„Robin Wood“ protestiert bei der Ziegler Group gegen die „Abholzung rumänischer Wälder“
Plößberg. Die Zentrale eines Sägewerks in Betzenmühle (Plößberg) war am Donnerstag Ziel einer Protestaktion der Aktionsgemeinschaft "Robin Wood".
Aufregung bei der Ziegler Group in Betzenmühle bei Plößberg: Am Donnerstagvormittag protestierten 14 Aktivisten der Aktionsgemeinschaft Robin Wood gegen den Kauf eines rumänischen Sägewerks durch das Plößberger Unternehmen, kletterten von außen auf das Bürogebäude und befestigten ein Transparent an der Fassade. Robin Wood forderte, „die Hände von den rumänischen Wäldern wegzulassen“.
Vor dem Betriebsgebäude soll es zu Tumulten gekommen sein, die auch die Polizei auf den Plan riefen. Die Beamten nahmen die Personalien der Aktivisten und eines Ziegler-Mitarbeiters auf und trennten die Robin Wood-Leute von erbosten Ziegler-Mitarbeitern. Auf einem Video von NEWS5 ist zu sehen, wie ein Ziegler-Mitarbeiter einem Reporter die Kamera aus der Hand schlägt.
Protest gegen Sägewerkskauf
An der Fassade der Unternehmenszentrale montierten die Aktivisten ein Banner mit der Forderung: „Ziegler, Hands off Romanian Primary Forests!“ („Ziegler, Hände weg von rumänischen Urwäldern!“). Die Ziegler Group hat im August 2023 ein Sägewerk im rumänischen Sebes (Kreis Alba) übernommen.
Robin Wood schreibt in einer Pressemitteilung: „Die ZG Timber Sebes SRL verarbeitet dort bis zu 1,45 Millionen Festmeter Holz pro Jahr zu Schnittholzprodukten und zu Pellets und zählt zu den größten holzverarbeitenden Betrieben Rumäniens. Das Sägewerk liegt im Zentrum der Holzindustrie im Süden der Karpaten, wo sich auch die letzten großen zusammenhängenden Naturwälder Europas befinden.“
Diese ökologisch besonders wertvollen Wälder Rumäniens seien in größter Gefahr. Das Problem: illegale Abholzung und Misswirtschaft, sogar in Natura-2000-Gebieten, die unter dem Schutz der EU stehen. „Die Abholzung geschützter Wälder geht in erschreckendem Ausmaß bis heute weiter, sodass eine Klage der EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof gegen das Land überfällig ist.“
„Kein Holz aus Schutzgebieten“
„Auch in Rumänien achten wir auf kurze Wege. Daher beziehen wir unser Holz aus dem Umland von Sebes“, heißt es auf der Firmen-Website. Und weiter: „Unser Holz stammt zudem aus zertifizierten Wäldern. Es ist ausgeschlossen, dass Bäume aus nationalen Schutzgebieten verarbeitet werden.“ Ziegler Group-Geschäftsführer Andreas Sandner zur Aktion von Robin Wood: „Leider wird die Historie des Vorbesitzers undifferenziert auf uns übertragen. Natürlich achten wir in Rumänien auf alle Vorgaben und sind erst kürzlich für das Werk zertifiziert worden.“
Er bedauere, dass die Robin Wood-Leute nicht mit ihm sprechen wollten. „Wir betreiben schon immer eine Politik der offenen Tür und unterhalten uns mit allen, auch den kritischen Geistern. Leider war mit den Aktivisten keinerlei Kommunikation möglich“, betont der Geschäftsführer. Dieser Aussage widerspricht Robin Wood-Waldreferentin Jana Ballenthien, die bei der Aktion dabei war. “Richtig ist, dass Herrn Sandner eine Kommunikation mit Aktivisten von Robin Wood möglich war.” Das sei auch anhand von Fotos und Videomaterial belegbar. Es habe vor dem Bürogebäude Gespräche von Herrn Sandner mit mehreren Vertreterinnen von Robin Wood gegeben. Die Aktivisten hätten dem Ziegler-Geschäftsführer ausdrücklich auch ein weiteres Gespräch angeboten, auf das er jedoch nicht habe eingehen wollen.
