro auf dem Tisch liegen. „Man kann sich ja überlegen, ob man vielleicht einen bestehenden Weidezaun nachrüsten kann.“ Das hilft, Kosten zu sparen. Aber auch, wenn der Bauer selbst mit anpackt, wird es billiger. „In der Regel kommt man aber mit dem Fördersatz schon hin“, weiß Schmidkonz aus Erfahrung.

Zaun macht auch Arbeit

Der Zaun wirkt, doch er hat den einen oder anderen Nachteil. Zum Beispiel muss das Gras unter dem ersten Seil kurz gehalten werden. Kommen die Pflanzen damit in Berührung, nimmt die Spannung rapide ab und der Appetit beim Wolf zu.

Schmidkonz schaut sich die Situation beim Antragsteller vor Ort an. Gibt er das Okay, müssen je nach Investitionssumme zwischen ein und drei Angebote eingeholt werden. Dann müssen noch der Antrag und eine Flächenskizze an die zuständige Dienststelle des Landesamts für Umwelt nach Kulmbach geschickt werden. „In drei, vier Wochen ist der Bewilligungsbescheid da“, weiß Schmidkonz. Aber Achtung: Innerhalb von zwei Jahren muss der Zaun gebaut sein, sonst sind die Fördereuros futsch.

Keine Angst vorm Wolf

Nach dem Zaunbau wollen die Rosners tatsächlich einen Wolf gesehen haben, weiß Schmidkonz. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit, diesem großen Beutegreifer über den Weg zu laufen, mehr als gering. In Bayern gibt es gerade mal sechs Wolfsterritorien, unter anderem in Grafenwöhr und im Manteler Forst. Zum Vergleich: In Niedersachsen gibt es 49, in Brandenburg stolze 61.

„Der Wolf ist von Natur aus vorsichtig, er weicht dem Menschen aus“, wissen die Experten vom Landesamt für Umwelt. Ein unerfahrenes Jungtier könnte höchstens aus Neugier einmal ein Auge auf den Zweibeiner werfen. Aber keine Angst: der Mensch passt nicht in sein Beuteschema.

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2 Kommentare

Annegret Sproesser - 01.12.2022

Journalismus ist dieser Artikel sicher nicht!

Der Autor des Artikels glaubt auch noch an den Weihnachtmann, wenn ihm das von offizieller Stelle mit klingendem Titel angewiesen wird.
Der Zaun, der Herden vor Wolfsangriffen schützt ist noch nicht erfunden, bzw. um Wolfsgehege zu bewundern.
Wenn ein Wolf einen Zaun überspringt verliert er die Erdung und erhält somit keinen Stromschlag. Wölfe können ziemich hoch springen. In Niedersachsen wurde kürzlich ein 180 cm hoher Zaun von Wölfen übersprungen.
Zum Umgang mit Elektrozäunen ist zu sagen, dass 50 m Elektrozaun mit 90cm ca. 8 kg wiegen. Die mit 120 cm dann schon mal 13 kg. Nass auch grne mal 2-3 kg mehr. Wie stellt ihr Autor sich das denn bei entsprechender Schneelage oder bei Winddruck vor?
Vorhegehende Recherche hätte dem Artikel sicher gut getan.

Annette - 01.12.2022

so ein Blödsinn. Es wurden schon Zäune mit 10000 V und 140 bis 180 cm Höhe überwunden. Auch ausgewachsene Kühe und Pferde sind bei Rudelangriffen verloren.