Unsere Bürgermeister (6): Falkenbergs Matthias Grundler ist auch Burgmeister

Falkenberg. „Ich habe schon als Pimpf gesagt, ich würde gerne Bürgermeister werden“, sagt Matthias Grundler. Als JU-Chef hat er mit einer wilden Party die CSU-Altvorderen ein wenig geschockt. Altbürgermeister Herbert Bauer schlug ihn dennoch als Nachfolger vor.

Falkenbergs Bürgermeister Matthias Grundler im Redaktionsgespräch. Foto: Jürgen Herda

Matthias Grundlers Kindheitserinnerungen klingen nach der Serie Big-Bang-Theory – nur eben nicht für Physiker-, sondern Politiker-Nerds: „Verwandte erzählen oft: Ich habe schon als Pimpf gesagt, ich würde gerne Bürgermeister werden.“ Am Zaun des Kanzleramts hat er aber nicht gerüttelt wie einst Schröder.

Während andere Jungs von einer Karriere beim FC Bayern träumten, wollte er „mit 9 Jahren die Tagesschau sehen“. So hat jeder seine Hobbys. Nur dass Grundler auch die nötige Ausdauer hatte, um sein Hobby zum Beruf zu machen – zumindest ehrenamtlich mit Aufwandsentschädigung: „Was mich am meisten reizt“, sagt der 34-Jährige, „dass man als Bürgermeister Ideen konkret umsetzen kann.“ Wenn ein Abgeordneter etwas sage, rolle nicht gleich der Bagger.

Praxis statt Theorie: Vom Hörsaal ins Rathaus

Der gebürtige Falkenberger ist der Typus Politiker, der vom Hörsaal ins Rathaus wechselte. „Für mich war das Studium ein Ausflug in die Theorie“, sagt Grundler, „das Rathaus die Rückkehr in die Praxis.“ Nach dem Abi jobbt er im Wahlkreisbüro von MdB Albert Rupprecht (CSU), studiert in Regensburg Politikwissenschaft und Öffentliches Recht. „Albert hat mich 2008 angesprochen, ob ich im Wahlkampfteam mit dabei sein will.“ Er sei dann derjenige gewesen, der Rupprecht zu dessen Terminen gefahren hat: „Fahr nicht so schnell in die Kurve, aber schick dich“, erinnert er sich lachend, „weil wir immer zu spät dran waren.“

Offensichtlich hat er als Abgeordneten-Chauffeur die Quadratur des Kreises ganz gut hinbekommen. Anschließend fragte der ihn nämlich, ob er Lust hätte, Rupprechts Wahlkreisbüro zu betreuen. Ein Jahr organisiert er in Vollzeit Termine des Bundesabgeordneten in Weiden, während des Studiums dann noch als studentische Hilfskraft.

Wichtigste Eigenschaft: Demut

Eine wichtige Lektion habe er beim Politikwissenschaftler Professor Alexander Straßner an der Uni Regensburg gelernt: Der habe immer gefragt: „Was ist die wichtigste Eigenschaft des Politologen?“ – „Demut, dass man nicht alles besser weiß.“ Es gehöre dazu, sich eigener Schwächen bewusst zu werden – was auch für Politiker gelte. „Das habe ich durchgehend beherzigt.“ Seit 2014 ist er fest im Wahlkreisbüro des Tirschenreuther Landtagsabgeordneten Tobias Reiß angestellt. „Jetzt noch halbtags.“

Ein großer Vorteil seiner politisierten Lehrjahre: „Ich kenne viele wichtige Akteure und Behördenvertreter, musste als Bürgermeister nicht bei null anfangen.“ Und eines ist auch klar: Das Einmaleins des Bürgermeisteramts hat Grundler bei seinem Vorgänger Herbert Bauer gebüffelt, der nach 24 Jahren im Amt mit allen kommunalpolitischen Wassern gewaschen war. „Heuer war ich am ersten Schultag mit ihm als Schülerlotse im Einsatz“, erzählt der Nachfolger. „Es kam aber nur ein Senior, der sich sehr gewundert hat, was wir von ihm wollen.“ Der Grund: „Am ersten Tag wurden alle Kinder von ihren Eltern zur Schule gefahren.“

