Fall Lena (10) im Kinderheim Wunsiedel: Angeklagter gesteht Vergewaltigung

Hof. Zum Prozessauftakt am Landgericht Hof hat der Angeklagte (26) die Vergewaltigung der zehnjährigen Lena im Kinderheim Wunsiedel gestanden. Die Tötung des Mädchens wird einem Elfjährigen zur Last gelegt.

Landgericht Hof Kinderheim Wunsiedel Prozess
Der Angeklagte mit Vorführbeamten und seinem Anwalt Maximilian Siller (Hof). Foto: Christine Ascherl

Das Medieninteresse ist enorm. Zwei Dutzend Kameras richten sich auf Daniel T., der um kurz nach 9 Uhr in Anstaltskleidung in den Gerichtssaal gebracht wird. Er sitzt während der Verhandlung hinter einer Glaswand, sein Anwalt Maximilian Siller nimmt vor ihm Platz.

Mit im Saal: die Anwälte der drei Nebenkläger. Die Eltern des getöteten Mädchens sind nicht selbst vor Ort, für die Mutter nimmt Lutz Rittmann (Weiden), für den Vater Martina Fuchs-Andonie (Weiden) an der Verhandlung teil. Die Familie stammt aus der Oberpfalz. Das Kind war aufgrund eines sich hochgeschaukelten Sorgerechtsstreits seit November 2022 in der katholischen Einrichtung untergebracht.

Auch elfjähriger Junge ist Nebenkläger

Weiterer Nebenkläger ist der elfjährige Junge, der das Mädchen nach der Vergewaltigung durch den 25-Jährigen erdrosselt haben soll, vertreten durch Anwalt Michael Hasslacher. Auch der Bub ist Opfer, angeklagt ist in seinem Fall Missbrauch ohne Körperkontakt durch den Angeklagten.

Zum Prozessauftakt gibt es ein umfassendes Geständnis, verlesen durch den Verteidiger. Der Angeklagte habe eine schriftliche Einlassung vorbereitet, so Siller. „Aufgrund des medialen Interesses sieht er sich aber außerstande, diese selbst vorzutragen.“

Angeklagter legt Geständnis ab

Also liest der Anwalt die mitgebrachten Seiten vor. Der Angeklagte räumt darin die Vorwürfe – mit Ausnahme der Brandstiftung an einem Baucontainer – vollumfänglich ein. Er habe sich damals in immer größeren finanziellen Problemen gefunden. Das Diebesgut aus den Baucontainern habe er auf eBay verkauft, um den Lebensunterhalt für die Familie zu verbessern. Manche Werkzeuge habe er auch zur Renovierung seines Hauses benutzt.

Auch in der Nacht zum 4. April 2023 war er auf Einbruchstour. Er habe zunächst in Wunsiedel mehrere Grundstücke nach Gartenschuppen abgesucht, aber nichts gefunden. Auf dem Rückweg sei er über das Gelände des Kinderheims gelaufen, in dem er als Kind selbst untergebracht war.

Durch das ganze Haus geschlichen

Er habe dann festgestellt, dass ein Fenster zur Sonnenscheingruppe geöffnet war. Er stieg ein. Detailliert schildert der 26-Jährige, wie er durch alle Etagen schlich. „Das Licht war aus. Es war sehr still.“ Im Erdgeschoss durchsuchte er ein verlassenes Kinderzimmer und sei dabei von dem Jungen überrascht worden. „Er sprach mich direkt an, was ich hier zu suchen hätte. Ganz ohne Angst teilte er mir mit, dass er mich doch kennen würde. Ich sei doch der Müllmann. Ich fühlte mich ertappt und erkannt.“

Der Junge habe das Gespräch sehr schnell auf Sex gelenkt. Das Kind habe wissen wollen, wie das ginge. „Aus Angst“ vor Entdeckung habe er mitgemacht, so die Erklärung des Angeklagten. Der Junge habe dann ein Mädchen geholt. Gemeinsam habe man dann das strampelnde Mädchen auf das Bett gedrückt. Er habe das Kind mit den Händen vergewaltigt. „Das Mädchen hat sich gewehrt.“

Nach der Tat habe er fluchtartig das Kinderheim verlassen. „Zu keinem Zeitpunkt habe ich den Jungen aufgefordert, das Mädchen zu töten.“ Bis zum heutigen Tag könne er keine Ruhe finden, lässt der 26-Jährige erklären. „Ich weiß, dass es keine Entschuldigung gibt, ich bereue die von mir begangenen Taten zutiefst“, liest Anwalt Siller vor. Die ganze Verhandlung über sitzt der Franke mit hängendem Kopf auf seinem Stuhl hinter der Scheibe.

Anklage: Vergewaltigung, Missbrauch, fünf Diebstähle

Sein Geständnis deckt sich mit der Anklage der Staatsanwältin. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Mädchen erst getötet wurde, als der damals 25-Jährige das Heim schon verlassen hatte. Kurze Zeit nach seinem Verschwinden sei es zu einem Streit zwischen den Kindern gekommen. Lena ist nach Überzeugung der Ermittler von dem Elfjährigen mit einem LED-Band erdrosselt worden.

Als erster Zeuge wird ein Kripobeamter gehört, der über die Einbrüche berichtet. Der letzte Einbruch ereignete sich 17 Tage nach der Tat im Kinderheim Wunsiedel. Der Angeklagte stieg in den Baucontainer einer Firma ein. Der Abgleich von DNA-Proben ergab Treffer mit vorherigen Diebstählen und dem Tatort in Wunsiedel. Ein DNA-Treffer stammte von einem Amazon-Firestick, der unter der Wohnadresse des Angeklagten in Betrieb war.

Mehr zum Prozess:

Die Anklage wirft dem 26-Jährigen Vergewaltigung und mehrere Diebstähle vor. Die Tötung des Kindes wird dem Elfjährigen angelastet.

Als erste Zeugen sagen die Erzieherin und der Heimleiter aus.

Die Nebenklagevertreter Martina Fuchs-Andonie und Lutz Rittmann, beide aus Weiden, im Gespräch. Sie vertreten die Eltern des getöteten Mädchens. Foto: Christine Ascherl
Die Nebenklagevertreter Martina Fuchs-Andonie und Lutz Rittmann, beide aus Weiden, im Gespräch. Sie vertreten die Eltern des getöteten Mädchens. Foto: Christine Ascherl
Dr. Lutz Rittmann vertritt die Mutter des getöteten Mädchens. Foto: Christine Ascherl
Dr. Lutz Rittmann vertritt die Mutter des getöteten Mädchens. Foto: Christine Ascherl
Das Medieninteresse ist enorm. Foto: Christine Ascherl
Das Medieninteresse ist enorm. Foto: Christine Ascherl
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Maximilian Siller. Foto: Christine Ascherl
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Maximilian Siller. Foto: Christine Ascherl
Die Vertreterinnen der Staatsanwaltschaft im Verfahren um die Vergewaltigung und den gewaltsamen Tod eines Mädchens im Kinderheim Wunsiedel. Foto: Christine Ascherl
Die Vertreterinnen der Staatsanwaltschaft im Verfahren um die Vergewaltigung und den gewaltsamen Tod eines Mädchens im Kinderheim Wunsiedel. Foto: Christine Ascherl
Die Jugendschutzkammer am Landgericht Hof. Foto: Christine Ascherl
Die Jugendschutzkammer am Landgericht Hof. Foto: Christine Ascherl

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