Besiegelt ein Veto der Bundeswehr das Aus für die Windräder im Hessenreuter Wald?

Erbendorf. Enttäuschung bei allen Windenergie-Befürwortern und der Natural Energy Solution, die im Hessenreuther Wald einen Windpark bauen wollte. Die Bundeswehr verhindert mit ihrem Veto voraussichtlich das Millionen-Projekt.

Vor zwei Jahren war NES-Geschäftsführerin Birgit Grünbauer noch zuversichtlich, dass ihr Unternehmen im Hessenreuther Wald einen Windpark bauen kann. Durch das Veto der Bundeswehr ist das Projekt in weite Ferne gerückt. Foto: Archiv Udo Fürst

Die „Bombe“ platzte in der jüngsten Erbendorfer Stadtratssitzung: Bürgermeister Johannes Reger verkündete dort das Veto der Bundeswehr gegen den geplanten Bau eines Windparks im Hessenreuther Wald. Die Bundeswehr gibt als maximale Höhe für Windkraftanlagen im Hessenreuther Wald eine Obergrenze von 762 Metern über dem Meeresspiegel vor und besiegelte damit faktisch das Aus für Windräder an einem Ort, der laut Gutachten bestens geeignet wäre für Windräder. Als Grund gibt die Bundeswehr die Funktionstüchtigkeit des Radars an, die durch Anlagen, die über diese Höhe hinausreichen, beeinträchtigt würde.

Eine – mittlerweile stillgelegte – Radaranlage als “Ohr zum Ostblock” unterhielt die Bundeswehr jahrzehntelang auf dem mit 1050 Metern höchsten Berg im Fichtelgebirge, dem -Schneeberg. Foto: Peter Brezina

Planungen seit 2014

Die Natural Energy Solution (NES) in Schadenreuth (Stadt Erbendorf) plant seit fast zehn Jahren einen zwei Hektar großen Windpark mit insgesamt acht Windrädern im Hessenreuther Wald. „Wir haben hier einen bombastischen Wind. Die Messung hat sehr, sehr gute Ergebnisse gebracht“, betonte Birgit Grünbauer von der NES schon vor knapp zwei Jahren im Gespräch mit OberpfalzEcho.

Im März 2022 hatte NES einen entsprechenden Antrag beim Landratsamt Tirschenreuth gestellt, doch bis heute keine endgültige Genehmigung erhalten. Hoffnung schöpften NES und die projektbeteiligte Bürger-Energiegenossenschaft Neue Energien West (NEW) im Juli 2022, als der Bundestag ein umfangreiches Gesetzespaket für den schnelleren Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne in Deutschland beschloss.

Als dann auch noch der Stadtrat Erbendorf auf die Windenergie setzte und Standorte für Windkraftanlagen durch ein Gutachten festlegen ließ, schien einem Windpark vor den Toren der Steinwaldstadt nichts mehr entgegenzustehen. Auf acht sogenannten Potenzialflächen hatten sich zwei Gebiete im Hessenreuther Wald als geeignet herausgestellt.