Falkenbergs Bürgermeister Matthias Grundler im Redaktionsgespräch. Foto: Jürgen Herda

Halloween-Party schockte Alt-CSU

Bauer kennt den ehrgeizigen Jungpolitiker schon von Kindesbeinen an: „Ich bin mit seiner jüngsten Tochter in die Klasse gegangen“, sagt Grundler. Allerdings sei seine erste Aktion als JU-Vorsitzender bei Bauer und den eher konservativen CSU-Mitgliedern in Falkenberg nicht so gut angekommen. „Das war eine Halloween-Party, bei der wir in Allerheiligen reingefeiert haben – ein Bombenerfolg, nur nicht für die Älteren.“ So was nennt man Jugendsünde. Grüße an Aiwanger. Die ist inzwischen wirklich vergessen und verziehen. „Er hat mich selbst als Nachfolger vorgeschlagen.“ Und heute habe er vor solchen Feiertagen auch mehr Respekt.

Dass Grundler in Falkenberg etwas bewegen kann, macht ihm sichtlich Spaß. Deshalb verschwendet er keinen Gedanken an eine Karriere nach dem Amt. „Schlimm wäre es, nur noch zu verwalten.“ Aber bis dahin ist noch ein langer Weg. In Falkenberg warten jede Menge Herausforderungen auf den tatkräftigen Bürgermeister im Ehrenamt. „Wir haben ein Brauhaus, Gastwirtschaften, die Burg, eine Schule – ich könnte das Amt auch 24/7 betreiben.“

Burg Falkenberg mit Zoigl-Denkmal. Foto: OberpfalzECHO/Ann-Marie Zell

Selbstkritischer Burgbeauftragter

Wer an Falkenberg denkt, denkt zunächst an die Burg, die das Ortsbild beherrscht. Die Sanierung und Nutzung des Kulturdenkmals nationaler Bedeutung waren die Mammutaufgaben seines Vorgängers, in die Grundler als ehemaliger Burgbeauftragter eingebunden war. „Bei so viele Herausforderungen, um die Burg hochzubringen, hatten wir einige Details nicht auf dem Schirm“, sagt er selbstkritisch, weil sich eine Anwohnerfamilie vielfach zu Recht belästigt gefühlt habe.

„Wir mussten nachträglich ein Lärmschutzgutachten mit 100 Seiten in Auftrag geben.“ Seit März 2020 sei ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht in Regensburg anhängig, das sich formell gegen den Landkreis als Genehmigungsbehörde richte. „Wir wollen eine außergerichtliche Einigung“, sagt Grundler und man sei da auf einem guten Weg, da die Burg allen Falkenbergern am Herzen liege.

Gedenkjahr 2024 an widersprüchlichen Burgherrn

Apropos Burg:  Mitte März 2024 ist der Auftakt für das große Jubiläumsjahr zum 80. Todestag von Friedrich Werner von der Schulenburg. Der hatte die Ruine der Burg Falkenberg 1936 gekauft und sie zu seinem Ruhesitz ausgebaut. Als deutscher Botschafter in Moskau war er maßgeblich am Zustandekommen des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts 1939 beteiligt. Dr. Winfried Helm (Büro Theorie & Praxis, Passau) hat die Ausstellung mit Schwerpunkt auf Schulenburgs Karriere im Dritten Reich konzipiert – einer Karriere, obwohl er dem NS-Regime distanziert gegenüberstand.

