Aus der Zentralen Notaufnahme am Krankenhaus wird eine Notfallambulanz

Tirschenreuth. Am Gründonnerstag ist die Zentrale Notaufnahme am Krankenhaus in der bisherigen Form Geschichte. Die KNO-Verantwortlichen erklären, wie es ab 1. April weitergeht.

Am Gründonnerstag wird die Notaufnahme am Krankenhaus Tirschenreuth zur Notfallambulanz. Foto: Udo Fürst

„Für die Patienten wird sich durch die Umstrukturierung der Kliniken Nordoberpfalz (KNO) AG kaum etwas ändern“, war die Quintessenz des Pressegesprächs, zu dem die KNO-Verantwortlichen am Dienstag ins MVZ Tirschenreuth eingeladen hatten. KNO-Vorstand Michael Hoffmann, Landrat Roland Grillmeier, Bürgermeister Franz Stahl und Dr. Matthias Loew von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), Bezirk Oberpfalz, schilderten, was sich ab Ostern ändern wird am Krankenhaus Tirschenreuth.

Mit dabei: Klinikdirektor Dr. Stephan Schumacher, Professor Dr. Edgar Pscheidl (Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Anästhesiologie und operative Intensivmedizin in Tirschenreuth) und Dr. Robert Meiler, Leiter der Unfallchirurgie am Krankenhaus Tirschenreuth.

Neue Zeiten in der Notfallambulanz

Hoffmann, Grillmeier und Stahl betonten unisono, dass der weitaus größte Teil, nämlich 80 Prozent, der bisherigen Patienten auch weiterhin in Tirschenreuth behandelt werden könnten. Die bisher rund um die Uhr geöffnete „Zentrale Notaufnahme“ heiße künftig „Notfallambulanz“ und werde wie bisher von KNO- oder KVB-Ärzten betreut. Die neuen Öffnungszeiten sind ab 29. März: von 8 bis 20 Uhr (Montag bis Freitag) beziehungsweise von 9 bis 20 Uhr (Samstag, Sonntag, Feiertage). „Unabhängig davon erhalten die Patienten rund um die Uhr in einem Krankenhaus immer medizinische Hilfe“, versicherte Hoffmann.

KNO-Vorstand Michael Hoffmann, Landrat Roland Grillmeier und Bürgermeister Franz Stahl (von links) erläuterten den konkreten Ablauf der Strukturreform. Foto: Udo Fürst
KNO-Vorstand Michael Hoffmann, Landrat Roland Grillmeier und Bürgermeister Franz Stahl (von links) erläuterten den konkreten Ablauf der Strukturreform. Foto: Udo Fürst
Die ärztliche Unterstützung (von links): Dr. Matthias Loew, KNO-Klinikdirektor Dr.  Stephan Schumacher, Professor Dr. Edgar Pscheidl und Dr. Robert Meiler. Foto: Udo Fürst
Die ärztliche Unterstützung (von links): Dr. Matthias Loew, KNO-Klinikdirektor Dr. Stephan Schumacher, Professor Dr. Edgar Pscheidl und Dr. Robert Meiler. Foto: Udo Fürst
KNO-Vorstand Michael Hoffmann, Landrat Roland Grillmeier und Bürgermeister Franz Stahl (von links) erläuterten den konkreten Ablauf der Strukturreform. Foto: Udo Fürst
Die ärztliche Unterstützung (von links): Dr. Matthias Loew, KNO-Klinikdirektor Dr.  Stephan Schumacher, Professor Dr. Edgar Pscheidl und Dr. Robert Meiler. Foto: Udo Fürst

Die Notfallambulanz wird in unmittelbarer Nähe zur bisherigen Notaufnahme zu finden sein, der Zugang ist über den bisherigen Eingang möglich. „Hier wird Menschen mit leichteren Erkrankungen geholfen, die in der Regel selbst ins Krankenhaus kommen“, betonte der KNO-Vorstand. Die schwereren Fälle wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Polytrauma würden wie bisher auch schon in Weiden oder Marktredwitz behandelt. Außerhalb der Ambulanz-Öffnungszeiten müssen die Patienten den Haupteingang benutzen.

