Besinnlichkeit statt Konsum: Weihnachten wie früher

Weiden. Josef Bauer teilt Erinnerungen an Weihnachten 1965, betont die Einfachheit und Bescheidenheit im Kontrast zum heutigen Konsum. Er wünscht sich eine Rückkehr zur Besinnlichkeit und dankt seiner Familie.

Das Bild zeigt meine Eltern Anna (1930-1996), Albert (1932-2009) und mich in der Wohnung am Bauernhof im Edeldorfer Weg. Ich dürfte da etwa 3 Jahre alt sein. Foto: Josef Bauer
Das Bild zeigt meine Eltern Anna (1930-1996), Albert (1932-2009) und mich in der Wohnung am Bauernhof im Edeldorfer Weg. Ich dürfte da etwa 3 Jahre alt sein. Foto: Josef Bauer
Auf diesem Bauernhof lebten wir bis 1966, allerdings in einem anderen, älteren Wohnhaus das bereits abgerissen wurde. Foto: Josef Bauer
Auf diesem Bauernhof lebten wir bis 1966, allerdings in einem anderen, älteren Wohnhaus das bereits abgerissen wurde. Foto: Josef Bauer
Das Bild zeigt mich mit etwa sieben Jahren. Foto: Josef Bauer
Das Bild zeigt mich mit etwa sieben Jahren. Foto: Josef Bauer
Hinten links mein Cousin Albert, daneben meine Oma Maria Bauer, vorne links bin ich, daneben meine Cousins Josef und Johann.  Foto: Josef Bauer
Hinten links mein Cousin Albert, daneben meine Oma Maria Bauer, vorne links bin ich, daneben meine Cousins Josef und Johann. Foto: Josef Bauer
Da war ich etwa 10 Jahre alt und mein Vater bastelte mir eine Modelleisenbahn. Foto: Josef Bauer
Da war ich etwa 10 Jahre alt und mein Vater bastelte mir eine Modelleisenbahn. Foto: Josef Bauer

Eine Kolumne von Josef Bauer

Die sogenannte „Staade Zeit“ bei uns in Bayern und großen Teilen der Welt scheint mir total in Vergessenheit geraten zu sein. Sie wird nur mehr beherrscht von dem Wort Kaufen, kaufen, kaufen. Und wenn man kein Geld hat, sich das Erwünschte zu leisten, na dann zahlt halt man in Raten oder erst in 100 Tagen. Und dass man ja niemanden vergisst, den man was schenken soll. Und was machen wir überhaupt am Heiligen Abend und den Weihnachtsfeiertagen zu essen, wen laden wir ein?

Advent und Weihnachten 1965

Viel zu gerne erinnere ich mich da zurück an die Adventszeit und Weihnachtszeit in meiner Kindheit und Jugend. Selbst bin ich Jahrgang 1960 und in der Stadt Weiden geboren und zum großen Teil aufgewachsen. Zum großen Teil heißt zum Einen, dass meine beiden Eltern vom Land stammten. Mein seliger Vater aus dem Altlandkreis, also bei Vohenstrauß aus einem Bauernhof, meine selige Mama aus Pirk bei Weiden. Natürlich verbrachte ich auch viel Zeit bei meinen Großeltern und meinen Cousins. Seit November 2023 wohne ich in Beidl bei Plößberg. Was die „staade Zeit“ angeht, so war das damals erheblich entspannter. Zwar mit mehr Arbeit verbunden, aber es gab ja noch kein Internet, keine Handys oder iPhones, das Fernsehprogramm war schwarz/weiß, bestand aus ganzen drei Programmen und die liefen von 16 Uhr bis vielleicht 22 Uhr. Dann war Schluss! Öfter als heutzutage hatten wir tatsächlich Schnee und das auch in Weiden. Gerne ging ich von unserem Wohnsitz, wir wohnten damals im alten Schützenhaus an der Friedrich-Ebert-Straße, mit meinen Freunden zum sogenannten Neimeier-Bergerl zum Schlittenfahren. Wenn ich durchgefroren und vielleicht auch etwas nass nach Haus kam, hatte meine geliebte Mama oft einen Apfelstrudel selber gebacken und dazu gab es warmen Kakao. Gedanken über das, was geschenkt wurde, machten wir uns nicht sehr viel. Wir waren zwar nicht bettelarm, aber viel Geld hatten meine Eltern bestimmt nicht, auch wenn sie sehr sparsam waren. Etwas gekauft wurde erst dann, wenn genügend Geld zusammen gespart war. Auf die Idee, einen Kredit aufzunehmen, oder etwas auf Raten abzuzahlen, auf diese Idee kamen meine Eltern ganz bestimmt nicht.

