Alles Gute zum 85. Geburtstag: Walter Winklers Witron wächst und wächst und wächst …

Parkstein. Die großen US-Tech-Unternehmen sind stolz auf ihren Ursprung in einer Garage. Walter Winkler gründete sein Lebenswerk Witron 1971 gemeinsam mit Gattin Hildegard „zwischen Küche und Kinderzimmer“. Heute produziert der Weltmarktführer auf 220.000 Quadratmetern. Zum 85. Geburtstag des Erfinders kommt jetzt noch Stahlbau Voit on top – Gratulation!

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Firmengründer Walter Winkler feiert seinen 85. Geburtstag. Archivbild: Witron

Wie exponentiell die Wachstumskurve des Parksteiner Unternehmens Witron in die Höhe schießt, zeigt folgender Vergleich: In den ersten 48 Jahren wuchs der selbsternannte „Logistik-Life-Time-Partner“ auf 100.000 Quadratmeter Produktionsfläche an. Allein in den vergangenen drei Jahren konnten sich die Nordoberpfälzer Logistiker noch einmal mehr als verdoppeln – um 120.000 Quadratmeter.

Die Nachfrage nach Witron-Technologie steigt weltweit. Der globale Marktführer für Planung, Realisierung und Betrieb automatisierter Kommissioniersysteme im Lebensmitteleinzelhandel wächst und wächst und wächst. Im neuen Werk 2 Nord stehen in einem modernen Maschinenpark unter anderem zwei der vier großen Trumpf-Laserschneidmaschinen sowie fünf Biegemaschinen, die 24 Stunden am Tag laufen – Erweiterungsflächen für weitere Maschinen sind bereits vorgesehen.

Neu im Sortiment: Voit Stefan GmbH – Der Stahlfertiger

Jetzt kommt, passend zum Geburtstag des Gründers, noch ein neues Filetstück dazu: Witron übernimmt Stefan Voits Stahlbauunternehmen, das der Pleysteiner Metallbaumeister und Schweißfachmann vor 20 Jahren gründete. Inzwischen befindet sich auf jedem Kontinent eine Halle „Made in der nördlichen Oberpfalz“ – insgesamt bisher über 2.500 Hallen. Zu Voits Kernkompetenz zählen XXL-Spannweiten wie das Stahlskelett für das Hochregallager des Versandhauses Witt mit einer Höhe von 31 Metern, 140 Metern Länge und 60 Metern Breite.

Ein weiteres Megaprojekt aus Voits hochmoderner Fertigung ist ein Kuhstall in Russland mit 1,4 Kilometern Länge. „Unsere Motivation für den Verkauf ist die strategische Ausrichtung der Firma“, sagt Voit zu OberpfalzECHO. „Die Arbeitsplätze der knapp 100 Mitarbeiter werden dadurch dauerhaft gesichert.“ Das Unternehmen, aber auch die Region würden durch „die Hochzeit des Jahres“ gestärkt: „Beste Voraussetzungen für die Zukunft!“

Firmengründer Stefan Voit, hier mit Bezirkstagspräsident Franz Löffler, legt die Zukunft seines Stahlunternehmens in die Hände von Witron. Archivbild: Gabi Eichl

Für Firmengründer Walter Winkler ist Wachstum lediglich Business as usual. „Nur die Schnellen werden immer auch die Erfolgreichen sein“, ist einer seiner Grundsätze. Und: „Man muss die Dinge verändern, um sie zu bewahren.“

Für den 85-Jährigen, der immer noch lieber nach vorne als zurück auf sein Lebenswerk schaut, galt von Anfang an eine Regel: „Meine Firma darf am Markt nicht austauschbar sein.“ Immer weiter und zwar im Gleichschritt mit den Mitarbeitern, bleibt sein Erfolgsgeheimnis: „Innovation ist der Motor unserer Firma und besteht zu 90 Prozent aus harter Arbeit und zu 10 Prozent aus Intuition.“

Frühzünder Winkler: Nur keine Siemens-Bürokratie

Schnell war Walter Winkler schon früh. Bereits mit zarten 16 Jahren absolvierte er die Aufnahmeprüfung für einen zweisemestrigen Vorkurs für ein Studium an der Fachhochschule München, mit 21 schloss er sein Elektrotechnik-Studium ab. Als mahnendes Beispiel diente ihm sein dreijähriges Intermezzo bei Siemens: „Ich sagte mir, eine solche Bürokratie gibt es bei mir bestimmt nicht, wenn ich mich einmal selbstständig mache“, verriet er Clemens Fütterer in einem Interview. Mit 33 Jahren war es so weit. Er gründete seine eigene Firma.

Die Initialzündung für sein Geschäftsmodell: „Ich sah vor Jahren eine grottenschlechte Vorführung mit japanischen Robotern.“ Da erkannte er dringenden Handlungsbedarf. Seit Mitte der 90er Jahre verfolgt Winkler mit der Konstruktion von ergonomischen Anlagen das Ziel, die Beschäftigten in der Logistik körperlich zu entlasten. „Durch unsere Vollautomation tendiert die unergonomische Arbeit gegen null.“

Keine Abhängigkeit von Amazon & Co.

