Nierenärzte kämpfen weiter um das Tirschenreuther Dialysezentrum
Kemnath/Tirschenreuth. Einen Weiterbetrieb des Dialysezentrums in Tirschenreuth lehnt die Kassenärztliche Vereinigung ab. Doch Nierenspezialisten wehren sich gegen das "Nein". Sie haben Widerspruch eingelegt.
Dr. Robin Satanovskij und Dr. Andreas Reihl geben nicht auf. Die Gesellschafter des „DialyseCentrum Nephrologische Praxis“ mit Sitz in Bayreuth wollen das Dialysezentrum in Tirschenreuth wiederbeleben. Ende Februar gingen bekanntermaßen dort die Lichter aus. Das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (kfH) hatte es aus Kostengründen und wegen Personalmangels nach 22 Jahren dicht gemacht. Die beiden Nierenfachärzte hatten den notwendigen Zulassungsantrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Bayern (KVB) gestellt. Der wurde abgelehnt. Die Begründung: „Umliegende“ Zentren in Weiden oder Marktredwitz/Selb hätten noch Kapazitäten frei. Die beiden Mediziner haben jetzt dagegen Widerspruch eingelegt.
Argumente interessierten nicht
Als der Zulassungsausschuss in Regensburg tagte, war Satanovskij extra hingefahren. „Ich wollte dem Gremium die Gründe dafür darlegen, warum der Weiterbetrieb absolut Sinn macht“, erzählt er. Was er dort erlebte, frustrierte ihn komplett. Niemand schien sich dafür so richtig zu interessieren. Der Ausschuss folgte widerspruchslos dem Vorschlag der KVB, das Dialysezentrum nicht mehr weiterzubetreiben. Was dem engagierten Nephrologen besonders sauer aufstößt: Auch bei den Patientenvertretern, die mit in dem Ausschuss sitzen, regte sich kein Widerstand.
Er versteht die Welt nicht. Es gibt einen ganzen Strauß voller sehr guter Gründe, warum diese Einrichtung eigentlich wiederbelebt werden müsste. Die zuletzt 30 Patienten müssen seit der Schließung jetzt mit dem Taxi oder Krankenwagen dreimal in der Woche nach Weiden oder nach Marktredwitz gefahren werden. Die Kosten übernehmen zwar die Krankenkassen, bezahlen müssen es schlussendlich die Versicherten. Würden die Patienten in Tirschenreuth weiter behandelt, würden AOK, DAK, Barmer und Co. keinerlei Mehrkosten entstehen. „Die Fallpauschalen sind ja überall die Gleichen“, rechnet Satanovskij vor.
Kliniken sind jederzeit für Gespräche offen
Nicht zu vergessen: Das Dialysezentrum, das noch immer voll funktionstüchtig ist, ist im Tirschenreuther Krankenhaus untergebracht. Damals wurde extra eine Station dafür umgebaut. „Ein Rückbau wird sicherlich nicht ganz billig“, vermutet der Nierenspezialist. Auch bei den Kliniken Nordoberpfalz (KNO) ist man stark daran interessiert, dass in das dicht gemachte Zentrum wieder Leben einkehrt. „Wir würden eine Nachfolgeregelung begrüßen und stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung, um eine wohnortnahe Versorgung zu ermöglichen“, betont KNO-Sprecher Michael Reindl. Über eine alternative Nachfolgenutzung habe man sich noch keine Gedanken gemacht.
Lange Fahrten können lebensbedrohend sein
Viel wichtiger als alle wirtschaftlichen Überlegungen ist in den Augen von Satanovskij das Wohl der Patienten. „Längere Autofahrten können für die sehr instabilen Menschen absolut lebensbedrohend sein.“ Mittlerweile sind ehemalige Tirschenreuther Patienten schon von Weiden nach Kemnath gewechselt. Neben Bayreuth und Pegnitz betreiben die beiden Mediziner auch in der kleinen Ex-Kreisstadt erfolgreich ein zertifiziertes Dialysezentrum.
„Aber wir können natürlich nicht alle aufnehmen. Dazu fehlen uns schlichtweg die Kapazitäten“. Und immer öfter rufen Menschen in der Ambulanz in Kemnath an. „Die bekommen in Weiden keinen Termin mehr“, weiß Satanovskij. Dabei wäre eine frühzeitige Behandlung so wichtig. Dadurch könnte das Anschließen an das Dialysegerät hinausgezögert oder sogar ganz vermieden werden.
Die beiden Oberfranken sind jetzt gespannt, wie ihr Widerspruch behandelt wird. „Mal schauen, ob der gleiche Zulassungsausschuss wieder zusammentritt“, sagt Satanovskij.
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