Aktien & Gold – Oberpfälzer Finanzexperten bleiben auch fürs zweite Halbjahr optimistisch

Grafenwöhr/Parkstein/Amberg/Weiden/ Flossenbürg. Ein Blick auf die Börsentafel zu Jahresmitte lässt viele Aktienanleger erfreuen. Mit über 23.000 Punkte steht der DAX über 15 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Zwischenzeitlich wurde oftmals zudem die Dividende ausgeschüttet. Auch Gold hat deutlich zugelegt.

Foto: Pixabay

Nur Zinsanleger merken vermehrt, dass es für Tages- und Festgelder deutlich weniger gibt. Wir haben Dr. Mathias Bernhardt, Wolfgang Meier aus Amberg und Stefan Meiler nach ihrer Einschätzung gefragt.

Zinsen weiter nach unten

Während Wolfgang Meier aus Amberg in Europa weitere Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank als möglich erachtet, scheint für den Grafenwöhrer Dr. Bernhardt beim aktuellen Leitzins erst einmal das Zielniveau erreicht. Weitere Zinssenkungen würden einen Konjunktureinbruch bedingen. Die Inflation scheint im Griff und durch acht Zinsschritte wurde auch der Wirtschaft unter die Arme gegriffen.

Bei Tages- und Festgeldern bewegen sich die Zinsen seit einiger Zeit stabil. Die oberpfälzer Online-Plattform Anlageautomat24.de hat zuletzt Zinsen bei Tagesgeldern im Bereich leicht über 2 Prozent, bei Festgeldern je nach Laufzeit zwischen 2,5 und 2,8 Prozent als realistisch erachtet. Zinssätze, die sich in den letzten Wochen trotz der Europäischen Zentralbank-Zinssenkungen kaum bewegt haben.

US-Aktien auch wieder auf Kurs

Nach der extremen politischen Unsicherheit rund um die Zollpolitik des US-Präsidenten haben in den letzten Wochen selbst die US-Aktienindizes wieder zugelegt und notieren nahe dem Hoch. Vermögensverwalter Dr. Bernhardt hebt positiv hervor, dass sich Performance- und Wirtschaftstreiber wie Künstliche Intelligenz sehr resilient gegenüber den makroökonomischen Unsicherheiten erwiesen haben.

Anlageexperte Wolfgang Meier ist zuversichtlich, dass Trump mit seinen Deals vorwärtskommt und negative Überraschungen ausbleiben. Sollte es dennoch anders kommen, sollten breit diversifizierte Depots wie im April gut funktionieren und die Anleger damit entsprechend gut schlafen und leben können.

Chancen im zweiten Halbjahr

Die größten Chancen sieht Meier derzeit bei Emerging Markets, in China und Indien. Aber auch Europa und speziell Deutschland sind für ihn unter dem Stichwort “Zeitenwende 2.0” mit Mega-Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung interessant. Einen Aspekt, den auch Robert Beer aus Parkstein zuletzt positiv erwähnt hat. So sind seit Jahresbeginn die Kurse der Baukonzerne Strabag, Hochtief und Vinci deutlich gestiegen und zählen neben Rüstungswerten zu den Gewinnern. Auch Banktitel zählt er hierzu auf.

Zu den Underperformern zählen derzeit die konjunktursensiblen Auto- und Chemietitel. Aber auch Pharmawerte und Zulieferer wie Gerresheimer stehen unter Druck. Neben dem politischen Gegenwind aus den USA belasten hier niedrigere Gewinnschätzungen und zuletzt der für Exporteure negative Anstieg des EUR/USD-Wechselkurses. Trotz sinkender Bewertungen vieler Unternehmen scheint ein Einstieg bei vielen dieser Unternehmen derzeit noch zu früh, so Beer in seinem Marktkommentar.