„Mit Ausnahme einer Türklinke im Keller fand und findet sich kein Hakenkreuz in der ganzen Burg“, sagt Grundler, „obwohl Hitler einen Bau-Zuschuss von 200.000 Reichsmark genehmigte.“ Weil der zugezogene Burgbesitzer mit der exotischen, russisch-deutschen Geliebten Alwine Duberg, die er im Iran kennengelernt hatte, im Fall eines erfolgreichen Hitler-Attentats vom Juli 1944 als Außenminister vorgesehen war, galt Graf von der Schulenburg als Mitverschwörer. Nach seiner Verhaftung im August wurde er am 10. November 1944 in Plötzensee hingerichtet. Die Burg beschlagnahmte die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Sie wurde zu einem Außenlager des KZ Flossenbürg.

Exotisches Paar: Friedrich Werner von der Schulenburg und seine Geliebte Alwine Duberg auf Burg Falkenberg. Fotos/Collage: Burgmuseum Falkenberg/jrh

Zoigl-Hochburg mit zwei Skulpturen

Das zweite Charakteristikum Falkenbergs ist die lebendige Zoigl-Kultur. Der bayerisch-böhmische Kulturverein Bohème hat allen fünf Zoigl-Hochburgen der Nordoberpfalz, in denen der Zoigl noch im Kommunbrauhaus gekocht wird, eine Skulptur des Amberger Bildhauers Harald Bäumler gestiftet – mit Eigenmitteln der Kommunen, des Vereins und finanzieller Unterstützung von Bezirk und Freistaat. Es ist der Sturheit des Altbürgermeisters zu verdanken, dass Falkenberg als einziger Zoigl-Standort zwei Denkmäler sein Eigen nennt – die „Abträger“ auf dem Platz vor dem Brauhaus und der Krug, nach dem drei Hände greifen, am Westufer der Waldnaab.

„Die Mehrheit der Falkenberger mögen die Zoigl-Skulpturen“, sagt Grundler, „viele Besucher bleiben stehen und fotografieren.“ Dabei wäre 1960 fast Schluss gewesen mit der Zoigl-Tradition. „Mit dem typischen Nachkriegspragmatismus meinte man, Garagen seien wichtiger als das Brauhaus“, erzählt der Bürgermeister. „Einzelne Brauberechtigte aber sagten, wir können das nicht untergehen lassen.“ Der Abriss wurde abgewendet. „Der Kramer Gust war Pionier, er hat Mitte der 70er Jahre erstmals eine gewerbliche Zoigl-Stum aufgemacht.“ So richtig in Fahrt sei die Zoigl-Renaissance in den 80ern gekommen. „Mit jeder Zoiglstube wurde Falkenberg attraktiver.“ Man dürfe aber auch nicht übertreiben. „So wie es läuft, ist es sympathisch, es soll aber kein Zoigl-Disneyland werden.“

Zoigl-Festakt in Falkenberg. Bild: Jürgen Herda

Gastfreundliches Falkenberg

Was macht Falkenberg aus Sicht Grundlers heute aus? „Die Burg, die schöne Lage in der Natur, die IGZ, die vielfältige Gastronomie und vor allem unser Zusammenhalt.“ Wenn Zuagroaste ein bisschen guten Willen zeigen: „Mal auf einen Zoigl oder zu einer Vereinsveranstaltung zu gehen, wird man sofort herzlich aufgenommen.“

Es gebe riesige Investitionen im Gastrobereich, „insgesamt mehrere Millionen Euro“, schildert Grundler die Aufbruchstimmung im gastfreundlichen Falkenberg. „Die Busse aus Westberlin kommen nicht mehr automatisch, wie das bis zur Wende der Fall war.“ Die Zukunft gehöre dem nachhaltigen, naturnahen Tourismus. Dazu fehlen aber noch die Betten, gibt er zu. „Wir arbeiten daran“.

