Turnerbund-Gelände: Rückzug war seit Monaten bekannt

Weiden. Der Rückzieher des Investors schlägt politisch hohe Wellen. Dabei wussten zumindest die Fraktionschefs im Weidener Stadtrat schon länger darüber Bescheid.

Im Mai hatte der Investor das Rathaus informiert, dass er das Turnerbund-Gelände nicht bebauen wird. Foto: David Trott

Der Rückzug des Turnerbund-Gelände-Investors sorgt für politischen Zündstoff. Weidens CSU-Kreischef Stephan Gollwitzer ist entsetzt. “Ein wichtiges Zukunftsprojekt nach dem anderen geht in Weiden den Bach runter”, ärgert er sich in einer Pressemitteilung. Diese plötzliche Aufregung kann Rathauschef Jens Meyer nicht verstehen. Denn bereits im Mai hatte der Investor der Kommune mitgeteilt, dass er die Finger von dem Projekt lassen wird. “Damals wurden alle Fraktionsvorsitzenden darüber informiert. Es wurde aber Stillschweigen vereinbart”, betont Meyer.

Gestiegene Baukosten und -zinsen

Bis auf “wenige Detailfragen”, so der OB, war zwischen der Stadt und dem Investor eigentlich alles klar. Der Notarvertrag war ausgearbeitet und unterschriftsreif. Doch unterzeichnet wurde er nicht. “Wir fanden keinen Termin”, erzählt der Oberbürgermeister. Ein Vierteljahr lang nicht. Zwischenzeitlich hatte der Investor noch einmal nachgerechnet und festgestellt: Das Projekt rentiert sich nicht mehr. Das 3,7 Hektar große Areal, auf dem 300 Wohneinheiten hätten entstehen sollen, wäre mit einer riesigen Tiefgarage “unterkellert” worden. Kosten pro Stellplatz: satte 60.000 Euro.

Hätte die Statik überhaupt mitgemacht?

Nicht nur das. Möglicherweise hätte die Statik bei dieser Baukonstruktion nicht mitgespielt. Extrem aufwändig wäre die Erschließung des Niederschlagwassers geworden. Vielleicht hätte man dafür noch ein Nachbargrundstück nutzen müssen. Für die Entsorgung des Schmutzwassers wäre sogar ein eigenes Ringleitungssystem notwendig gewesen. Kostengünstig ist das alles gerade nicht. Dazu die hohen Baukosten und die deutlich gestiegenen Zinsen. Der Investor, der in das Projekt einen dreistelligen Millionenbetrag gesteckt hätte, zieht die Reißleine.

Stadtrat trug alle Entscheidungen mit

Dass die Christ-Sozialen jetzt das Projekt-Aus der Stadtspitze und damit dem SPD-Rathauschef in die Schuhe schieben wollen, hält der so Kritisierte für alles andere als gerechtfertigt. “Alle Entscheidungen rund um das Turnerbund-Gelände wurden entweder einstimmig oder mit großer Mehrheit im Stadtrat beschlossen”, sagt Meyer. Auch als es darum ging, vom Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen – ein Vorgehen, das Gollwitzer in der aktuellen Pressemitteilung des CSU-Kreisverbands “als Ausstechen des Investors” kritisiert.

“Wir haben damals aus kommunalrechtlicher Sicht gar nicht anders entscheiden können”, betont die Finanz- und Wirtschaftsdezernentin Cornelia Taubmann. Hätte man im Jahr 2017 dem damaligen Investor das Gelände überlassen, hätte die Kommune ihre Planungshoheit aus der Hand gegeben. Hätte sich die Stadt das Areal, das damals günstiges Sportgelände und noch nicht wertvolles Bauland gewesen war, ablösen lassen, wären Vermögenswerte vernichtet worden.

Keine Mega-Tiefgarage mehr

Nach dem Rückzug haben sich bereits wieder Interessenten gemeldet. Eines aber steht wohl fest. Das riesige Gelände wird wohl nur mehr Zug um Zug bebaut werden. Vom Tisch dürfte zudem die Mega-Tiefgarage sein. Über dieses weitere Vorgehen hatte sich jetzt der Ferienausschuss verständigt. “Ich denke, bis Ende des Jahres wissen wir konkret, wie es weitergehen wird”, vermutet Cornelia Taubmann. Wirds nix, ist die Stadt immerhin weiter stolzer Eigentümer eines Top-Grundstücks.

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