10 Jahre Landrat von Neustadt/WN: Andreas Meier ganz privat
Neustadt/WN. Er war jüngster Bürgermeister Bayerns. Zur Kandidatur als Landrat musste ihn Simon Wittmann quasi überreden. Jetzt sitzt Andreas Meier seit zehn Jahren im Lobkowitzer Schloss. Ein Porträt mit Zwischenbilanz.

In seinem Büro im Landratsamt haben wir Andreas Meier schon oft getroffen. Zu seinem Zehnjährigen hat der Landrat von Neustadt/WN einen Wunsch frei: Treffen wir uns an einem seiner absoluten Lieblingsorte! Er muss nicht lange nachdenken: Wir interviewen den CSU-Politiker am historischen Wurzer Lipperthof des Ehepaars Irene und Uli Reber, die das Islandpferde-Gestüt in zweiter Generation fortführen.
„Unsere Tochter Kathi ist eine Tiernärrin“, sagt Meier, „ob Regenwurm, Käfer oder Katze.“ Er sei schon früher viel in Wurz unterwegs gewesen. „Sie hat als Vierjährige die Pferde entdeckt, hat sie gestriegelt.“ Seit zwei Jahren hat die heute Achtjährige einmal in der Woche Reitstunde. „Das ist einer der wenigen Lücken in meinem Terminkalender, wo ich mir, wenn’s irgendwie geht, eine Stunde Urlaub nehme.“
Meiers kleines Paradies
Was macht den Lipperthof für Meier so besonders? Sein Blick schweift über Koppel und Wiesen. „Das ist selbstbeschreibend, sieht man doch, oder?“ Der schöne Biergarten – „Sie müssen da unbedingt mal essen, die Pizza ist ein Traum, aber am Sonntag macht Erkan Kürkçü auch sehr gute bayerische Hausmannskost wie Schweinsbraten mit Knödeln.“
„War er das?“, frage ich mit Blick auf den freundlichen Herrn, der uns ungefragt zwei Cappuccini auf den Terrassentisch hinstellt, obwohl eigentlich geschlossen ist. „Das war Özkan, der Bruder des Wirtes.“ Entdeckt hat der Landrat sein persönliches kleines Paradies etwa vor zehn Jahren, also ungefähr zu Beginn seiner Amtszeit. „Ich weiß noch, dass ich Spargel gegessen habe“, sagt der 47-Jährige, „ein Gedicht.“
Lieber Menschen als Steine
Denkt man darüber nach, was man im Landkreis Neustadt/WN als Gast gesehen haben sollte, fallen einem spontan die Burg Leuchtenberg, das Kloster Speinshart, die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, die Synagoge in Floß, natürlich Schloss Friedrichsburg in Vohenstrauß und das Vulkanerlebnis Parkstein ein. Was legt der Landrat unternehmungslustigen Touristen ans Herz?
„Die Klassiker sind da ja schon dabei“, findet der. „Mir persönlich ist es aber noch wichtiger, mit den Menschen in Kontakt zu kommen.“ Da sei man dann schnell wieder beim klassischen Zoigl oder beim Dorffest. „Einfach mal in Filchendorf oder Altenstadt ein Feuerwehrfest miterleben“, rät Meier. „Merken, wie die Leute drauf sind.“ Auch das beeindruckende Firmengebäude von BHS in Weiherhammer oder den Komplex, den Witron um den Basaltkegel in Parkstein errichtet hat, seien sehenswert.
