Ausstellung in Weiden bei VHS: Rechtsterrorismus von 1945 bis heute im Fokus
Weiden. Die vhs Weiden-Neustadt zeigt die Ausstellung „Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung – 1945 bis heute“. Sie beleuchtet mehr als 20 Fälle und stellt die Perspektive der Opfer in den Mittelpunkt.
Die öffentliche „Ausstellung Rechtsterrorismus“ ist eine wertvolle Ergänzung für den gesellschaftlichen Diskurs in Weiden und Umgebung. Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Jens Meyer präsentiert die Volkshochschule Weiden-Neustadt deshalb seit dem 25. September die Wanderausstellung „Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung – 1945 bis heute“. Sie wurde vom Memorium Nürnberger Prozesse konzipiert und beleuchtet anhand von über 20 Fallbeispielen die Kontinuität rechter Gewalt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Die Ausstellung überzeugt durch ihr pädagogisches Konzept. Einerseits gibt es beeindruckende Bilddokumente, die andererseits mit leicht verständlichen Texten ergänzt werden. Darüber hinaus sind auch Ton- und Filmausschnitte zu hören und zu sehen.
Insbesondere für Schulklassen sollte im Rahmen des Geschichts- oder Sozialkundeunterrichts ein Besuch Pflicht sein. Denn längst haben rechte Parteien erkannt, dass besonders Jugendliche eine willfährige Zielgruppe besonders für rechtsnationales Gedankengut ist.
Bedrohung für Gesellschaft und Demokratie
Die Ausstellung zeigt deutlich: Rechtsterrorismus ist keine Randerscheinung, sondern eine beständige Gefahr – in Deutschland und weltweit. Gewalttaten, Anschläge und Morde richteten sich in den vergangenen Jahrzehnten vornehmlich immer wieder gegen Einzelpersonen, Bevölkerungsgruppen und letztlich gegen die gesamte Gesellschaft. Ziel sei stets gewesen, Angst zu verbreiten, demokratische Strukturen zu schwächen und den Staat zu destabilisieren.
Thematische Schwerpunkte
Besondere Schwerpunkte der Ausstellung sind:
- Revanchismus – Wut der Unterlegenen
- Vigilantismus – Feindschaft mit dem Staat (sogenannte selbsternannte Bürgerwehren oder Nachbarschaftswachen)
- Antisemitismus – Hass auf Jüdinnen und Juden
- Rassismus – Gewalt gegen Vielfalt
Damit macht die Ausstellung sichtbar, dass rechter Terror in seinen Erscheinungsformen zwar vielfältig ist, aber stets menschenfeindliche Ziele verfolgt.
Opferperspektive im Mittelpunkt
Ein zentrales Anliegen der Ausstellung ist es, die Stimmen der Betroffenen hörbar zu machen. Daher zeigt sie nicht nur die Täter, sondern stellt vor allem die Sichtweise der Opfer ins Zentrum. Damit soll verdeutlicht werden, welche tiefen Spuren rechter Terror im Leben Einzelner und in der Gesellschaft hinterlässt.
Förderung und Organisation
Die Ausstellung wurde vom Memorium Nürnberger Prozesse kuratiert und wird gefördert durch die Stiftung GLS-Treuhand, den Freistaat Bayern sowie die Amadeu Antonio Stiftung. Sie läuft vom 25. September bis 24. Oktober 2025 an der vhs Weiden-Neustadt und ist während der Öffnungszeiten selbstverständlich kostenlos zugänglich.
Vortrag und Gespräch „Oktoberfestanschlag“ am 9. Oktober 2025 19 Uhr
Robert Höckmayr – Überlebender des Oktoberfestanschlags
im Gespräch mit Birgit Mair
Betroffene vom rechten Terror berichten
Schwer verletzt überlebte Robert Höckmayr den rechtsterroristischen
Anschlag auf das Münchner Oktoberfest am
26. September 1980. Damals war er zwölf Jahre alt. Sein
jüngerer Bruder Ignatz und seine kleine Schwester Ilona
überlebten den Anschlag nicht. Ignatz wurde nur sechs
Jahre alte, Ilonas Leben endete gewaltsam mit sieben Jahren.
