Automatensprenger von Luhe: In Bamberg beginnt Mammutprozess

Luhe/Bamberg. 16 Angeklagte, 30 Taten, 74 Verhandlungstage. Ab nächster Woche stehen in Bamberg mutmaßliche Geldautomatensprenger aus den Niederlanden vor Gericht. Der Prozess sprengt jeden Rahmen: Er wird in die John-F.-Kennedy-Halle der Bundespolizei ausgelagert.

Auch in Wiesau wurde 2022 ein Geldautomat gesprengt. Diese Tat ist aber nicht in der Anklage enthalten. Foto: NEWS5 / Wellenhöfer (Archiv)

Wie Landgerichtssprecher Kaspar Hansen auf Nachfrage von OberpfalzECHO bestätigt, ist unter den angeklagten Taten auch die Sprengung in Luhe (Landkreis Neustadt/WN). Dort wurde im Oktober 2022 gegen 3.20 Uhr nachts der Geldautomat der Sparkasse mit Sprengstoff in die Luft gejagt. Die Geschäftsstelle befindet sich in einem Mehrfamilienhaus mit vier Parteien.

Diese Tat wird nun gesühnt: Unter den Zeugen des Bamberger Mammut-Prozesses sind auch Kripobeamte der Kriminalpolizei Weiden. In die 30 angeklagten Taten wurde auch eine Geldautomatensprengung aus Regensburg (November 2022, Sparda-Bank) aufgenommen. Die Fälle in Wernberg-Köblitz, Wiesau und Regensburg sind von der Staatsanwaltschaft Bamberg schon vor längerer Zeit aus prozessökonomischen Gründen eingestellt worden.

Die Sprenger mit den schnellen Autos

Vor Gericht stehen 16 Männer (zwischen 23 und 42 Jahre alt) überwiegend niederländischer und marokkanischer Staatsangehörigkeit. Als “Stützpunkt” sollen der Bande verschiedene Garagen in Roermond in den Niederlanden gedient haben. Von dort sollen sie jeweils kurz vor den Taten nach Deutschland aufgebrochen sein. Die “Ploofkracker”, so der niederländische Ausdruck, sind bekannt für ihre schnellen Autos.

Die Angeklagten sollen dabei höchst professionell und arbeitsteilig vorgegangen sein. So spähten die einen die Banken im Vorfeld aus. Andere waren als Sprengsatzbauer, Logistiker, Fluchtwagenfahrer und Sprenger tätig.

Auch aus JVA Weiden wird Angeklagter vorgeführt

Der erste von 74 Terminen wird am 25. April stattfinden. “Aus Kapazitätsgründen wird die Hauptverhandlung in der John-F.-Kennedy-Halle stattfinden”, so Sprecher Hansen. Die Sporthalle befindet sich auf dem Gelände des Bundespolizei-Ausbildungszentrums in Bamberg. Das Landgericht werde bei dem “enormen organisatorischen Aufwand” durch das Polizeipräsidium Oberfranken unterstützt.

Belastend wird der Prozess für die Polizei in ganz Bayern. Die 16 Angeklagten sind landesweit auf Gefängnisse verteilt. Manche haben eine Anfahrt von vier Stunden, etwa aus Bad Reichenhall. Auch aus der Weidener JVA muss ein mutmaßlich Beteiligter an 74 Tagen nach Bamberg gefahren werden. Diese Aufgabe übernimmt größtenteils der Einsatzzug der Polizei Weiden, unterstützt von der Polizeiinspektion Weiden.

Sachschaden größer als Beute

Die Ermittlungen wurden in Bamberg geführt, weil fünf der Taten rund um Bamberg begangen wurden. Der angeklagte Beuteschaden beträgt rund 3 Millionen Euro. Der Schaden an den Häusern liegt mit etwa 5,5 Millionen Euro noch höher.

Nach der rechtlichen Bewertung der Staatsanwaltschaft Bamberg handelt es sich um schweren Bandendiebstahl, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Zerstörung von Bauwerken. Das Gesetz sieht hierfür eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bis zu zehn Jahren für jede einzelne Tat vor.

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