Anders als diverse Bundesregierungen und große Konzerne begriff Winkler schon früh: Abhängigkeiten sind Gift für ein Unternehmen. „Für Giganten wie Amazon würde ich nichts machen, um nicht von ihnen abhängig zu werden.“ Auch wenn Fleiß und Beharrlichkeit die Erfolgsgrundlage des Unternehmens sind – ein gerütteltes Maß an Talent gehört dazu, um als einer der wichtigsten Wirtschaftskapitäne der Oberpfalz in die Geschichte einzugehen. Seniorchef Winkler verfügt gewissermaßen über eine Superkraft.

„Ich bin dankbar für die Gabe Gottes, über ein visuelles, fotografisches Gedächtnis zu verfügen“, sagt der Macher. „Ich brauche deshalb keinen Computer, keinen Taschenrechner und keine Sekretärin.“ Es klingt wie aus der Biografie großer Erfinder: „Auch nachts fallen mir Lösungen ein, die ich speichere. Das Gehirn arbeitet ja unterbewusst weiter.“

Nachlass bestens geregelt

Seinen Nachlass sieht Winkler über ein Stiftungsmodell bestens geregelt, „damit es nach meinem Tod in der Firma auf die Stunde weitergeht“. Seine Kinder seien dennoch gut versorgt. Er betrachte seine Firma als eine Art soziale Einrichtung, die man nicht vererben kann. Für die Altersvorsorge seiner Mitarbeiter legte er die rentablen Immobilienprojekte „Past“ und „Future 2“ auf. Außerdem unterstützt Witron etwa 300 nachhaltige Sozialprojekte in aller Welt, mit Krankenstationen, Schulen, Ausbildungseinrichtungen, Wasserversorgungsprojekten und vielem mehr.

Dass ein Mann wie Winkler nicht in Rente geht, versteht sich von selbst: Die Firma ist sein Leben, die Arbeit sein Hobby. Wie beim Bergwandern und Skifahren beharrt er auf Bodenhaftung. Es bedarf schon des Bruchs eines Unterarms, um Winkler mal kurzzeitig auszubremsen: „Bis heute spielt Herr Winkler mit großer Begeisterung in der Betriebsfußballmannschaft“, erzählt Thomas Gebert über seinen Chef. Nach dem Bruch pausierte Winkler verletzungsbedingt. „Mit 85 denkt er zwar schon über das Karriereende nach“, fügt Gebert hinzu, „aber die gemeinsame Zeit nach dem Spiel beim Bräuwirt würde ihm arg fehlen.“

Neuer Rekord: 110 junge Frauen und Männer sind bei Witron in 18 verschiedenen Berufen ins erste Lehrjahr gestartet. Archivbild: Drone-Pics.de

Witrons neues Werk 2 Nord

Martin Stich verantwortet als Geschäftsführer der Witron Fördertechnik GmbH + Co. KG das neue Werk 2 Nord. „Die Fertigungstiefe zeichnet uns am Markt sicher aus“, erklärt Stich. Die Witron-Mitarbeiter entwickeln und bauen hochdynamische Behälter-, Tray- und Paletten-Fördertechnik-Elemente, Regalbediengeräte sowie Stapel-, Entstapel- und Kommissionier-Maschinen, verantworten die Blechbearbeitung, montieren die Komponenten zusammen, verkabeln die Systeme schon im Werk und testen diese noch vor dem Versand. „Das erspart viel unnötigen Aufwand auf der Baustelle. Wir liefern Plug and Play aus.“ Das maximiere die Produkt-Qualität, spare Zeit und Geld.

Im neuen Werk 2 Nord stehen in einem modernen Maschinenpark unter anderem zwei der vier großen Trumpf-Laserschneidmaschinen sowie fünf Biegemaschinen, die 24 Stunden am Tag laufen – Erweiterungsflächen für weitere Maschinen sind bereits vorgesehen. Vor- und nachgeschaltet sind automatisierte Paletten-, Behälter-, und Tablar-Systeme für die Lagerung der Bau- und Fertigteile.

Witronen, wie die Mitarbeiter auch genannt werden, arbeiten in der eigenen Galvanik – eine der größten und leistungsstärksten in der nördlichen Oberpfalz. „Firmengründer Walter Winkler ist beinahe jeden Tag noch selbst in der Fertigung, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Ich denke, das macht viel aus“, sagt Personal-Chef Theo Zeitler.

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1 Kommentare

Francesco - 27.05.2023

Hören sie doch auf Herr Winkler, sie haben ihr ganzes Leben lang die MA ausgenommen. Ihre Zeit ist vorbei zum Glück – Ende und noch ein schönes Leben nach dem Leben !