Überlebender des Konzentrationslagers Flossenbürg gestorben: Trauer um Jack Terry

Flossenbürg. Jack Terry hat als Gefangener des KZ Flossenbürg ein bewegtes Leben hinter sich. Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten trauert nun um das verstorbene Mitglied und gedenkt seiner unvergessenen Taten.

Jack Terry war ein engagiertes Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Foto: Stiftung Bayerische Gedenkstätten

Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten trauert um Jack Terry, der am 30. Oktober 2022 im Alter von 92 Jahren in München verstorben ist. Terry war langjährig ein engagiertes Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und Sprecher der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Flossen­bürg. “Die Nachricht vom Tod Jack Terrys erschüttert uns zutiefst. Deutschland hat einen wichtigen Zeitzeugen, wir einen engagierten Mitstreiter verloren”, so der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller.

Großer Verlust für Bayern

“Seinen Angehörigen gilt unser tiefes Mitgefühl.” Michael Piazolo, Kultusminister und Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, würdigt Jack Terry als bedeutenden Zeitzeugen: “Der Tod von Jack Terry ist ein großer Verlust für Bayern. Als Sprecher der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg und Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Bayerische Gedenkstätten war Terry ein Mahner gegen das Vergessen des Naziterrors. Mit seiner Geschichte und seiner Persönlichkeit stand er für Toleranz und Versöhnung. Wir werden seine Stimme vermissen. Sein Erbe verstehen wir als Auftrag, uns hier und heute gegen Krieg, Gewalt und Diskriminierung einzusetzen!”

Seine Geschichte

Jack Terry wurde 1930 in Belzyce bei Lublin (Polen) als Jakub Szabmacher geboren. Im Oktober 1942 wurde die Familie Szabmacher von dort vertrieben und Anfang 1943 aus dem Ghetto Belzyce in das Lager von Budzyn verschleppt. Am 8. Mai 1943 erschoss man vor seinen Augen seine Mutter und seine Schwester. 1944 kam Terry nach einer Zwischenstation in Wieliczka, wo man ihn in der Flugzeugproduktion eingesetzt hatte, in das KZ Flossenbürg: Zunächst musste er im Steinbruch arbeiten, später in der Flugzeugproduktion und zum Ende in der Häftlingswäscherei.

Am 8. April 1945 begann die SS unter dem Druck der heran­rückenden Truppen der US-Armee mit der Evakuierung des Lagers in Flossenbürg. Mithäftlinge versteckten den 15-jährigen Terry in einem Rohrtunnel, der von der Wäscherei in die Küche führte. Als die US-Armee das Lager am 23. April 1945 einnahm, war er der jüngste Häftling. Als einziges Mitglied seiner Familie überlebte er den Holocaust.

Ein Colonel aus der befreienden Division nahm sich des Waisenjungen an und nahm ihn mit in die Vereinigten Staaten. Jack Terry lebte seit dem in New York City, wo er als Psychoanalytiker arbeitete. Zu seinen Patienten gehörten auch ehemalige KZ-Häftlinge. Seit 1995 kehrte er anlässlich der Jahrestage der Befreiung des Lagers regelmäßig nach Flossenbürg zurück.

Er war engagiertes Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und Sprecher der ehemaligen Häftlinge des Konzen­trationslagers Flossenbürg. Im Jahr 2005 veröffentlichte er seine Lebensgeschichte unter dem Titel “Jakubs Welt”. Für sein herausragendes bürgerschaftliches Engagement zeichnete man Terry 2007 mit dem Bayerischen Verdienstorden aus.

Über die Stiftung Bayerische Gedenkstätten

Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in München. Der Freistaat Bayern errichtete sie zum 1. Januar 2003. Die Stiftung ist Trägerin der KZ-Gedenkstätte Dachau und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, die zu den Gedenkstätten in Deutschland von nationaler und internationaler Bedeutung gehören, sowie weiterer Gedenkstätten im Freistaat.

Zweck der Stiftung ist es, die Gedenkstätten als Zeugen für die Verbrechen des Nationalsozialismus, als Orte der Erinnerung an die Leiden der Opfer und als Lernorte für künftige Generationen zu erhalten und zu gestalten. Die Stiftung will die darauf bezogene geschichtliche Forschung unterstützen und dazu beitragen, dass das Wissen über das historische Geschehen im Bewusstsein der Menschen wachgehalten und weitergetragen wird.

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