Falkenbergs Herausforderungen

Die „Droht“: Im Rahmen einer „Bürgerwerkstatt“ und einer Online-Umfrage brachten die Teilnehmer rund 50 Ideen ein, wie man die „Droht“ mit dem Spiel- und Bolzplatz an der Waldnaab abwärts attraktiver gestalten könnte. „Die erste Runde ist abgeschlossen, es wurden 50 Vorschläge eingereicht, darunter eine Boulderwand an einem Trafo-Häuschen und einige Liegen“, sagt Bürgermeister Matthias Grundler. „Das wird gut.“ Erst hieß es, für einen Spielplatz bekomme man keine Förderung, aber dann sei es gelungen mit MdL TobiasReiß doch noch Städtebauförderung für das Areal zu bekommen.

Gastronomie:

  • Die Blockhütte Waldnaabtal ist ein beliebtes Ausflugsziel mit Biergarten.
  • Die Familie Wild saniert das ganze Anwesen der historischen Hammermühle mit über einer Million Euro. Bisher habe die Familie vor allem Landwirtschaft betrieben, dann eine Schankstube im alten Stall und Hof aufgemacht. „Die sanierten Räumlichkeiten können für Feiern am Wochenende gemietet werden und dienen auch zur Einkehr für Wanderer“, weiß Grundler. „Ein paar Zimmer soll es eventuell auch geben.“
  • Der Rote Ochse der Familie Prockl ist eines der ältesten Wirtshäuser Bayerns, es wurde schon im 12. Jahrhundert erwähnt. „Da läuft bald die Generalsanierung des Hofs als Ensemble an – gefördert vom Entschädigungsfonds, dem Denkmalschutz und der Städtebauförderung.“ Die Kosten liegen bei drei Millionen Euro. „Auch sie planen ein paar Gästezimmer.“
  • ChocLatina (https://www.youtube.com/watch?v=vzAi5aogXs8): Die 31-jährige Brasilianerin Patricia Destro Gropengießer betreibt ihre eigene Pralinenmanufaktur namens „ChocLatina“. Ihr Handwerk hat sie in Brasilien gelernt, doch erst im Mix mit der bayerischen Kultur entstehen regelrechte Kunstwerke. „Derzeit macht sie die Pralinen in einer Konditorstube zu Hause“, erzählt der Bürgermeister. „Jetzt hat die Familie am Marktplatz das sog. Schreyerhaus gekauft, da war schon früher eine Konditorei drin. Jetzt ist ein Geschäft mit Café geplant.“
  • Im Hutza-Café gibt es Frühstück und Brunch auf Vorbestellung. Das kleine Häuschen im historischen Ortskern von Falkenberg, unweit der Burg, lag einige Zeit im Dornröschenschlaf, bis es Christine und Josef Neuber vor ein paar Jahren liebevoll sanierten. In der gemütlichen „guten alten Stube“ mit alten Fotografien bieten sie Frühstücksbuffet und Brunch an.

Gestaltungssatzung: Mit Blick auf die in die Jahre gekommene Gestaltungssatzung und Fibel sagt der Bürgermeister: „Ich glaube, dass uns die Modernisierung Falkenbergs guttut.“ Spätestens Ende des Jahres gebe es eine überarbeitete Satzung. „Konsens ist, es muss moderner werden“, sagt Grundler. Die Gemeinde habe ein Tagungszentrum gebaut, das in keinster Weise der Satzung folge. Bezugspunkt sei die Burg gewesen, die mit Schiefer eingedeckt ist. „Wir werden klar machen, dass wir für kreative Lösungen offen sind, wenn sie zum Ort passen.“ Es gebe auch neue Kriterien wie Barrierefreiheit oder PV in der Nähe von denkmalgeschützten Gebäuden: „Für PV in Dachziegel-Optik kann es eine finanzielle Unterstützung geben.“ Wenn man im Bestand saniere und die Gemeinde bestätigt, dass das Vorhaben von besonderer Bedeutung sei, gebe es gute steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten.

Grundschule: „Wenn man möchte, dass der Schulstandort erhalten bleibt, dann muss man dort auch investieren“, rechtfertigt der Bürgermeister die Ausgaben unter anderem für digitale Tafel und IPads für jedes Kind. „Wir brauchen schlicht und ergreifend mehr Kinder.“ Aber auch dazu benötige man mehr Wohnraum.

