Auch die reichen Starnberger haben ihre Sorgen

Falkenberg. Wie schaut das Wirtschaftsförderungskonzept im Landkreis Starnberg aus? Das wollte der Wirtschaftsclub Nordoberpfalz wissen und hatte mit Christoph Winkelkötter einen absoluten Experten eingeladen. Dabei wurde deutlich: Auch die reichen Oberbayern haben Probleme.

Wirtschaftsclub-Präsident Anton Braun hatte die Landräte Andreas Meier und Roland Grillmeier, sowie Weidens OB Jens Meyer und gwt-Geschäftsführer Christoph Winkelkötter (von rechts) auf die Burg Falkenberg eingeladen. Foto: Theo Kurtz

Hier leben die meisten Einkommensmillionäre der Republik, hier ist die Kaufkraft am höchsten – der Landkreis Starnberg gehört zu den reichsten Regionen in Europa. Hier wuchs die spätere Kaiserin Sisi auf, heute wohnt hier Helene Fischer. Und trotzdem ist diese, obendrein noch landschaftlich besonders reizvolle Ecke Oberbayerns, alles andere als das gelobte Land. Christoph Winkelkötter, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (gwt) öffnete jetzt allen die Augen, die möglicherweise mit verklärtem Blick auf diese oberbayerische Ecke schauen.

“Wir sind kein touristisches Disneyland, sondern ein ganz normaler Landkreis”, betonte er. Der Wirtschaftsclub Nordoberpfalz hatte ihn zu einem Vortrag auf Burg Falkenberg eingeladen. Aber nicht nur ihn. Club-Präsident Anton Braun hatte es auch geschafft, drei viel beschäftigte Kommunalpolitiker zu “verpflichten”: die beiden Landräte Andreas Meier, Roland Grillmeier und den Weidner Oberbürgermeister Jens Meyer. Das Trio nahm an der anschließenden Podiumsdiskussion teil.

Kaufkraft liegt bei 40.000 Euro

Da könnte der normal verdienende Nordoberpfälzer vielleicht neidisch werden. Das verfügbare jährliche Einkommen eines Starnbergers liegt bei rund 40.000 Euro, ein Neustädter oder ein Tirschenreuther muss sich im Schnitt mit 25.000 Euro zufriedengeben. Ein bisserl besser dran sind die Max-Reger-Städter. Hier liegt die Kaufkraft bei knapp 27.000 Euro.

Wohnen ist sehr teuer

Bei Kaltmieten von 20 Euro pro Quadratmeter relativiert sich aber dieses satte Einkommen. Und genau damit hat der Landkreis Starnberg zu kämpfen. Auch hier werden händeringend Fachkräfte gesucht. Doch, wer nicht gerade Spitzenverdiener ist, kann sich das Wohnen dort nicht leisten, geschweige denn das Bauen. “Die Grundstückspreise liegen bei uns bei rund 1.500 Euro pro Quadratmeter”, erzählt Winkelkötter. Die Folge: der Landkreis muss jeden Tag mit einer Flut von Einpendlern fertig werden, die im günstigeren Umland leben. Mehr als 32.000 sind es. Das wirkt sich wiederum auf den Verkehr aus. Und auch die Nähe zu München – die bayerische Landeshauptstadt ist nur rund 30 Kilometer entfernt – ist nicht gerade von Vorteil. Die Isarmetropole zieht Top-Arbeitskräfte aus dem Landkreis magisch an.

Gewerbeflächen sind rar

Mit einer Fläche von rund 500 Quadratkilometern gehört Starnberg nicht zu den Landkreis-Riesen. Gewerbeflächen sind daher Mangelware. Die Nachfrage dagegen extrem hoch. “Wir haben aktuell ein Areal von 10.000 Quadratmetern im Angebot”, erzählt der Wirtschaftsförderer. Nicht weniger als 40 Interessenten gibt es dafür. Lösungsansätze sind vorhanden. Schlecht genutzte Gewerbeflächen etwa effizienter zu nutzen. Dazu gehört auch, sich von der Zweigeschoss-Immobilie zu verabschieden und in die Höhe zu bauen. Auch dem Fachkräftemangel könnte man begegnen. Rund 30.000 Bürger pendeln täglich aus. “Wir müssen die Leute überzeugen und dafür werben, dass es auch in ihrem Heimatlandkreis tolle Jobs gibt”, erläutert Winkelkötter.

Neue Marke kreiert

Was dem Wirtschaftsclub wichtig wäre, nämlich mit “Nordoberpfalz” eine eigene Marke zu schaffen, ist den Starnbergern bereits vor sechs Jahren gelungen. Fünfseenland hieß die oberbayerische Region damals. Das klang aber zu touristisch und war geografisch nicht eindeutig zu verorten. “Wir haben ja sogar mehr wie fünf Seen”, sagt der Wirtschaftsförderer. Heute firmiert sie als Starnberg-Ammersee. Ein Jahr dauerte die Markenfindung. “Es hat sich gelohnt”, findet der gwt-Geschäftsführer. Die Klickzahlen auf der Webseite steigen kontinuierlich an.

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