MdL Annette Karl fordert elf Euro Mindestlohn

Weiden. Ob ein Mindestlohn von elf Euro realistisch ist und wie man die Langzeitarbeitslosen noch besser betreuen kann, standen auf der Agenda beim Besuch in der Agentur für Arbeit von SPD-Abgeordneten Annette Karl.

Von Jürgen Wilke

Annette Karl zu Besuch in der Agentur für Arbeit Weiden Bild Jürgen Wilke
Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Weiden, Thomas Würdinger, begrüßte die SPD-Abgeordnete des Bayerischen Landtages, Annette Karl. Bild: Jürgen Wilke

Zum jährlichen Informations-Treffen begrüßte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Weiden, Thomas Würdinger, die SPD-Abgeordnete des Bayerischen Landtages, Annette Karl. Dabei standen die Bilanz zur arbeitsmarktlichen Entwicklung 2017 und die aktuellen Herausforderungen auf dem regionalen Arbeitsmarkt im Mittelpunkt der Gespräche. Dazu legte Thomas Würdinger die neuesten Statistiken vor.

Hohes Wirtschaftswachstum in der Oberpfalz

Mit über 83.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im letzten Jahr gibt es ein neues Hoch im Agenturbezirk Weiden. In dieser Zahl sind auch 3.400 tschechische Staatsbürger enthalten. Sowohl MdL Karl als auch Thomas Würdinger sind sich einig:

Die Herausforderungen für den Arbeitsmarkt in der Oberpfalz sind enorm.

Das hohe Wirtschaftswachstum in der Oberpfalz kann nicht voll ausgeschöpft werden, weil es zu wenig Fachkräfte gibt. Das belegt auch die Statistik der Arbeitsagentur: Binnen eines Jahres ist die Zahl der gemeldeten Stellen von rund 1.700 auf etwa 2.200 gestiegen. Das ist ein Plus von fast 26 Prozent. Auf 1.969 gemeldete Ausbildungsstellen kamen im Berufsberatungsjahr 2016/2017 nur 1.526 Bewerber. Eine Entwicklung, die sich fortsetzen werde, so die Befürchtung der Experten.

Mehr Aufmerksamkeit für Langzeitarbeitslose

Annette Karl fordert deshalb, dass Langzeitarbeitslose noch besser betreut werden, um sie in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Jungen Menschen aus schwierigen Familienverhältnissen sollte ebenfalls mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zudem wäre eine kostenlose Kinderbetreuung gut, weil dadurch auch Frauen verstärkt einer Arbeit nachgehen könnten. Annette Karl bemerkte dazu: „Wir haben immer noch vier Prozent junger Menschen, die keinen Schulabschluss haben. Da können wir noch viel erreichen.”

Auf die Frage, wie man junge Menschen in der Region halten kann, erwiderte MdL Karl: „Die Nordoberpfalz hat als Region sehr viel zu bieten.” Und das ist in ihren Augen auch mehr als nur wunderschöne Landschaften. Denn die Nordoberpfalz hat auch gut ausgebildete junge Leute, eine Fachhochschule als Leuchtturm und mittlerweile auch eine gute Zusammenarbeit mit Westböhmen. MdL Karl ist der Meinung, dass das noch selbstbewusster dargestellt werden sollte.

Mindestlohn von elf Euro realistisch?

Laut MdL Karl werden voraussichtlich mehr Mittel für Präventionsarbeit von einer neuen Großen Koalition zur Verfügung gestellt werden. Nachdenken müsse die Politik auch darüber, dass Flüchtlinge trotz absolvierter Sprachkurse oftmals nicht über die im Arbeitsleben erforderlichen Sprachkenntnisse verfügten. „Wir brauchen zusätzliche Vorgaben für diese Sprachkurse. Halbtagskurse reichen nicht“, so Annette Karl.

Wichtig für die Abgeordnete ist auch ein „größerer Abstand zwischen den Hartz-IV-Leistungen und dem unteren Lohnsegment.“ Beim Mindestlohn seien deshalb eher elf Euro realistisch. Thomas Würdinger hofft, dass mit den voraussichtlich verfügbaren zusätzlichen Eingliederungsmitteln im Hartz IV-Bereich auch mehr Gelder für eine gute personelle Ausstattung im Jobcenter zur Verfügung gestellt werden. MdL Karl bescheinigte der Arbeitsagentur eine hervorragende Arbeit.

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