Jugendherberge Tannenlohe 1: Betreiber ist das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH), der Landkreis ist Eigentümer. Nach der Gebietsreform ist sie zu Falkenberg gekommen, vorher gehörte sie zu Windischeschenbach. „Vor zehn Jahren wurde hier ein grenzüberschreitendes Medienzentrum angesiedelt, das über den Kreisjugendring Tirschenreuth organisiert wird“, sagt Grundler. Das Problem: „Das Gebäude wurde Ende der 80er Jahre das letzte Mal saniert. Brandschutz und die energetische Situation sind verbesserungsbedürftig.“ Während der Corona-Schließung habe die Bauüberwachung am Landratsamt Notmaßnahmen angeordnet. „Landrat Grillmeier, der voll dahintersteht, hat gesagt, wir müssen jetzt so sanieren, dass wir wieder aufmachen können, und hat 600.000 Euro in die Hand genommen, damit es nicht dicht gemacht wurde.“ Aber das sei nur eine Übergangslösung. „Unter 10 Millionen Euro wird das nicht gehen, und die Fördersituation ermöglicht nach heutigem Stand nur einen Zuschuss von 30 Prozent.“ Auch das Herbergswerk könne wenig beisteuern. „Es laufen Gespräche mit der Staatsregierung, aber noch ist keine Entscheidung gefallen.“

Kunst: Falkenberg, wo Jeff Beer im Gemeindeteil Gumpen lebt, würdigte den Künstler, der im April 2022 seinen 70. Geburtstag feierte, mit einer Ausstellung im Burgensaal. „Ich bin stolz, dass wir ihn haben“, sagt der Bürgermeister. „Er hat sich freiwillig Falkenberg-Gumpen als Wirkungsstätte ausgesucht, obwohl er Kunst im internationalen Maßstab macht.“ Seine Kunst müsse nicht jeden beglücken. „Wir haben Kunstinstallationen von ihm in der Burg, zum Beispiel die Waldnaab-Nixen.“ Auf dem IGZ-Gelände sind auch mehrere Skulpturen von ihm zu finden. Seine Tochter Phela wohnt in Berlin, wo sie als Singer-Songwriterin einige Bekanntheit erlangte.

Ladestationen: „Wir sind in einem Projekt des Landkreises bereits mit einem Standort dabei“, sagt Grundler, „wir wollen am Marktplatz eine Station, und werden bei der Burg und der Schule mit Sportplatz was machen.“

Nahwärme: „Wir haben eine Biogas-Anlage in Gumpen“, sagt Grundler, „und auch schon mit dem Betreiber gesprochen.“ Die Leistung sei attraktiv, aber man müsse auch die Leitung herbringen, vor allem die Verteilung im Ort mit der engen Bebauung. „Und die Bezieher müssten freiwillig mitmachen.“ Man dürfe die Bürger nicht zu sehr verunsichern und keine falschen Versprechungen machen. „Die ganze Welt wartet, was die Kommunen mit der Wärmeplanung machen“, schildert der Bürgermeister die Lage.  „Was mache ich aber, wenn ich eine Sanierung vor der Brust habe?“ Man könne den Leuten nicht sagen, „wartet, bis die Kommune soweit ist“. Was er sich vorstellen könne: „Wir müssen die Heizung in der Schule erneuern.“ Hier könne man mit einer Hackschnitzelanlage ein Konzept für zehn Häuser aufstellen. „Aber im Moment kann ich den Bürgern nicht sagen, da wird schon was kommen.“

Photovoltaik: „Der erste Schritt ist erfolgt, wir haben 30 Hektar für eine Freiflächen-PV freigegeben“, sagt Grundler. Zudem hat man die Anlage auf dem Bauhof, an die das Abwasserpumpwerk angeschlossen ist, auf fast 70 kWp mehr als verdoppelt, weitere Dachflächen würden noch geprüft.