Nicht mal Zeit fürs Wirtshaus
Bayerische Schmankerln halten Leib und Seele zusammen, wie man bei uns unschwer sieht. Aber wo bekommt man die besten – bei Kuhlemann in Neustadt oder der Genussschmiede in Pirk. Was sind die gastronomischen Highlights des Landrats? „Da bin ich der falsche Ratgeber“, winkt der ab. „Ich komm‘ nicht so oft privat zum Essen ins Wirtshaus.“
Meier muss nachdenken. „Ich wüsste nicht mal, wann ich zuletzt rein privat am Zoigl war – das müsste in Neuhaus beim Schoilmichl gewesen sein.“ Und wenn er mal mit der Familie zum Essen geht, dann hier. „Oder daheim in Windischeschenbach beim Schwanerer.“ Dem Weißen Schwan. „Wenn man die ganze Woche berufsbedingt immer woanders ist, is(s)t man gerne daheim.“
Bei Kathis Querflöten-Premiere
Und wenn man dann eben nicht so oft daheim ist, hängt da nicht auch mal der Haussegen schief? „Soweit lass’ ich’s nicht kommen“, winkt er ab. „Ich bin schon als Bürgermeister nicht überall hingegangen, sondern habe mir bewusst auch kleine Freiräume gelassen.“ Das Mandat dürfe nicht zulasten der Familie gehen. „Ich hatte das Glück, immer verlässliche Stellvertreter zu haben – als Bürgermeister und auch als Landrat.“ Albert Nickl sei immer da, wenn man ihn brauche. „Sodass ich mir im Terminkalender einen freien Tag eintragen und auch unter der Woche abends mal daheim sein kann, um die Kleine ins Bett zu bringen.“
Wenn er von Kollegen höre, dass sie etwas bereuten, wenn sie in Ruhestand gehen, dann, dass sie ihre Kinder nicht aufwachsen sahen. „Ich möchte einmal nicht sagen, ich war beim 12. oder 14. Geburtstag nicht dabei.“ Er sei im Elternbeirat und auch bei Kathis Vorspielen in der Musikschule. Was spielt denn die kleine Künstlerin?„Tatsächlich Querflöte“, erklärt der stolze Vater und man muss an „Locomotive Breath“ von Jethro Tull denken. „Sie hatte ihren ersten Auftritt, das war toll.“
Meier sitzt im Garten
Und was macht der Landrat sonst noch so in seiner Freizeit, außer mit dem Landratskollegen Thomas Ebeling AC/DC zu covern? Da muss Meier schon wieder tief in sich gehen: „Ich bin neulich erst gefragt worden, was meine Hobbys sind“, sagt er. „Mir fiel keines ein.“ Zu Feuerwehr-Einsätzen schaffe er es einfach nicht mehr. Was bleibt? „Ich sitze gerne im Garten, mache Gartenarbeit, trinke nach getaner Arbeit gerne mal ein Weizen und beobachte, wie die Vögel baden.“
Man glaubt es dem Landrat aufs Wort, wenn man ihn hier draußen am Lipperthof so beobachtet, wie er versonnen in die Landschaft blickt, kurz mal auflacht, weil irgendwo eine Meise zwitschert, den Pferden hinterherschaut, wie sie neben ihren Pferdemädchen dahintrotten. Hier ist er Mensch, hier darf er sein.
Aber hilft ja nichts. Jetzt muss er auch noch über seine politische Bilanz reden. Aber das ist eine andere Geschichte, demnächst in diesem Kino.
Zur Person: Andreas Meier
Andreas Meier (Jahrgang 1977) wohnt in Windischeschenbach, ist verheiratet und hat eine Tochter. Nach dem Abitur 1997 studierte er sieben Semester Diplomgermanistik mit Schwerpunkt Journalismus an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
2002 wurde er mit 24 Jahren zum Bürgermeister der Stadt Windischeschenbach, bei den Kommunalwahlen 2014 zum Landrat des Landkreises Neustadt an der Waldnaab gewählt – und 2020 in seinem Amt bestätigt. Er war außerdem stellvertretender Bezirksvorsitzender und ehrenamtlich drei Jahre lang Kreisvorsitzender der CSU, trat bei der Wahl 2017 jedoch nicht mehr an. Seit ein paar Monaten ist Meier dafür im CSU-Parteivorstand auf Landesebene vertreten.
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