So soll Bayern bis 2040 klimaneutral werden

Berlin/Bayern. Fünf Politiker aus dem Bayerischen Landtag sowie ein Vertreter der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft diskutieren beim Bürgerdialog Stromnetz, wie Bayern bis 2040 seine Klimaneutralität erreichen kann.

Bis zum Jahr 2040 will Bayern klimaneutral sein – fünf Jahre ambitionierter als der Plan der Bundesregierung für ganz Deutschland. Um dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen, muss der Freistaat in allen Sektoren große Anstrengungen unternehmen – etwa bei der Energieversorgung, bei der Wärme oder im Verkehr.

Nicht zuletzt benötigt Bayern auch große Investitionen in Energiewende-Infrastruktur, beispielsweise neue Stromleitungen. Das Ziel ist klar, doch welcher Weg dorthin ist der Beste? Darüber sprachen fünf Politiker der im Landtag vertretenen Parteien sowie ein Verbandsvertreter bei einer Online­ Podiumsdiskussion auf Einladung des Bürgerdialogs Stromnetz.

“Ohne Wind und PV geht es nicht”

Kilian Harbauer, Regionaler Ansprechpartner für die Oberpfalz beim Bürgerdialog Stromnetz, begrüßte die Teilnehmenden und führte in die Thematik ein: „Durch die Energiewende wandelt sich unser Energiesystem grundlegend. Um das Ziel der Klimaneutralität in Bayern bis 2040 zu erreichen, stehen wir vor großen Herausforderungen. Für diese ambitionierten Ziele gibt es verschiedene Lösungsansätze, die wir heute gemeinsam diskutieren möchten.“

Im Anschluss stellte Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (VBEW), eine aktuelle Studie vor. Der “Bayernplan Energie 2040” des VBEW skizziert vier Szenarien, wie Bayern bis 2040 klimaneutral werden könnte. Allen Szenarien ist gemein, dass sie einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und der überregionalen Energieinfrastruktur vorsehen. „Ohne Wind und PV geht es nicht. Ab heute haben wir noch 16,5 Jahre bis zur angestrebten Klimaneutralität 2040. Das heißt: Tempo, Tempo, Tempo in allen Sektoren“, so Detlef Fischer.

Veränderung des Energiesystems für Grüne und FDP unumgänglich

Auch Benjamin Adjei, Landtagsmitglied für Bündnis 90/Die Grünen, drängte auf einen beschleunigten Ausbau von Windkraftanlagen in Bayern: „Wir haben in diesem Jahr in Bayern vier genehmigte Windräder. Wenn man in dieser Geschwindigkeit weitergeht, dann werden wir in 500 Jahren nicht ausreichend Wind zugebaut haben.“ Es sei an der Zeit, strukturell etwas zu verändern.

Auch für den Generalsekretär der FDP in Bayern Lukas Köhler bedeutet die Energiewende Veränderung. Effizienzsteigerung allein ist für den Bundestagsabgeordneten nicht ausschlaggebend für den Erfolg der Energiewende. „Ich glaube daran, dass wir effizienter werden pro produzierte Einheit, absolut. Wir haben kluge Ingenieure in Deutschland, die kriegen das hin. Aber, dass wir insgesamt weniger Energie verbrauchen, das glaube ich nicht“, stellt Köhler klar.

Mut und Bürgerbeteiligung als Schlüssel zum Erfolg

Hermann Steinmaßl, Altlandrat und ehemaliger Landtagsabgeordneter für die CSU, ist überzeugt, dass eine positive Herangehensweise wesentlich für die Zielerreichung sei. „Ich bin der Meinung, die Zielrichtung lautet ganz einfach Mut machen und Anreize schaffen. Mit Verboten und Angst werden wir die Krise garantiert nicht meistern“, so Steinmaßl.

Auch SPD-Landtagskandidat Florian Schardt stimmte zu, dass eine angsterfüllte Stimmung in der Bevölkerung nicht helfe. Für Bernhard Schmidt, Landtagskandidat für die Freien Wähler, ist es die Akzeptanz der Bevölkerung, die die Klimaneutralität bis 2040 ermöglichen wird. „Der Bürger vor Ort muss mitgenommen, aufgeklärt und informiert sein“, erklärte Schmidt in der Diskussion.

Ohne den Stromnetzausbau geht es nicht

Die Runde war sich einig, dass das Industrieland Bayern zwingend auf eine moderne Energieinfrastruktur angewiesen ist. Florian Schardt warf dabei die Frage in den Raum, wer die Kosten für den Umbau des Energiesystems trage. „Wie verteilen wir diese Lasten auf alle Schultern? Das wird die entscheidende politische Frage in den nächsten 20 Jahren sein“, prognostiziert Schardt.

Benjamin Adjei sieht demgegenüber das größte Problem in der derzeitigen Ausgestaltung des Stromnetzes: „Wir werden die Erneuerbaren Energien nicht voll auf 100 Prozent ausrollen können, wenn das Stromnetz so bleibt, wie wir es in der Vergangenheit hatten.“ Intelligente Stromnetze, die beispielsweise bidirektionales Laden erlauben, seien laut dem Grünen-Politiker „ein ganz elementarer Teil des Stromnetzes der Zukunft“.

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