„Wichtiger Eckpfeiler der Versorgung“

„Das Krankenhaus Tirschenreuth wandelt sich zum ambulant-stationären Versorger. Durch die Notfallambulanz, das ambulante OP-Zentrum, das weiterhin bestehender Angebot der Inneren Medizin mit dem Schwerpunkt Akut-Geriatrie, den MVZ-Praxen und weiteren ärztlichen Praxen am Standort bleibt das Krankenhaus auch weiterhin ein wichtiger Eckpfeiler für die Versorgung in der Region.“

Weiter in Tirschenreuth behandelt werden klaut KNO: die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung bei Krankheiten am Muskel-Skelett-System, Entzündungen der Speiseröhre oder des Magen-Darm-Trakts, Erkrankungen der Verdauungsorgane, Infektionen oder Entzündungen der Atmungsorgane, Herzrhythmusstörungen, Stoffwechselerkrankungen, auf Blutdruck zurückzuführende Beschwerden und Ohnmachtsanfälle.

Kritik an Bund und Land

Landrat Roland Grillmeier und Tirschenreuths Bürgermeister Franz Stahl machten für die enormen finanziellen Probleme fast aller Krankenhäuser im Land die „große Politik“ in Berlin und München verantwortlich. „Von Gesundheitsminister Lauterbach kommen nur vage Ankündigungen, aber keine konkreten Pläne und schon gar kein Geld, was wir am nötigsten bräuchten“, betonte Grillmeier. Deshalb müsse man die veränderten Strukturen akzeptieren, auch wenn man das nicht gerne mache. „Wir würden am liebsten auch alles so lassen, wie es ist.“ Man dürfe aber nicht vergessen, dass die schweren Erkrankungen auch bisher schon in Weiden, Amberg, Marktredwitz oder Regensburg behandelt würden.

Stahl machte klar: „Bund und Land wälzen die Defizite seit Jahren aus die Regionen ab. Deshalb kommen Landkreise und Kommunen an ihre finanziellen Grenzen. Aber wir schaffen das nicht mehr. Berlin und München haben hier total versagt.“ Die Unzufriedenheit der Menschen sei verständlich, aber das ändere nichts an den Erfordernissen. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung müsse gewährleistet bleiben. Das sei trotz der KNO-Reform auch der Fall. „Das Krankenhaus wird nicht geschlossen, es bekommt nur eine neue Struktur“, sagte der Bürgermeister.

„Lange Öffnung nicht gerechtfertigt“

KVB-Vertreter Dr. Matthias Loew schilderte die Situation des allgemeinen ärztlichen Bereitschaftsdienstes und die Probleme, Ärzte für diesen Dienst zu rekrutieren. „Keiner will 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche in Bereitschaft sein.“ Die Situation habe sich seit der Reform des Dienstes im Jahr 2018 zwar gebessert, es sei aber immer noch schwierig, geeignetes Personal zu finden. Anhand dreier Patientenzahlen bei den Bereitschaftspraxen verdeutlichte der KVB-Vorstandsbeauftragte die Situation: In Weiden kommen 2400, in Marktredwitz 1600 und in Tirschenreuth nur 800 Menschen zur ärztlichen Bereitschaft. „Die langen Öffnungszeiten in Tirschenreuth sind schon lange nicht mehr gerechtfertigt.“

Im Notfall seien immer Mediziner im Haus, betonte Loew. Bislang habe man durchschnittlich ohnehin nur ein bis zwei Notfälle pro Nacht.

Tirschenreuther Pflegepersonal nach Weiden

Von den häufigsten Erkrankungen, die bisher stationär behandelt wurden, können wir auch zukünftig sehr viel aus dem bisherigen Versorgungsspektrum medizinisch stationär in Tirschenreuth versorgen“, versicherte Michael Hoffmann. Alle weiteren Erkrankungen und Behandlungen außer der Inneren Medizin wie Geburten oder operativ zu versorgende Brüche würden in Weiden versorgt.

Durch die Umstrukturierung und mit einem aus 25 bis 30 Personen bestehenden Pflegeteam aus Tirschenreuth werde man am Klinikum Weiden eine zusätzliche Pflegestation mit 30 Betten sowie eine neue Intensivstation mit sechs Betten eröffnen. Allerdings werde es in anderen Bereichen einige Entlassungen geben. Für die betroffenen Personen, deren Zahl Hoffmann nicht nannte, erarbeite man derzeit mit dem Betriebsrat einen Sozialplan.

Die Geriatrie Erbendorf

Laut KNO-Vorstand werde der Umzug der Geriatrischen Klinik Erbendorf nach Tirschenreuth planmäßig 2025 über die Bühne gehen. Der finanzielle Aufwand sei bereits in die Strukturreform eingearbeitet, allerdings gibt es dafür wohl kaum Zuschüsse. Eine Hoffnung hat Landrat Grillmeier hier: „Wir müssen das Krankenhaus energetisch und brandschutztechnisch sanieren. Dafür müsste es eigentlich eine Förderung geben.“

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