Der brutale Mord an Dieter Loew – Was geschah in der Nacht zum 22. Dezember 2014?

Wernberg/Amberg. Der Mord an Dieter Loew erschütterte 2014 die Bevölkerung. Der 76-jährige Unternehmer war in seinem Wohnhaus in Wernberg-Köblitz mit schwersten Kopfverletzungen gefunden worden. Der Überfall konnte nie geklärt werden. Ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Tatverdächtige wurde eingestellt. Ein Rückblick.

Der Tatort. Der Unternehmer Dieter Loew wurde in seinem Haus in der Graf-Schall-Straße in Wernberg getötet. Foto: Christine Ascherl

Jetzt – über zehn Jahre später – wird erneut ermittelt. „Mordfall Dieter Loew wird als Cold Case neu aufgerollt“, teilt Polizeisprecherin Corinna Wild am Dienstag mit. Die Kriminalpolizei Amberg habe ein vollständig neu formiertes Cold-Case-Team aufgestellt. Es soll die Ermittlungen „mit frischer Perspektive und gezieltem Fokus“ aufnehmen.

Wie die Polizeihauptkommissarin ausführt, baue man auf die Unterstützung durch „moderne, heute verfügbare technische Verfahren zur Spurenauswertung und Kriminalanalyse“. Alle damaligen Spuren und Erkenntnisse werden systematisch überprüft – auch solche, die im Laufe der Zeit eingegangen sind und bislang nicht zur Aufklärung beigetragen haben. Dabei werde „nichts ausgeschlossen“.

Mitbegründer von Dr. Loew Soziale Dienstleistungen

Dieter Loew (Jahrgang 1938), Mitbegründer und langjähriger Geschäftsführer des Sozialunternehmens Dr. Loew Soziale Dienstleistungen, war in der Nacht zum 22. Dezember 2014 in seinem Wohnhaus überfallen worden. Eine Pflegekraft, die im Nebengebäude wohnte, fand den 76-Jährigen am Morgen im Haupthaus.

Der Unternehmer hatte schwerste Kopfverletzungen, verursacht durch einen stumpfen Gegenstand. Vier Wochen später starb der Senior in einem Regensburger Krankenhaus. Das Kommissariat 1 der Kriminalpolizei Amberg ermittelte in der Folge wegen Raubmordes. Die Ermittlungsgruppe Wernberg arbeitete zeitweise mit bis zu 30 Ermittlern an dem Fall.

Trotz umfangreicher Ermittlungen, Spurensicherungen und öffentlicher Aufrufe konnte die brutale Tat nicht aufgeklärt werden. Das Landeskriminalamt setzte eine Belohnung von 5.000 Euro aus, die weiterhin gilt. Sie wird für Hinweise ausgelobt, die zur Aufklärung der Tat führen.

Früheres Ermittlungsverfahren eingestellt

Im Frühjahr 2015 wurde bekannt, dass die Kripo konkret zwei Tatverdächtige im Visier hat. Es handelte sich dabei um die getrennt lebende Ehefrau (zur Tatzeit 52) und ihren 25-jährigen Lebensgefährten, einen Polizeibeamten. Das Paar kritisierte mehrfach öffentlich die Arbeit der Ermittler, insbesondere der Spurensicherung.

2016 und 2017 bemängelte ihr Anwalt Robert Hankowetz die überlange Spurenanalysedauer. Am Ende stand das Paar über vier Jahre unter Mordverdacht. 2018 wurde das Ermittlungsverfahren schließlich wegen Nichtnachweisbarkeit eingestellt.

Details zur Tat durch Interviews bekannt

Durch Interviews der beiden wurden Details zur Tat bekannt. Aus dem Tresor fehlte demnach ein höherer fünfstelliger Betrag. Die Polizei ging davon aus, dass der Täter durch das Bürofenster im Erdgeschoss eingedrungen ist. Auf dem Boden lagen Glasscherben. Das blutende Opfer wurde im ersten Stock gefunden.

