Arbeitsmarkt 2024: Konjunkturschwäche trifft die Region

Weiden. Trotz Konjunkturschwäche bleibt der Arbeitsmarkt größtenteils stabil, zeigt aber steigende Arbeitslosenzahlen und eine rückläufige Nachfrage. Im Jahr 2024 erhöhte sich die Arbeitslosenzahl um 347 Personen auf 4.947, während die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erstmals seit Corona sank.

Foto: Pixabay/Janno Nivergall

„Auch der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Weiden (Region Weiden, Landkreis Neustadt/WN, Landkreis Tirschenreuth) blieb 2024 von den Auswirkungen der anhaltenden Wirtschaftsflaute nicht unberührt. Die Konjunkturschwäche zeigte spürbare Effekte, insbesondere in Form von steigenden Arbeitslosenzahlen und einer rückläufigen Nachfrage nach Arbeitskräften. Dennoch bleibt der Arbeitsmarkt größtenteils stabil,“ bilanziert Thomas Würdinger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Weiden.

Anstieg der Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk Weiden um 347 Personen auf durchschnittlich 4.947 an. Auch die Unterbeschäftigung, die zusätzliche Personen wie Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik oder kurzfristig Arbeitsunfähige umfasst, erhöhte sich auf 6.265 Personen (+345 im Vergleich zu 2023).

Die Arbeitslosenquote stieg im Agenturbezirk leicht auf 4,1 Prozent an, was auf die anhaltend schwache Konjunktur zurückzuführen ist. Besonders betroffen waren:
Langzeitarbeitslose: 1.379 Personen (+4,1 % im Vergleich zum Vorjahr)
Menschen über 55 Jahre: 1.600 Personen (+9,3 % im Vergleich zum Vorjahr)

50,6 Prozent der Arbeitslosen im Agenturbezirk (2.506 Personen) wird dabei von den Jobcentern betreut und erhält Zahlungen aus der Grundsicherung. 49,4 Prozent (2.441 Personen) der arbeitslos Gemeldeten sind Kundinnen oder Kunden der Arbeitsagentur und erhalten Zahlungen aus der beitragsfinanzierten Arbeitslosenversicherung. Das entspricht einem Zuwachs von 14,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Rückgang bei Stellen und Neueinstellungen

Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften blieb 2024 hinter den Erwartungen zurück. Insgesamt wurden im Jahresverlauf 4.671 Stellen gemeldet, ein Rückgang von 8,3 Prozent gegenüber 2023. Die Zahl der neu eingegangenen Stellen sank um 15,7 Prozent und erreichte den niedrigsten Stand seit mehreren Jahren.

„Die Unternehmen im Agenturbezirk Weiden zeigen sich bei Neueinstellungen zurückhaltend. Vor allem in konjunktursensiblen Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe und der Logistik war dies spürbar,“ so Würdinger.

Eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt in der Region bleibt weiterhin die große Differenz zwischen dem Ausbildungsniveau der arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen und den Anforderungen der Unternehmen und Behörden, die freie Stellen anbieten: Während sich im Jahr 2024 im Durchschnitt fast 65% Prozent der bei der Arbeitsagentur gemeldeten offenen Stellen an Fachkräfte richtete, lag der Anteil der arbeitslos gemeldeten Fachkräfte nur bei knapp 27. Und während durchschnittlich über 60 % Prozent der arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen auf der Suche nach Tätigkeiten für meist unqualifizierte Berufe sind, standen nur knapp 19 Prozent der angebotenen freien Stellen für Helferinnen und Helfer ohne Ausbildung zur Verfügung.

Kurzarbeit als Reaktion auf konjunkturelle Schwierigkeiten

Betriebe im Agenturbezirk Weiden nutzten 2024 vermehrt Kurzarbeit, um die Beschäftigung angesichts der schwierigen konjunkturellen Lage abzusichern: Im Vergleich zur Normalsituation in 2019 (vor Corona) hat sich die Anzahl der Anzeigen und Anträge verdreifacht (Stand zum 1. August 2024). „Wir erleben, wie viele andere Regionen in Deutschland auch, eine wirtschaftlich schwierige Zeit mit nervösen Unternehmen, die sich in einem deutlich angestiegenen Interesse an und Bezug von Kurzarbeitergeld ausdrücken. Die Agentur für Arbeit Weiden bereitet sich tendenziell auf mehr Unternehmen in Kurzarbeit vor und dementsprechend mehr Bedarf an Qualifizierung von Arbeitnehmern,“ erklärt Würdinger.

Rückgang sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung

Nach Jahren des kontinuierlichen Anstiegs – mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 – ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Weiden im Jahr 2024 erstmals wieder gesunken. Zum Stichtag 30. Juni 2024 waren 88.982 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das entspricht einem Rückgang von 246 Personen (1,4 %) im Vergleich zum Vorjahr. Während insbesondere der Gesundheits- und Sozialbereich Zuwächse verzeichnete, nahmen das verarbeitende Gewerbe und die Baubranche ab. Gleichzeitig sank sowohl der Anteil der Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit (-1,6 %) als auch der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ausländischen Wurzeln (-0,3 %). Letztgenannte machen inzwischen knapp 15 aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region aus

„Auch im Jahr 2024 war das Thema Fluchtmigration ein wichtiger Schwerpunkt. Die Arbeitsagentur hat sich intensiv dafür eingesetzt, geflüchteten Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dabei wurden zahlreiche Maßnahmen wie Jobbörsen und Netzwerktreffen organisiert, um einen unkomplizierten Austausch zwischen Unternehmen und potenziellen Arbeitskräften zu ermöglichen – stets mit dem Ziel, die Vermittlung in ein Arbeitsverhältnis zu fördern. Diese Bemühungen haben vielen Geflüchteten neue Perspektiven eröffnet. Insbesondere Menschen aus der Ukraine konnten davon profitieren: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ukrainischer Staatsangehörigkeit stieg innerhalb eines Jahres um 34 % an,“ resümiert Würdinger.

Ausblick: Chancen und Herausforderungen 2025

Der Arbeitsmarkt bleibt auch 2025 stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt. Neben der konjunkturellen Entwicklung wird die digitale Transformation eine immer größere Rolle spielen. Sie stellt sowohl Unternehmen als auch Arbeitssuchende vor die Aufgabe, sich kontinuierlich weiterzubilden, um sich den Anforderungen der Zukunft anzupassen.

„Die konjunkturellen Schwierigkeiten werden uns auch 2025 intensiv beschäftigen – Arbeitssuchende können sich aber sicher sein, dass wir weiterhin für sie da sind und dabei unterstützen, die passenden Qualifikationen für den Arbeitsmarkt zu erwerben,“ so Agenturleiter Würdinger. Gleichzeitig appelliert er an die Flexibilität aller Beteiligten: „Arbeitssuchende sollten bereit sein, auch Stellen anzunehmen, die vielleicht im ersten Schritt nicht ihrer erlernten Qualifikation entsprechen. Unternehmen wiederum müssen auch Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance geben, deren Qualifikationen nicht zu 100 Prozent auf die ausgeschriebene Stelle passen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, investiert die Arbeitsagentur Weiden weiterhin in die Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitskräften.“

* Diese Felder sind erforderlich.