Tourismus: „Die Jugendherberge ist mit 10.000 Übernachtungen unser Flaggschiff“, sagt Grundler. „Im Burghotel haben wir acht Zimmer. Es gibt sechs Ferienwohnungen, die sind mit Stammkunden und Monteuren fast immer ausgebucht.“ Der Goldene Stern habe sechs Zimmer. „Übernachtungskapazitäten fehlen massiv“, klagt der Bürgermeister. „Wir haben viele Anfragen für Hochzeiten und Tagungen bis 40 Personen, aber wir haben halt nicht genügend Zimmer.“ Im Tagungsbereich seien vor allem Einzelzimmer gefragt. „Wir bekommen deshalb x-Absagen.“ Die Gasthäuser hätten alle in die Gastrokapazität investiert, aber nicht in Zimmer.

Verkehrsberuhigung: Eine Verkehrszählung habe ergeben, dass es vergleichsweise wenig Verkehr gebe. „Aber die Staatsstraße leitet den überregionalen Verkehr durch den Ort“, relativiert der Bürgermeister. „Es gibt keine Bürgersteige und viele Engstellen – ich würde mir eine Geschwindigkeitsbeschränkung wünschen.“ Auch Holzlaster würden durch den Ort donnern: „Ziegler sagt eh schon freiwillig, die Fahrer sollen Falkenberg umfahren.“ Gespräche dazu würden laufen. „Die Verkehrsbehörde ist im Landratsamt, der Eigentümer der Staatsstraße ist der Freistaat Bayern.“

Wasser-, Kanal- und Breitbandleitungen: „Wir reißen den ganzen Ort auf“, sagt Grundler zur Verlegung von Wasser-, Kanal- und Breitbandleitungen auf einer Länge von zusammengerechnet rund vier Kilometern. Schon vor acht Jahren mahnte der damalige Bürgermeister Herbert Bauer: „Die Rohrbrüche zwingen zur Sanierung.“ Die Planungen sind abgeschlossen. „Die Wasserleitungen aus Asbest-Zement sind noch aus den 60er Jahren“, sagt Grundler, „die Förderkulisse begünstigt, alles zeitgleich zu machen.“ Seit 2019 habe man damit begonnen, fast 50 Prozent des Wasserleitungsnetzes im Hauptort Falkenberg auszutauschen. „Erst bekamen wir 40 Prozent, dann 80, jetzt wieder 70 Prozent Förderung.“ Im Herbst 2024 müsse man fertig werden.

„Wir verlegen gleich Glasfaser mit und haben auch Interessenten, die das Leerrohrnetz kaufen wollen.“ Ein Anbieter habe gesagt: „Wir erschließen auch in Tirschenreuth und Bärnau, da müssen wir ohnehin durch Falkenberg.“ Wenn das Unternehmen ohne riesige Tiefbaumaßnahmen durch die Ortschaft komme, erschließe es das gleich mit. „Das wird nicht nur Freude bereiten“, gibt Grundler zu, „man muss bei diesem Anbieter buchen.“ Zumindest zu Beginn kostenlos. „Eigentlich hatten wir für die Breitbanderschließung einen Eigenanteil von 350.000 Euro beziffert, jetzt geht es mit 50.000 und schon Anfang 24.“ Der geförderte Ausbau wäre es Jahre später zum Tragen gekommen.

Falkenberg wird derzeit von der Steinwaldgruppe mit Trinkwasser versorgt. Die Eigenversorgung wurde vor einigen Jahren stillgelegt, was viele Bürger sehr bedauern. Eine Änderung ist jedoch nicht in Sicht. Das Abwasser wird zur Kläranlage bei Schönhaid geleitet, an die das Falkenberger Kanalnetz angeschlossen ist.

