„45 min. netzlos“ – Theaterstück spricht Schülern aus der Seele

Wunsiedel. Patrick Isopp ist mit dem Stück "45 min. netzlos" an Oberpfälzer Schulen unterwegs. Er hatte sich dafür an die Luisenburg beworben. Das Stück soll den Schülern Mut machen und aufzeigen, wie absurd Leistungen und Bewertungen im Schulalltag manchmal sind.

Patrick Isopp bei der Aufführung des Einmannstücks. Foto: Junge Luisenburg/Barbara Neuber

Von 23. Januar bis 17. Februar 2023 ist Patrick Isopp zusammen mit der Leiterin des Kinder- und Jugendensembles nicht nur in der Oberpfalz an den Schulen unterwegs. Besser könnte der Spielort für das Stück von Klaus Chatten und Steven Ricardo Scholz auch nicht sein, denn das Einmannstück beginnt damit, dass Schüler Len mit dem nassen Regenschirm in das Klassenzimmer gehetzt kommt und in der Tür seiner Deutschlehrerin Fiesner-Battenschlag in die Arme läuft.

Die Lehrerin ist nicht zu sehen, die Hauptfigur spricht von der Klassenzimmertür aus auf den Gang hinaus und der Verlauf des Dialogs ist aus Lens Antworten zu rekonstruieren. Frau Fiesner-Battenschlag erinnert Len an das Referat, das er in der zweiten Schulstunde halten muss und von dem seine Versetzung in die nächste Klasse abhängt. Thema ist die Komödie „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ von Christian Dietrich Grabbe. Len gibt sich der Lehrerin gegenüber selbstsicher, aber natürlich hat er das Stück nicht gelesen und auch das Referat ist noch nicht vorbereitet. Ihm bleiben noch 45 Minuten Zeit für die Vorbereitung.

Infos aus dem Netz

Das sollte ja reichen, denkt er – schließlich sind im Netz sicher die notwendigen Informationen zu finden. Er beginnt also, nach dem Titel des Stückes im Internet zu suchen. Schon nach den ersten Zeilen der Inhaltsangabe, die ihm reichlich kompliziert erscheint, sucht er Ablenkung und er ruft seinen Freund Karim im Krankenhaus an.

Foto: Junge Luisenburg/Barbara Neuber
Foto: Junge Luisenburg/Barbara Neuber
Foto: Junge Luisenburg/Barbara Neuber
Foto: Junge Luisenburg/Barbara Neuber
Foto: Junge Luisenburg/Barbara Neuber
Foto: Junge Luisenburg/Barbara Neuber

Er lässt sich schließlich dazu überreden, mit Karim online Fußball zu zocken, bis er sich daran erinnert, dass ihm zur Vorbereitung seines Referates nur noch 25 Minuten bleiben. Wieder versucht Len, sich im Internet den Inhalt des Stückes zu erschließen, um dabei festzustellen, dass er mit der Zusammenfassung nur wenig anfangen kann. Und plötzlich ist auch noch die W-LAN-Verbindung weg.

Len hat nur noch 20 Minuten Zeit und er beginnt, panisch nach dem Reclam-Heft mit dem Stück zu suchen, das sich irgendwo in seinen Schulsachen befinden muss. Ihm läuft die Zeit davon und bei seiner hektischen Suche wird ihm selbst der Reißverschluss der Tasche kurzzeitig zum Feind. Schließlich findet er das kleine Buch in seiner Brotzeitbox und stellt beim Aufschlagen fest: „85 Seiten in 20 Minuten! Das schaffe ich niemals.“

Wie das Ganze ausgeht und, ob Len seine Lehrerin überzeugen kann, erfährt der Zuschauer im Laufe des Stücks.