Weitere Familienangehörige wurden schwer verletzt.
Der 57jährige Robert Höckmayr berichtet vom Leid seiner
Familie und der geringen Empathie, die den Getroffenen
des größten rechtsterroristischen Anschlags im Nachkriegsdeutschland
entgegengebracht wurde. Er kämpft deshalb seit
Jahrzehnten für Aufklärung und ein würdiges Gedenken
am ehemaligen Tatort.
Birgit Mair moderiert die Veranstaltung und bettet das Ereignis
in den historischen Kontext ein.
Bilder und Worte hauchen den Schicksalen Leben ein
Die Ausstellung legt Wert darauf, Einzelschicksale wie die Ermordung des Regierungspräsidenten Walter Lübcke in einen gesellschaftlichen Kontext einzuordnen. Insbesondere die Ermordung des Regierungspräsidenten im Regierungsbezirk Kassel zeigt, dass Rechtsterrorismus vor niemandem Halt macht.
Auch die NSU-Morde sprechen für die gnadenlose und menschenverachtende Ideologie des Rechtsterrorismus.
Deshalb erschüttern die persönlichen Dokumente, die über die Opfer in dieser Ausstellung gezeigt werden, ganz besonders.
Aufklärung und Handlungsstrategien
Neben historischen Einordnungen bietet der Vortrag auch Analysen aktueller Entwicklungen. Faktoren, die als „Brandbeschleuniger“ für rechten Terror wirken, werden benannt. Außerdem werden Handlungsstrategien aufgezeigt, wie Zivilgesellschaft, Behörden und Politik auf Hetze und Gewalt reagieren können. Hilfsangebote für Betroffene werden ebenfalls vorgestellt.
Die Ausstellung zeigt: Nachdem die Gefahr des Rechtsterrorismus erkannt ist, gibt es Möglichkeiten, diesen durch Aufklärung zumindest einzudämmen.
Das Oxner-Attentat 1982 in Nürnberg: Zeitzeugengespräch mit Brigitte Williams am 23. Oktober 2025 um 19.00 Uhr
Mehr als vier Jahrzehnte nach dem Attentat in der Nürnberger Disco „Twenty Five“ bricht Brigitte Williams ihr Schweigen. Bei dem neonazistisch motivierten Anschlag in der Königstraße wurde ihr Ehemann, der zweifache Familienvater William Thomas Schenck jr., am 24. Juni 1982 ermordet. Der Täter, der Nürnberger Neonazi Helmut Oxner, erschoss damals aus rassistischen Motiven drei Menschen und verletzte weitere schwer.
In Weißenburg wird die Witwe nun erstmals öffentlich über ihren geliebten Mann sprechen und zugleich ihre persönlichen Erinnerungen an die grausame Tat teilen. Damit möchte sie nicht nur das Andenken an William Thomas Schenck jr. bewahren, sondern auch auf die Folgen rechtsextremer Gewalt aufmerksam machen.
Begleitet wird das Zeitzeugengespräch von der Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair. Sie wird das Gespräch mit Brigitte Williams moderieren, das Attentat gesellschaftspolitisch einordnen und zudem die Hintergründe des angeblichen „Einzeltäters“ Oxner beleuchten. Denn Recherchen zeigen, dass dieser in die nationale sowie internationale Neonaziszene verstrickt war.
Darüber hinaus präsentiert Birgit Mair zahlreiche bislang unveröffentlichte Dokumente aus dem Privatbesitz von Brigitte Williams. Diese geben nicht nur einen tiefen Einblick in die Ereignisse von 1982, sondern auch in die lange Zeit des Schweigens, die darauf folgte.
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