“Ein guter Schäferhund ist schön, aber ein schöner Hund ist nicht unbedingt gut”

Bayerischhof. Einige Zeit schien der Deutsche Schäferhund aus der Mode zu sein. Nun ist er wieder begehrter denn je. Das liegt auch an Züchtern und Ausbildern wie Hans Bodenmeier, die auf die "wahren Werte" des Tieres achten.

Hans Bodenmeier mit seinem Rüden “Jäger” und den sechs Wochen alten Welpen aus dem jüngsten Wurf. Foto: Udo Fürst

Den “Eindringling” empfängt ohrenbetäubendes, aber auch lustig klingendes Gebell, das der nahe Wald als dutzendfaches Echo zurückwirft, als er sich dem Anwesen zwischen Friedenfels und Thumsenreuth nähert. Doch wie auf Kommando löst freudiges Winseln das Bellen der fünf putzigen Vierbeiner ab. Ihr Herrchen naht. “Manchmal komme ich mir vor wie der Rattenfänger von Hameln”, sagt Hans Bodenmeier schmunzelnd und lässt eines der sechs Wochen alten Welpen aus dem eingezäunten Areal – nicht ohne ihn ausgiebig getätschelt zu haben. Freudig erregt wuselt der Kleine hinter seinem Boss her, akzeptiert nun auch den Fremden mit dem Fotoapparat.

700 Wettkämpfe

Im angrenzenden Freigelände klingt das Bellen der etwas älteren Schäferhunde schon bedrohlicher. “Gut, dass uns ein hoher Zaun trennt”, denkt sich der “Eindringling”. Angst vor Einbrechern oder ähnlich zwielichtigen Gestalten müssen Bodenmeier und seine Frau trotz der entlegenen Lage ihres Hauses nicht haben. Dafür sorgen die derzeit 37 Schäferhunde des Züchters, von denen die meisten schon vergeben sind – genauso wie die Welpen. Tausende Schäferhunde – “eine genaue Zahl kann ich beim besten Willen nicht nennen” – hat Bodenmeier seit Ende der siebziger Jahre gezüchtet und ausgebildet. Mit circa 700 dieser Tiere nahm der 58-Jährige an Wettkämpfen und Wertungsprüfungen teil. Schon als Kind befasste sich der gebürtige Altenstädter mit Tieren, züchtete von Kaninchen über Tauben und Ziervögel bis hin zu landwirtschaftlichen Nutztieren alles, was ihm unter die Fittiche kam. “Auf den Hund” kam der gelernte Landwirt, als er dem Kettenhund eines Onkels Manieren beibrachte.

Hans Bodenmeier mit Rudi, der treuen Seele des Züchters. Foto: Hanna Ericsson
Hans Bodenmeier mit Rudi, der treuen Seele des Züchters. Foto: Hanna Ericsson
Der jüngste Wurf. Foto: Hans Bodenmeier
Der jüngste Wurf. Foto: Hans Bodenmeier
Gut ausgebildete Schäferhunde sind absolut kinderfreundlich. Foto: Hans Bodenmeier
Gut ausgebildete Schäferhunde sind absolut kinderfreundlich. Foto: Hans Bodenmeier
Hanna Ericsson
 Foto: Hans Bodenmeier
Hans Bodenmeier

In zehnter Generation

Der leidenschaftliche Tierfreund hat circa 300 Würfe erlebt und bildet in der zehnten Hundegeneration aus. Er gehört seit der Gründung dem Schäferhundverein RSV 2000 an, der sich 2007 vom Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) abspaltete. Im Verband ist er Leiter für Zucht und Ausbildung in Bayern, hält international Seminare. “Wir stehen für den vielseitigen Arbeitshund”, erklärt er und betont: “Wir setzen keine Hunde aus Zuchten ein, die nachweislich keine guten Vererber sind. Vielmehr legen wir Wert auf gesunde und möglichst Inzucht freie Arbeitslinien.” Durch den wissenschaftlichen Fortschritt vor allem in der Populationsgenetik habe man heute bessere Möglichkeiten, aber restlos berechenbar würden Zuchtvorgänge nie. “Die Natur bleibt eben unberechenbar”, weiß Bodenmeier, und hat noch eine Weisheit parat: “Ein guter Hund ist schön, aber ein schöner Hund ist nicht unbedingt gut.”