Der Ausbau der  Windenergie kommt in Bayern einfach nicht voran. Jetzt scheint es auch aus dem geplanten Windpark im Hessenreuther Wald nichts zu werden. In Freudenberg (Foto) freut man sich seit Jahren über Einnahmen aus der eigenen Anlage. Archivbild: Bürgerwind Freudenberger Oberland GmbH & Co. KG
Der Ausbau der Windenergie kommt in Bayern einfach nicht voran. Jetzt scheint es auch aus dem geplanten Windpark im Hessenreuther Wald nichts zu werden. In Freudenberg (Foto) freut man sich seit Jahren über Einnahmen aus der eigenen Anlage. Archivbild: Bürgerwind Freudenberger Oberland GmbH & Co. KG
Vor zwei Jahren war NES-Geschäftsführerin Birgit Grünbauer noch zuversichtlich, dass ihr Unternehmen im Hessenreuther Wald einen Windpark bauen kann. Durch das Veto der Bundeswehr ist das Projekt in weite Ferne gerückt. Foto: Archiv Udo Fürst
Vor zwei Jahren war NES-Geschäftsführerin Birgit Grünbauer noch zuversichtlich, dass ihr Unternehmen im Hessenreuther Wald einen Windpark bauen kann. Durch das Veto der Bundeswehr ist das Projekt in weite Ferne gerückt. Foto: Archiv Udo Fürst
NEW-Geschäfsführer Bernhard Schmidt ist enttäuscht.  Foto:  OTV
NEW-Geschäfsführer Bernhard Schmidt ist enttäuscht. Foto: OTV
Im Windpark Neuhof bei Creußen besitzt die NEW zwei Windräder. Wie es jetzt aussieht, wird es nichts mit der Beteiligung an einem Windpark im Hessenreuther Wald. Foto: Udo Fürst
Im Windpark Neuhof bei Creußen besitzt die NEW zwei Windräder. Wie es jetzt aussieht, wird es nichts mit der Beteiligung an einem Windpark im Hessenreuther Wald. Foto: Udo Fürst
Kommen die Windräder oder kommen sie nicht? Gewissheit liefert das Ratsbegehren am Sonntag. Bild: Bürgerwind Freudenberger Oberland GmbH & Co. KG
Enttäuschung für die Natural Energy Solution (NES) Erbendorf: Der geplante Windoparkl im Hessenreuiter Wald kann wohl nicht realisiert werden. Birgit Grünbauer von der NES an einem der geplanten Windradstandorte. Foto: Archiv Udo Fürst
Bernhard Schmidt von den Freien Wählern. Foto:  OTV
Udo Fürst

Birgit Grünbauer betont, dass die NES noch von keiner Seite eine „vollumfängliche Stellungnahme“ in dieser Sache bekommen habe. „Natürlich ist das ein Rückschlag für uns und wir sind sehr enttäuscht. Doch noch fehlen uns genaue Informationen darüber, was das letztlich bedeutet für unser Projekt.“ Es gebe Beispiele, wo man sich in ähnlichen Fällen doch noch auf größere Überflughöhen geeinigt habe. „Noch ist nicht aller Tage Abend“, setzt Grünbauer auf das Prinzip Hoffnung. Einen Plan B habe die GmbH & Co. KG nicht. Derzeit arbeite man an einigen Photovoltaik-Projekten, dem anderen Standbein der Natural Energy Solution.

Folgender Beitrag der Sendung „Quer“ des Bayerischen Fernsehens verdeutlicht, dass die Bundeswehr auch andernorts den Bau von Windrädern verhindert.

NEW wäre auch dabei gewesen

Auch Bernhard Schmidt, Zweiter Bürgermeister von Erbendorf und Geschäftsführer der NEW (Neue Energien West), ist enttäuscht. Die Beteiligung der Bürger-Energiegenossenschaft am Windpark im Hessenreuther Wald war abgemachte Sache. Seit Jahren baut die NEW PV-Anlagen, beteiligt sich an Windenergieprojekten, agiert als Stromanbieter und ist dabei sehr erfolgreich. „Die NEW beschäftigt sich mit der Projektierung und dem Betrieb von Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung.

Besonderes Augenmerk wird auf die regionale Wertschöpfung gelegt, getreu dem Motto ‘Aus der Region für die Region’“, heißt es auf der Homepage von NEW. Mit der Bürger­beteiligung bei der Bürger-Energie­genossenschaft West eG gestalte jedes Mitglied die Energiewende in der Region und vor Ort.

Bundestagsabgeordnete einschalten

Den Windkraftbefürwortern bleibt nun nur noch eine Hoffnung, die sowohl Schmidt als auch seine Stadtratskollegen Reinhold Kastner (SPD) und Josef Schmidt (Grüne) haben: Die Hilfe der „großen Politik“, wie der Grünen-Fraktionssprecher sagte: „Wir werden die zuständigen Bundestagsabgeordneten einschalten und um Unterstützung bitten.“

* Diese Felder sind erforderlich.