Hilfe, die ankommt: Weidener Verein unterstützt Witwen in Indien

Michldorf/Weiden. Nur einen Euro verdient ein Inder am Tag – zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Der Weidener Verein Hoffnung für Menschen leistet Hilfe zur Selbsthilfe und unterstützt die ärmsten Inder mit Geld, Schulen und Wasseraufbereitungsanlagen.

Von Udo Fürst

Indien Hoffnung für Menschen EV
Vor allem die Kinder trifft die Armut in dem Land am stärksten.

Zwei Drittel der 1,34 Milliarden Menschen in Indien leben in Armut: 68,8 Prozent der indischen Bevölkerung müssen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen. Über 30 Prozent haben sogar weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag zur Verfügung – sie gelten als extrem arm. Damit zählt der indische Subkontinent zu den ärmsten Regionen der Erde. Ein Weidener Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesem Elend zumindest punktuell entgegenzutreten.

„Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen Waisenkinder und Witwen. Beides sind Gruppen, die in Indien am Rande der Gesellschaft stehen. Wir möchten diesen benachteiligten Menschen etwas mehr Hoffnung und Lebensfreude schenken“, schreibt der 2004 gegründete Verein Hoffnung für Menschen e. V. auf seiner Homepage. Seine Mitarbeiter sind ausschließlich ehrenamtlich tätig und deshalb komme jeder gespendete Euro tatsächlich dort an, wo er gebraucht wird. „Wir praktizieren Hilfe zur Selbsthilfe“, betont Vorsitzender Thomas Ebnet.

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Die Mitglieder des Vereins sind alle ehrenamtlich tätig. Foto: Internetseite Hoffnung für Menschen

Seit 2006 Regisseur der Altneihauser

Christian Höllerer, der seit 2006 für die Altneihauser Feierwehrkapelln als Regisseur, Webmaster und Fotograf arbeitende Michldorfer, macht seit eineinhalb Jahren im gemeinnützigen Verein mit und bezeichnet den Benefizgedanken als Auslöser für sein Engagement. „Ich war damals auf der Suche nach einem Hilfsprojekt, das ich zusammen mit meiner Frau unterstützen konnte. Heute weiß ich, dass ich hier genau richtig bin.“ Er sei aber nur ein kleines Rädchen im Verein, dessen Arbeit nicht hoch genug einzuschätzen sei, bleibt Höllerer bescheiden.

Die Gründung des Vereins ging auf eine Initiative des einst in Neukirchen St. Christoph tätigen katholischen Priesters Antony Soosai zurück. Er wurde im Bezirk Kanniyakumari geboren und stammt aus einer Fischerfamilie. Auch Antony verlor seinen Vater sehr früh und erfuhr, was es bedeutet, als Sohn einer Witwe aufzuwachsen.

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Gerade einmal ein Euro bleibt den Menschen in Indien am Tag im Schnitt. Wer sich als Fischer seinen Lebensunterhalt verdienen kann, verdient etwas besser.

Patenschaft für Familie übernommen

Natürlich kann die Arbeit in Indien nicht nur von Weiden aus organisiert werden. Ein sechsköpfiges Team bestehend aus Pfarrer Edmond, Pfarrer Jerry, Pfarrer Selvan, Pfarrer Felix, Pfarrer Edwin und Bischof Remigius organisiert und arbeitet vor Ort. Christian Höllerer war schon zweimal in Indien – und jedes Mal sofort gefangen von der Herzlichkeit der Menschen dort. „ …aber auch bestürzt von der unermesslichen Armut in diesem Land“, ergänzt der 62-Jährige.

Der ausgebildete Schauspieler hat die Patenschaft für einen Witwer und dessen zwei Kinder, von denen der Sohn an schwerer Epilepsie leidet, übernommen. „Damit können die Medikamente für den Jungen bezahlt werden. Dass es ihm mittlerweile schon sehr viel besser geht, spornt uns nur noch mehr an.“

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Schulen in Indien liegen dem Verein besonders am Herzen.

300.000 Euro für Indien

Der Verein hat im vergangenen Jahr 300.000 Euro Spenden gesammelt, den Bau von Wasserkraftwerken, Waisenhäusern und Schulen unterstützt und 99 Kinderdorfpatenschaften übernommen. Insgesamt kommen 1.000 Inder in den Genuss der Hilfen. 26 Kinder besuchen bereits das College oder absolvieren eine Berufsausbildung. Eine Krankenschwester durchlaufe in Indien eine vierjährige Ausbildung, die 1.700 Euro koste. Die Hebamme werde ein Jahr früher fertig, die Kosten lägen bei 1.390 Euro. Die ursprünglich angesetzten 360 Euro einer Patenschaft reichen dafür nicht aus. Die Differenz versucht der Verein durch Sonderspenden auszugleichen. Höllerer:

Wenn man sieht, was aus den Kindern geworden ist, gibt einem das die Kraft, weiterzumachen.

Altneihauser organisieren Benefizkonzert

Deshalb hat der Regisseur auch den Kommandanten der Altneihauser Norbert Neugirg überzeugt, auch etwas gegen die große Not in Indien zu tun. Der ließ sich nicht lange bitten und so spendete die Kultformation den Erlös eines Benefizkonzerts in Neustadt komplett für den Verein Hoffnung für Menschen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: es kam eine fünfstellige Summe zusammen – trotz der vom Kommandanten stets behaupteten „schlechten musikalischen Leistung der Kapelle“.

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Christian Höllerer (li.) und Norbert Neugirg bei der Weihnachtslesung in Neustadt. Der Erlös der Veranstaltung kommt jetzt den Kindern in Indien zu Gute.

Das Zentrum der Hilfsaktionen liegt in der Region um Nagercoil in Südindien. „Wenn man keine globale Verantwortung übernehmen würde, würden sich die Leute in Bewegung setzen und zu uns kommen. Das würden wir auch tun“, sagt der Kommandant hinsichtlich der Flüchtlingsdebatten. Das Geld der Neuhauser Truppe kommt zwei Projekten zugute: Zum einen, um Slumkindern den Schulbesuch zu ermöglichen und zum anderen für Kinderdorfpatenschaften.

„Indien will Arme dumm halten“

Wenn du einmal dort warst, lässt dich das nicht wieder los,

schildert Höllerer seine Erlebnisse von den zwei Indienbesuchen. Die Hilfe sei umso wichtiger, wenn man sehe, wie die indische Regierung die Arbeit der Hilfsorganisation gering schätze. „Sie wollen die Armen dumm halten.“ Aber: „Jede Familie bekommt ein Fernsehgerät für die Propaganda.“

Der Michldorfer lässt sich davon aber nicht entmutigen, im Gegenteil: Im nächsten Jahr will er wieder nach Indien reisen.

Fotos: Christian Höllerer

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