Mysteriöse Flugbewegungen über Weiden, Mantel und Windischeschenbach
Weiden. In der Redaktion von OberpfalzECHO gingen in den vergangenen Tagen viele Anrufe ein, die sich besorgt über stundenlanges mysteriöses Brummen am Himmel zeigten. War der Besuch des Verteidigungsministers der Grund oder sogar Vorbereitungen für ein militärisches Szenario?
Schon am Tag vor dem Besuch von Verteidigungsminister Boris Pistorius am Mittwoch schien es, als würde eine massive Luftüberwachung über Weiden stattfinden. Der wolkenverhangene Himmel ließ aber keinen freien Blick auf den Himmel zu. Und trotzdem merkte man, dass buchstäblich etwas „in der Luft“ lag. Denn stundenlang hörte man ein Brummen am Himmel, das außergewöhnlich deutlich zu vernehmen war.
Flugbewegungsaufzeichnungen machen neugierig
Wer dann über flightradar24 einen Blick auf den Luftraum über Weiden und Neustadt/WN warf, war vollends perplex: Eine in Augsburg gestartete Pilatus PC-12 NG drehte stundenlang Kreise über der Stadt Weiden und dem Landkreis Neustadt/WN. Schwerpunkt war sowohl der Luftraum über Mantel, als auch über Bechtsrieth, Letzau und Theisseil. Die Flughöhe war etwa 2000 Meter über Grund.
Weitere Rätsel gab das Brummen am Himmel am letzten Februartag auf, als ein Learjet ebenfalls ungewöhnliche Zeichen am Himmel hinterließ: Wieder war das Gebiet über Weiherhammer/Mantel und Windischeschenbach betroffen. Die Maschine startete jedoch am Flughorst in Hohn. Dieser wird von der NATO betrieben.
Bundeswehr als Auftraggeber?
Recherchen ergaben, dass sowohl der Learjet als auch das Kleinflugzeug Pilatus privaten Firmen gehören, die für die Bundeswehr tätig sind. Die Eigentümerin des Learjet 35A ist die „Gesellschaft für Flugzieldarstellung“. Deren Flugdienstleiter bestätigte gegenüber OberpfalzECHO den aktuellen Einsatz in der Nördlichen Oberpfalz. Er umschrieb die Flugbewegung als Militärübung.
Dabei werden Bodentruppen in die Lage versetzt, in einer realistischen Übungssituation Bedrohungen aus der Luft zu erkennen und zu bekämpfen: „Durch die Nutzung eines derartigen Fluggerätes vermeiden wir den kostenintensiven Einsatz von ‚echten‘ Kampfflugzeugen. Zudem minimieren wir die Lärmbelästigung durch Kampfjets und die damit verbundene Beunruhigung der Zivilbevölkerung. Die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und der US Army ist mit dem Einsatz dieser Übungsmethode ebenfalls möglich.“
Hintergrund
Die GFD GmbH (ehemals GFD Gesellschaft für Flugzieldarstellung mbH) ist eine deutsche Fluggesellschaft mit Sitz in Hohn und Basis auf dem Fliegerhorst Hohn. Sie ist eine Tochtergesellschaft der Airbus Defence and Space und übernimmt vor allem Übungsaufgaben für die Bundeswehr. Zur Flotte der GFD zählen 14 Learjets. Das Unternehmen mit operativem Sitz am NATO-Flugplatz Hohn bei Rendsburg beschäftigt etwa 170 Menschen. (Quelle: Wikipedia)
Unterstützung durch weiteres Flugzeug
Nicht schlecht staunten die Beobachter, als am Donnerstag zeitgleich über zwei Stunden ein weiteres Brummen am Himmel zu hören war. Recherchen von OberpfalzECHO zufolge, stammte es von einem in Augsburg gestarteten Propellerflugzeugs. Das einmotorige Turboprop-Mehrzweckflugzeug Pilatus PC-12 NG gehört der Firma „Qinetiq“ mit Sitz in Farnborough (Hampshire), England. Eine Stellungnahme zu einer Anfrage bezüglich der beobachteten Flüge blieb bisher aus.
Auf der Internetseite des Unternehmens ist zu lesen: „Wir sind ein vertrauenswürdiger Anbieter von luftgestützten Spezialmissionen und technischen Lösungen für Verteidigungskunden, einschließlich der deutschen Streitkräfte (Bundeswehr), der US-Streitkräfte sowie der NATO- und internationalen Kunden. (…) Unsere Kunden und Partner haben Zugang zu unseren Fähigkeiten, egal wo sie sich auf der Welt befinden. Wir haben Büros in einer Reihe von Ländern von Großbritannien über die USA bis nach Australien.“
Zu den „Fähigkeiten“ sind leider keine Informationen auf der Internetseite zu finden.
Luftamt Nordbayern bestätigt militärischen Hintergrund
Das für den Luftverkehr in Nordbayern zuständige Luftamt Nordbayern (RMFR) bei der Regierung in Mittelfranken, erklärte auf Anfrage: „Derartige Flüge finden unseres Wissens seit vielen Jahren in unregelmäßigen Abständen und dann immer im Auftrag des Militärs und im Zusammenhang mit konkreten militärischen Übungen statt.“
Infos
Für weitere Informationen empfahl die Pressestelle des Luftamts Nordbayern die dafür geschaffene zentrale Ansprechstelle hier.
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1 Kommentare
Wollte man hier Fliegerhorst gendern oder warum heißt es im Artikel Flughorst 😉