Risiken für zweites Halbjahr

Die größten Risiken für die oberpfälzer Finanzexperten liegen neben dem Wiederaufflammen der Zolldiskussion, die 90-Tage-Frist läuft bekanntermaßen Anfang Juli ab, in einer Verschärfung der geopolitischen Krisen. Hat man vor wenigen Wochen auf ein Ende des Ukraine-Kriegs gehofft, steht man nach der Eskalation zwischen Israel und Iran vor einem neuen Brandherd. So weist Dr. Bernhardt auf die unsicheren Auswirkungen eines Ölpreisanstiegs auf die Realwirtschaft sowie die damit verbundenen Entwicklungen der Preise – Stichwort Inflation – hin.

Was derzeit komplett unbeachtet ist: Die geplante Trump-Politik steht für eine weitere Schuldenorgie in den USA. Die Folge: Immer mehr Geld, was gut für die Wirtschaft ist, aber eben auch vermutlich zu höheren Inflationsraten führt. Während das Sparprogramm DOGE nach dem Ausscheiden Musks kaum noch eine Beachtung findet, führt der „One Big Beautiful Bill Act“ zu vermutlich noch größeren Defiziten in den USA. Für die LBBW sägt „Trump an dem Ast, an dem die US-Staatsschulden hängen“.

Wozu die Finanzexperten raten

Für Dr. Bernhardt bleibt es wichtig, dass die Anlagen der jeweiligen individuellen Risikoneigung entsprechend und breit diversifiziert sind. Nur so lassen sich eventuell auftretende Marktschwankungen durchstehen. Mit seinem Margrabe-Ansatz ist er zudem überzeugt, mit der nötigen Flexibilität eine langfristige Überrendite erreichen zu können.

Auch Wolfgang Meier empfiehlt eine gute Streuung sowie ein aktives Management, da manche Bewertungen bereits recht hoch erscheinen. Dennoch haben für ihn die Kapitalmärkte das Potenzial, Wohlstand für viele Menschen zu schaffen. Mittel- bis langfristig-orientierte Anleger sollten potenzielle Rücksetzer auch weiter nutzen, um Bestände aufzubauen.

Für Robert Beer bleiben erstklassige Aktien auch künftig am attraktivsten. Unliebsame Überraschungen werden jedoch weiterhin regelmäßig für Unruhe sorgen. Weswegen er mit seinem risikoadjustierten Ansatz sehr optimistisch bleibt. Entscheidend ist für ihn jedoch: Nur wer investiert ist, kann langfristig von Aktien profitieren.

Informationen zu den Finanzexperten

Sparpläne langfristig sinnvoll

Punkte, denen Stefan Meiler aus Flossenbürg zustimmt. Neben Fonds, die auf unterbewertete, sogenannte Value-Aktien setzen, sind für ihn auch Sparpläne empfehlenswert. Anleger mit hohen Profiten sollten über Teilgewinnmitnahmen nachdenken. Hierdurch ergibt sich bei Korrekturen die Möglichkeit günstiger nachzukaufen.

Anleger ohne großes Vermögen sowie Groß-/Eltern rät er zu Aktienfondsparplänen. So kann mit wenigen Euro im Monat bereits jetzt für das Alter vorgesorgt werden. Wer vor 65 Jahren begonnen hätte, deutsche Aktien zu besparen, wäre jetzt Millionär und das mit nur etwa 40 Euro monatlichem Sparplan. Der Zinseszinseffekt macht es möglich.

Für ihn und für die anderen erwähnten Fachleute gilt: Angst war an der Börse meist der falsche Ratgeber. Dies wird vermutlich auch in der aktuellen Iran-Krise so sein, zumal kein Experte der Welt weiß, was genau passieren wird. Getreu dem Motto „allein ist man schnell, gemeinsam kommt man weit“ empfehlen sich die oberpfälzer Finanzexperten für den individuellen Dialog und Fragen rund um das Thema Geldanlage.

* Diese Felder sind erforderlich.