Letzter Tag der Notaufnahme am Krankenhaus Tirschenreuth – Bangen in Kemnath

Tirschenreuth. „Notaufnahme geschlossen“ heißt es ab Karfreitag am Krankenhaus Tirschenreuth. Ab 1. April wird daraus eine Notfallambulanz. Unterdessen müssen die Beschäftigten in Kemnath um ihren Arbeitsplatz bangen.

Die Zentrale Notaufnahme am Krankenhaus Tirschenreuth gibt es ab Freitag nicht mehr in der bisherigen Form. Foto: Udo Fürst

Der Gründonnerstag ist der letzte Tag für die Bereiche Chirurgie, Gynäkologie und Intensivstation am Krankenhaus Tirschenreuth. Der erste gravierende Einschnitt durch die Strukturreform der Kliniken Nordoberpfalz (KNO) AG: Die Zentrale Notaufnahme wird geschlossen und durch eine „Notfallambulanz“ ersetzt (siehe unten). Gleichzeitig werden Chirurgie und Intensivstation ans Klinikum Weiden verlegt. Welche Folgen hat das genau?

Notfallambulanz:

Die Ambulanz ist ab nächster Woche an Werktagen von 8 bis 20 Uhr geöffnet, an Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 20 Uhr. „Auch nachts ist die ärztliche Betreuung gesichert. Das Krankenhaus wird niemand abweisen“, versicherte KNO-Vorstand Michael Hoffmann kürzlich.

Ärzte:

Betreut werden Patienten in der Ambulanz künftig von Medizinern der Kassenärztlichen Vereinigung (niedergelassene Ärzte) im Bereitschaftsdienst. In Tirschenreuth ist das Mittwoch und Freitag von 14 bis 20 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 20 Uhr der Fall. In den übrigen Stunden übernehmen die Ärzte der KNO den Dienst. Damit ist die Betreuung jeden Tag von 8 bis 20 Uhr gesichert.

Welche Erkrankungen?

Gedacht ist die Notfallambulanz für Patienten mit ernsthafteren Krankheitssymptomen. Schwere Verletzungen und lebensbedrohliche Zustände wie Herzinfarkt oder Schlaganfall werden wie bisher auch schon in Weiden behandelt.

Wo ist die Notfallambulanz?

Die Notfallambulanz wird im Erdgeschoss, in der Nähe der bisherigen Notaufnahme, eingerichtet. Die KV-Bereitschaftspraxis zieht mit in eines der Behandlungszimmer.

Welche Stationen bleiben in Tirschenreuth?

Bestehen bleiben die Innere Medizin mit Schwerpunkt Akutgeriatrie, das ambulante OP-Zentrum, das Medizinische Versorgungszentrum und weitere im Krankenhaus untergebrachte Praxen. Bei der chirurgischen Versorgung gibt es in Tirschenreuth zumindest eine „kleine Lösung“ durch zehn Betten für einfachere Fälle. Schwerpunkt hier seien jedoch die ambulanten Operationen, deren Zahl man schon enorm gesteigert habe.

Wer wird behandelt?

80 Prozent der Notfälle, die bisher in der Notaufnahme behandelt wurden, können weiterhin in der Notfallambulanz behandelt werden, versichert Michael Hoffmann. Bei internistischen Beschwerden könne bei Bedarf auch eine stationäre Aufnahme erfolgen, sofern ein Bett frei sei.

Für die Versorgung von Patienten aus dem Bereich Innere Medizin/Akutgeriatrie stehen in Tirschenreuth 40 Betten zur Verfügung. Zudem werden zehn Betten für kurzstationäre chirurgische Aufenthalte vorgehalten.

Welche Kooperationen?

Wegen möglicher Kooperationen sei man im Gespräch mit umliegenden Kliniken wie Marktredwitz, Amberg oder Bayreuth.

Wird das Krankenhaus Kemnath zum “Level 1-Krankenhaus” herabgestuft? Foto: Kliniken Nordoberpfalz

Gravierende Folgen für Kemnath?

Am Krankenhaus Kemnath seien vorerst keine Änderungen vorgesehen. Dort stehen laut KNO circa 100 Betten für die Bereiche Chirurgie, Innere Medizin und Belegärzte im orthopädischen Bereich sowie vier Intensivbetten zur Verfügung. Soweit die offizielle und bisher so kommunizierte Version der KNO.

Aber: Die Situation in Kemnath könnte sich ab dem kommenden Jahr gravierend ändern: Wie OberpfalzECHO recherchierte, könnte der Standort „vorbehaltlich einer abschließenden Entscheidung der Krankenhausreform zum Level 1-Krankenhaus ohne externe Operateure/Beleger und der Konzentration auf ein rein internistisches Portfolio umgebaut werden“. Sollte die Herabstufung kommen, wovon mittlerweile fast alle Fachleute ausgehen, sieht das KNO-Restrukturierungskonzept ab 1. Januar 2025 nur noch „einen deutlich geringeren Beschäftigungsbedarf für Arbeitnehmer“ vor.

Im Klartext: Viele in Kemnath beziehungsweise anderen Häusern der KNO Angestellte müssen um ihren Job bangen.

Wie aus dem der Redaktion vorliegenden Rahmensozialplan hervorgeht, haben KNO-Vorstand Michael Hoffmann und Gesamtbetriebsratsvorsitzender Roland Gleißner diesen bereits am 21. März unterschrieben.

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