Laut Ehefrau habe die Kripo ein materielles Motiv vermutet, was die selbständige Unternehmerin weit von sich wies. Zu ihrem getrennt lebenden Ehemann habe sie ein gutes Verhältnis gehabt. Das Paar hatte gemeinsame Söhne. Dieter Loew hat zudem zwei Söhne und zwei Töchter aus erster Ehe. Das Unternehmen (110 Häuser, 1.800 Betreute) wird schon seit 1999 von einer Großnichte geführt.

Auch damals Tatverdächtige werden erneut überprüft

Stehen die damals Tatverdächtigen erneut im Blick der Kripo? „Wir gehen ergebnisoffen an die Ermittlungen“, sagt dazu Polizeisprecherin Corinna Wild. „Im Rahmen der Überprüfungen werden auch einzelne Personen und Beteiligte, insbesondere deren Aussagen, erneut betrachtet; so wie das bei der Aufarbeitung solcher Fälle üblich ist.“

Der Fall füllte 2014/2015 die Zeitungen, hier ein Ausschnitt aus der „tz“ in München. Das linke Foto zeigt das Mordopfer Dieter Loew mit seinem Sohn Sebastian, der zwei Jahre zuvor durch einen Unfall im gleichen Anwesen ums Leben gekommen war. Rechts die getrennt lebende Ehefrau mit ihrem Lebensgefährten. Screenshot: OberpfalzECHO

Plakataktion im Raum Wernberg

Parallel zu den neuen Ermittlungen läuft eine neue Öffentlichkeitsfahndung an. Mit Plakaten wird die Bevölkerung aufgerufen, auch vermeintlich unwichtige Beobachtungen vertraulich zu melden (Kripo Amberg, Telefon 09621/890-2121).

Die Plakate werden in den kommenden Tagen an markanten Punkten im Raum Wernberg-Köblitz aufgehängt: Bushaltestellen, öffentliche Plätze und Einkaufszentren. Mit der Aktion sollen Zeugen erreicht werden, die bisher nicht mit der Polizei in Kontakt getreten sind. „Etwa, weil sie ihre damaligen Beobachtungen für nicht relevant hielten oder sich aus anderen Gründen nicht gemeldet haben.“

Der Mordfall Loew

Tatort: Wohnhaus von Dieter Loew, Graf-Schall-Straße in Wernberg

Tatzeit: die Nacht von Sonntag, 21. Dezember 2014, auf Montag, 22. Dezember 2014.

Tat: Dem 76-jährigen Dieter Loew werden mit einem stumpfen Gegenstand schwere Schädel- und Gesichtsverletzungen zugefügt. Er stirbt vier Wochen später in einem Regensburger Krankenhaus.

Ermittlungen: Die Kriminalpolizei Amberg bildet eine „Einsatzgruppe Wernberg“, in der zeitweise bis zu 30 Ermittler arbeiten. Die Ermittlungen führt der damalige Oberstaatsanwalt Thomas Strohmeier. Die Kinder von Fritz Loew setzen eine Belohnung von 25.000 Euro aus.

Der Tatort befindet sich in einem ruhigen Wohnviertel am Ortsrand von Wernberg unweit der Burg. Foto: Christine Ascherl
Der Tatort befindet sich in einem ruhigen Wohnviertel am Ortsrand von Wernberg unweit der Burg. Foto: Christine Ascherl
Der Tatort befindet sich in einem ruhigen Wohnviertel am Ortsrand von Wernberg unweit der Burg. Foto: Christine Ascherl
Der Tatort befindet sich in einem ruhigen Wohnviertel am Ortsrand von Wernberg unweit der Burg. Foto: Christine Ascherl
Der Tatort befindet sich in einem ruhigen Wohnviertel am Ortsrand von Wernberg unweit der Burg. Foto: Christine Ascherl
Der Tatort befindet sich in einem ruhigen Wohnviertel am Ortsrand von Wernberg unweit der Burg. Foto: Christine Ascherl

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