An einen Heiligen Abend kann ich mich noch recht gut erinnern. Es war 1965. Bevor wir 1966 in die Friedrich-Ebert-Straße zogen, wohnten wir im Edeldorfer Weg auf einem Bauernhof zur Untermiete. Der Heilige Abend lief jahrelang eigentlich immer gleich ab. Gegen Mittag fuhren mein Papa und ich zu seinem Bruder und meinen drei Cousins nach Neumühle bei Vohenstrauß. Dort gab es schon gegen 14 Uhr die Bescherung. Es wurden die ganzen Spielsachen hergeräumt und jedes Jahr kam ein neues Stück dazu. Diese ganzen Spielsachen wurden dann nach Heilig Drei König wieder verräumt. Unterm Jahr brauchte man diese nicht, man hatte genug in der Natur zu spielen. Gegen halb vier nachmittags fuhren wir zurück nach Weiden und ich ging entweder alleine oder in Begleitung in die Kindermette der Pfarrkirche St. Josef. Nach der Mette wurde ich abgeholt von meinem Vater. Meine Eltern hatten sich 1965 erst ein eigenes neues Auto gekauft. Auf das waren sie sehr stolz. Es war ein NSU Prinz L4, mit einem Zweizylinder-Zweitakt-Motor, 600 ccm, 30 PS! Aber an diesem besagten Heiligen Abend musste mein Vater sein neues Auto auf dem Edeldorfer Weg stehen lassen. Denn die Wiese zwischen der Straße und dem Bauernhof war überschwemmt. Ich erinnere mich noch, dass damals mein Vater Anglerstiefel anzog und mich auf seiner Schulter bis zu unserer Wohnung trug. Was ich damals geschenkt bekam, weiß ich leider nicht mehr.

Heiliger Abend 1965

Wir hatten damals eine kleine Wohnung im Obergeschoss des Bauernhofes. Wir hatten kein Badezimmer. Nur einen Nebenraum, in dem sich meine Eltern und ich in einer Blechbadewanne badeten. Erst mein Vater, dann meine Mutter und zum Schluss ich. Alle im gleichen Wasser, nur ab und zu durch eine Teekanne voll mit heißem Wasser aufgefüllt. Als wir dann 1966 umzogen ins Schützenhaus, hatten wir ein richtiges Bad. Das Schützenhaus wurde ja 1972 abgerissen und dann zogen meine Eltern mit mir in den Karl-Heilmann-Block. Und da hatte ich dann mit meinen 12 Jahren das erste eigene Zimmer. Ich durfte sogar mithelfen beim Tapezieren und die Tapeten dazu selber aussuchen.

Es ist unvorstellbar, mit wie viel „wenig“ wir damals leben konnten und glücklich waren. Ich wünsche mir so sehr, dass die Menschheit wieder mehr auf Bescheidenheit statt auf Konsum und Ehre schaltet. Dann nämlich wäre unsere Welt erheblich friedlicher und wir würden noch den Geist der „staaden Zeit“ in uns spüren. Unsere kleinen Weihnachtsgeschenke sind schon alle besorgt und die Plätzchen sind gebacken. Am Heiligen Abend heuer sind wir voraussichtlich zu viert. Unser Schwiegersohn, unsere Tochter, meine Frau und ich.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest. Denken wir aber auch an die Armen und an die Kranken und Einsamen. Schließen wir sie in unser Gebet ein, oder laden wir sie ganz einfach an einen Feiertag zu uns ein.

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