Humorvolle Energie

Mit seiner humorvollen Energie und Authentizität schafft es Patrick Isopp, die Schüler 45 Minuten lang zu fesseln und auch in der anschließenden Gesprächsrunde steht das Interesse der Zuschauer im Mittelpunkt. Egal ob zu seinem Beruf, seiner Herkunft oder zum Stück, Patrick Isopp ist für alle Fragen offen, ebenso wie die Leiterin der Jungen Luisenburg, Fenja Grießhammer.

Ihr Anliegen ist es, mit dem Stück den Schülern Mut zu machen und ihnen zu vermitteln, dass man nicht immer alles zu ernst nehmen und sich nicht zu sehr unter Leistungsdruck setzten darf. Manchmal ist es besser, entspannt und kreativ an Dinge heranzugehen, wie es Len am Ende des Stücks getan hat. Zudem wird karikiert, wie absurd es im Schulalltag manchmal sein kann, auch was „Leistungen“ oder Bewertungen betrifft.

Vor allem aber möchte Fenja Grießhammer den Schülern zu zeigen, dass Theater auch cool sein kann. Und das gelingt mit dieser Produktion eindeutig. Das liegt aus Sicht des Hauptdarstellers vor allem daran, dass das Stück so nah an jedem Schüler ist und jeder für sich persönlich etwas mitnehmen kann. Gerade unter den 14- bis 15-Jährigen hat wohl jeder Jugendliche aus seiner Perspektive gerade das schlimmste Leben von allen.

Blick auf Schulzeit aus der Distanz

Das Stück kann hier durch seine humorvolle Art und Weise, wie mit den Themen Schulstress, Verliebtsein, Konflikte mit den Eltern, aber auch Wünsche und Träume umgegangen wird, auflockern und vielleicht auch dabei helfen, dass die Jugendlichen ihre Situation wenigstens für ein paar Momente aus der Distanz betrachten und darüber lachen können.

Dass das Stück aber nicht nur für 8. und 9. Klassen geeignet ist, bewies die Begeisterung der Studierenden im 1. Studienjahr der Fachakademie für Sozialpädagogik Weiden. Auch sie bestätigten, sich mit der Figur des Len absolut identifizieren zu können. Sie wollten unter anderem auch wissen, was den Beruf des Schauspielers am schwersten macht. Das sei vor allem die Angst vor unsicheren Zeiten ohne Engagements. Diese Angst gibt es unter Schauspielern, beziehungsweise wohl allen Kulturschaffenden schon immer. Dazu kommt, dass die Theater seit Corona noch immer unter Publikumsschwund leiden.

45 Minuten die Spannung hochhalten

Klassenzimmerstücke wie dieses können ein Weg sein, auch junge Menschen wieder vor die Bühnen zu locken. Abschließend noch ein Gedanke, der vor allem für alle Lehrkräfte interessant und zukunftsweisend sein sollte: „Wie schafft man es, 45 Minuten die Spannung in einer Klasse so aufrecht zu halten?“ Die Antwort von Patrick Isopp klingt erstaunlich einfach:

Auch Lehrer können das, wenn sie sich nicht über die Dinge stellen, sondern wenn sie mit den Schülern offen, authentisch und echt kommunizierenPatrick Isoppp

Zur Person:

Patrick Isopp ist 2000 in Wolfsberg in Kärnten geboren worden. Seit seiner Ausbildung an der Schauspielschule in Wien ist er frei an verschiedenen Häusern, im Filmbereich sowie als Content Creator für ein Start-Up tätig. Für die Inszenierung „45 min. netzlos“ hat er sich aus Wien an die Luisenburg beworben und konnte sowohl den Regisseur als auch Theaterpädagogin Makosch sofort von sich überzeugen.

Geprobt hat er mit dem Autor des Stückes selbst hauptsächlich in Berlin. Nach Ende der Spielzeit des Klassenzimmerstücks hat Patrick Isopp verschiedene Produktion unter anderem in Wien vor sich. Nächstes Jahr wird er auch im deutschen Fernsehen zu sehen sein.

Das Stück ist noch bis 17. Februar buchbar. Weitere Informationen gibt es hier.

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