Ausgesprochen fit

Bodenmeier züchtet Hunde, wie sie früher waren: ursprünglich und universell einsetzbar. Seine Tiere sind ausnahmslos dunkel. Der Grund: Die Pigmentierung hängt mit Fitness und einem starken Immunsystem zusammen. “Rudi” ist der beste Beweis: Mit seinen zwölf Jahren nimmt der “Senior” unter Bodenmeisters Hunden noch immer an überregionalen Wettkämpfen teil – und ist dabei nach wie vor sehr erfolgreich.

“Rudi” im Einsatz. Der sonst sehr gutmütige Schäferhundrüde kann natürlich auch anders. Foto: Hans Bodenmeier
Wehe, wenn sie losgelassen... Foto: Hans Bodenmeier
Wehe, wenn sie losgelassen… Foto: Hans Bodenmeier
Hans Bodenmeier
Hans Bodenmeier

Meist als Suchhund

Der “aktivste Züchter im Leistungsbereich” (Bodenmeier über Bodenmeier) ist eine der ersten Adressen im Lande, wenn es um den Deutschen Schäferhund geht. Man kennt den Züchter aus dem Steinwald in der Fachwelt. Seine Hunde verkauft er als “vielseitig verwendbaren Arbeitshund” an Privatleute, Behörden und Organisationen – Bodenmeier-Hunde retten Verschüttete in Nepal, laben als persönliche Leibwächter in den USA oder spüren Kokain am Münchener Flughafen auf. “Der Züchter weiß auch von Dutzenden Prominenten, die einen Hund aus seiner Zucht über Agenturen gekauft haben. Namen dieser Promis will und darf er nicht nennen. “Diskretion ist wichtig in dem Geschäft.” Eine Ausnahme ist Cornelia Froboess. “Sie hat schon mehrere Tiere bei mir gekauft und außerdem verbindet und mit ihr und ihrer Familie mittlerweile eine enge Freundschaft. Sie hat schon mehrere Tiere bei mir gekauft.”

Außer China gebe es kaum ein Land, in dem Bodenmeier keine Kunden hat. Schäferhunde seien heute mehr als Such- denn als Schutzhunde gefragt. “Es gibt zwar auch immer wieder solche Anfragen, aber wichtiger ist der Bereich suchen und aufspüren – von Lawinenopfern bis zu Drogen. Vor allem bei einem seiner Hauptabnehmer, der Polizei, sei die Geruchskomponente wichtig. Reich wird der Züchter mit seiner Leidenschaft, die er zum Beruf machte, nicht. “Vor allem die Behörden zahlen sehr, sehr bescheiden.”

Gute Nerven wichtig

Unter der Überschrift “Der Gebrauch diktiert die Zucht” sollte der Deutsche Schäferhund vom Wesen her nervenstark, selbstsicher, ausgeglichen, aufmerksam, leichtführig und in jeglicher Hinsicht gutartig sein. “Außer in einer Reizlage und wenn es erforderlich ist natürlich”, sagt Bodenmeier, der vor einigen Jahren den Schäferhundverein Steinwald (früher Hirschau) mit ins Leben rief. Das Tier sollte ein gutes Triebverhalten besitzen und belastbar sein, um als Begleit-, Wach-, Schutz-, Dienst- oder Hütehund geeignet zu sein. Bodenmeier: “Was wir nicht brauchen, sind nervöse und ängstliche Tiere. Gute Nerven sind wichtiger als der Trieb.”

Auf Schäferhund “Jäger” trifft dieses Kriterium absolut zu. Beim Fotoshooting lässt sich der Rüde weder vom Fotografen noch von den fünf wild um ihn herum wuselnden Welpen aus der Ruhe bringen. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt allein seinem Herrchen Hans.

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