„Wilde Weiden“: Die Grundidee sei, „beweiden statt mähen“, erklärt Grundler. „Das stärkt die Artenvielfalt.“ Wiesenbrüter kämen mit der Mahd nicht klar, das wolle man ändern. Der Landkreis habe Projektstudien in Auftrag gegeben, wo sich das auch wirtschaftlich trägt. „Diesen Herbst sollen noch Tiere auf die Weide kommen“, sagt der Bürgermeister. „Das geschieht in mehreren Schritten.“ Das erste Modul entstehe nah am Radweg, weiter Richtung Gumpen gehe es ein Jahr später. „Es gibt berechtigte Fragen der bisherigen Bewirtschafter.“ Der Grund gehöre zu 80 Prozent dem Wasserwirtschaftsamt, aber die Landwirte mähen hier teilweise umsonst. „Einige Landwirte brauchen die Mahd als Futter.“ Ein Kompromiss könne sein, einige Flächen auszusparen. Außerdem geht es um die Jagd, es soll kein wolfsicherer Zaun da hin, das ist nicht das Konzept einer wilden Weide. Die Tiere sollen sich in der Herde selbst verteidigen. Eine andere Frage sei, welche Beschilderung man am Besucherweg brauche: „Der Hund muss definitiv an die Leine“, sagt Grundler, „das ist wie auf der Alm, bei den meisten Unfällen ist ein Hund im Spiel.“

Windräder-Standorte: Geeignete Standorte für Windräder sind im Gemeindegebiet Falkenberg rar. Zudem beträgt die Windgüte an den wenigen Standorten lediglich 50 bis 60 Prozent. „Die Flächen fallen relativ klein aus“, sagt Grundler, die vom Planungsverband geforderten zwei Prozent der Gemeindefläche (rund 79 Hektar) seien kaum zu finden. Das Gemeindegebiet Falkenberg sei von „mehreren besonderen Naturräumen“ geprägt, unterstrich er. Diese hätten überregionale, teils bayern- und bundesweite Bedeutung. „Es gibt aktuell keine konkreten Anfragen“, sagt der Bürgermeister. „Wir beteiligen uns am Regionalplanverfahren.“

Wirtschaft: Der größte Arbeitgeber im Ort ist das Softwareunternehmen IGZ Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH. „Wir haben nur einen großen Gewerbesteuer-Zahler“, sagt Grundler, „der macht einen großen Anteil am Gesamtsteueraufkommen von zwei Millionen Euro aus.“ Die IGZ habe am Ort Vertrieb und Software. „Da arbeiten 400 Mitarbeiter, 50 Prozent im Homeoffice, auch 30 bis 40 Falkenberger.“ Jeder, der arbeiten wolle, bekomme auch Arbeit. „IGZ ist der beste Beweis, dass man in unserer Region etwas auf die Beine stellen kann.“ Grundlers Bruder (24) arbeite dort als Softwareentwickler: „Der geht aus dem Garten und hat zwei Minuten zum Arbeitsplatz. Für die Gemeinde ein Glücksfall und ein Antreiber.“ IGZ sponsere viele Aktivitäten.

Wohnen und Bauen: Bei einer Bürgerversammlung ging Grundler auf Leerstände ein, darunter das von der Gemeinde erworbene Gürtlerhaus nahe der Pfarrkirche. Dieses gelte es neu zu beleben. Dringend benötige man auch geeignete Bauflächen, um im Ort weiteren Wohnraum schaffen zu können. „Wir haben seit 23 Jahren keine größeren Gebiete, nur Einzelausweisungen, einmal vier Parzellen, einmal nur eine einzelne Parzelle.“ Die Topographie schränke die Gemeinde ein. „Wir hatten außerdem nur wenig Flurbereinigung“, sagt er, „wenn ich ein Grundstück haben will, muss ich immer mit fünf, sechs Eigentümern verhandeln.“ Deshalb habe man sich auf Leerstandsbeseitigung und den Ausbau von Dachgeschossen konzentriert. „Senioren würden oft gerne in kleinere, barrierefreie Wohnungen umziehen, dann würde auch Wohnraum für Familien frei.“

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