„Ziegler muss Notbremse ziehen“
Jana Ballenthien sagt: „Ein Sägewerk in Rumänien zu kaufen, das sein Holz in den Wäldern der Karpaten erwirtschaftet, die großteils als Natur- und Urwälder unter dem Schutz der EU stehen, birgt große Risiken. Gerade Ziegler mit seiner großen Verantwortung als globaler Player im Holzhandel muss jetzt die Notbremse ziehen. Sonst fällt sein Öko-Image zusammen wie ein Kartenhaus und Ziegler gefährdet mit seinem Expansionsstreben die letzten Urwälder Europas.“
Der Vorbesitzer des Werks im rumänischen Sebes – die HS Timber – war vor einigen Jahren in illegale Holzgeschäfte verwickelt und musste sich deshalb auch vor Gericht verantworten. HS Timber hatte daraufhin sein System der Rückverfolgung des von lokalen Partnern gekauften Holzes verbessert. Ziegler setze hingegen nun wieder auf das vormalige, korruptionsanfällige, staatliche Kontrollsystem. Dadurch lasse sich nicht sicher ausschließen, dass illegal in Natur- und Urwäldern geschlagenes Holz in den Betrieb komme.
Stellungnahme der Ziegler Group
Der Darstellung von Robin Wood widersprechen die Ziegler Group-Geschäftsführer Stefan Ziegler und Andreas Sandner vehement:
“Wir als Ziegler Group achten in allen Bereichen auf nachverfolgbare Lieferketten und haben eine strenge Unternehmensleitlinie zum Bezug von Rundholz, welche konzernweit gilt. Wir haben vor kurzem erst die FSC-Zertifizierung für das Werk in Rumänien erhalten und dementsprechend hohe Standards an uns selbst gelegt, sodass nur Rundholz aus legalen Quellen eingekauft wird. Auch Rumänien fordert im Hinblick auf die Nachvollziehbarkeit der Lieferketten beim Rundholz extreme Transparenz. Die Darstellung eines unreglementierten Raumes ist also völlig unzutreffend.
In Deutschland gelten Pellets als klimafreundlicher Brennstoff und werden als erneuerbare Energie gewertet. Diese nachhaltige Heiztechnologie versorgt abertausende Haushalte mit Wärme, dementsprechend sind wir von Pellets als Heizstoff überzeugt. Wir schaffen hiermit aus dem Abfallprodukt der Sägespäne eine höherwertige Nutzung. Selbstverständlich wird unser Restholz auch für Dämmprodukte und anderweitige Produkte wie zum Beispiel Papier genutzt. Somit werden 100 Prozent des Baumstamms genutzt.
Grundsätzlich folgen wir einer Politik der offenen Türen, sodass wir für einen Austausch mit verschiedensten Interessengruppen offen waren und weiterhin sind. Leider hat seitens der betreffenden NGO kein vorheriger Versuch einer Kommunikation stattgefunden, weshalb es diese Möglichkeit nicht gab und wir mit undifferenzierten Aussagen konfrontiert wurden. Die Meinungsvielfalt ist ein hohes Gut, das wir auch schätzen, jedoch agieren wir nach der Devise, dass man mehr im Dialog erreicht als anders.
Ebenso empfinden wir es als Affront gegen die tolle Arbeit, die jeder Mitarbeiter jeden Tag mit vollstem Einsatz bringt. Danke dafür, gemeinsam werden wir auch derartige Situationen meistern.”
Andreas Sandner widerspricht
Zudem lande wertvolles Holz in Form von Pellets in der Verbrennung, anstatt für langlebige Produkte verwendet zu werden. Von diesem extrem klimaschädlichen Geschäftsmodell profitiere auch Ziegler. Ballenthien: „2022 war die Ziegler Group bereits auf Platz zwei der größten Pellet-Produzenten der DACH-Region“ (Deutschland, Österreich und Schweiz). Hinzu komme jetzt die Kapazität der Pellet-Produktion der ZG Timber Sebes SRL, die sich auf jährlich 225.000 Tonnen belaufe. „Die Folge: Sägerestholz, das sich gut für die Produktion von Faserdämmstoffen oder Pressholzplatten nutzen ließe, wird in riesigen Mengen verfeuert – eine Verschwendung kostbarer Ressourcen, die dem Prinzip der Kaskadennutzung zuwider läuft.“
Andreas Sandner entgegnet, dass Pellets als klimafreundlich eingestuft seien und man das Holz sehr wohl für alle möglichen langlebigen Produkte verwende. „Die Ziegler Group verwertet das Restholz zu 100 Prozent ökologisch wieder – ob als Pellets, Holzfaserplatte oder für andere Dämmstoffe.“
„Aus schmutzigem Geschäft aussteigen“
Wie Robin Wood abschließend schreibt, werde in Rumänien für den EU-Markt produziert, sodass die Pellets auch hierzulande in den Handel kommen könnten. „Rumäniens wertvolle Wälder zu verheizen, beschleunigt das Artensterben und treibt uns tiefer in die Klimakrise“, sagt Robin Wood-Aktivistin Marit Schneider. „Das muss aufhören. Wir machen Druck auf Unternehmen in Deutschland, damit sie aus diesem schmutzigen Geschäft aussteigen.“
Artikel mit Informationen von NEWS5.
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