Blue-Devils-Rettung keine g’mahte Wies’n: „Jetzt nur nicht zurücklehnen!“
Weiden. Die Steilvorlage von BHS Corrugated hat Dynamik in die Rettung der Blue Devils Weiden gebracht. Die Verdoppelung der Anstrengungen des Hauptsponsors allein reicht aber nicht. Oberbürgermeister Jens Meyer, der Verein und BHS appellieren: „Jetzt nur nicht zurücklehnen!“
Die Abhängigkeit von einem einzigen Sponsor ist selten gesund: Das lehrt nicht erst die dramatische Erfahrung nach der Ziegler-Insolvenz. Die Millionen-Lücke, die durch den Ausfall des wankenden Plößberger Holzgiganten entstanden ist, kann ein einzelnes Unternehmen nicht auffangen.
So viel hat Thomas List, Group CFO der BHS Corrugated, bereits bei der Ankündigung zusätzlicher Sponsoringmittel gegenüber OberpfalzECHO klargestellt: „Das ist noch keine g’mahte Wies’n!“ Er habe den Eindruck, andere würden sich jetzt zurücklehnen: „Alleine werden wir es nicht nachhaltig hinbekommen, wenn die anderen nicht mitziehen.“
Und auch die Spielbetriebs GmbH der Blue Devils und der Verein haben ein essenzielles Interesse daran, künftig auf möglichst vielen Standbeinen stabil zu stehen. „Es geht einerseits um die akute Rettung“, sagt Blue-Devils-Geschäftsführer Franz Vodermeier, „andererseits um eine nachhaltige Stabilisierung.“
„Aushängeschild Weidens nicht aufs Spiel setzen“
Um nicht auf halbem Rettungsweg stehenzubleiben, haben sich Oberbürgermeister Jens Meyer, Hauptsponsor BHS Corrugated und die Blue Devils dazu entschlossen, noch einmal mit einem Spenden- und Sponsoring-Aufruf an die Öffentlichkeit zu gehen: „Ich hoffe, dass es mit vereinten Kräften gelingt, den Eishockey-Standort Weiden in eine gesicherte Zukunft zu führen“, sagt Meyer.
„Was die Blue Devils, die Verantwortlichen, der Verein mit seiner ausgezeichneten Jugendarbeit, die Profi-Mannschaft mit dem Trainerteam zusammen mit den Fans in den vergangenen Jahren geleistet haben, ist phänomenal“, lobt der Oberbürgermeister das sportliche Aushängeschild der Stadt. „Dreimal Oberligameister, beim dritten Mal endlich den Aufstieg in die DEL2 geschafft – es wäre jammerschade, das aufs Spiel zu setzen.“
Unterstützung durch Stadt-Töchter
Deshalb habe Meyer sofort nach Bekanntwerden der finanziellen Schieflage nach der Ziegler-Insolvenz das Gespräch mit Blue-Devils-Geschäftsführer Franz Vodermeier und EV-Weiden-Vorstand Thomas Siller gesucht. „Der erste Kontakt hat mich positiv gestimmt, dass wir das zusammen hinbekommen.“ Schon bisher unterstütze die Stadt über die Tochter Stadtwerke den Spielbetrieb und über die Sparkasse Nordoberpfalz sowie die Sportförderung den Verein.
„Die Stadtwerke sind der Spielbetriebs-GmbH jetzt auch durch die Stundung der Hallenmieten sowie einer großzügigen Übergangsregelung bezüglich der Unterverpachtung der Gastronomie entgegengekommen“, erklärt Meyer. „Jeder kennt aber auch die angespannte Haushaltslage der Stadt“, bittet der Oberbürgermeister um Verständnis dafür, dass die Kommune, ohnehin durch das strukturelle Defizit der Kliniken Nordoberpfalz stark belastet, „beim besten Willen keine zusätzlichen Mittel bereitstellen kann.“ Das Ziel müsse sein: „Die ganze Region steht hinter dem Verein“, wünscht sich Meyer eine konzertierte Aktion von Fans, Sponsoren und Stadt.
BHS: „Wir wollten eine Sogwirkung“
Für BHS Corrugated betont Thomas List, zu seiner Zusage bedingungslos zu stehen: „Wir haben öffentlich bekundet, was wir tun wollen“, sagt der für die Angelegenheit zuständige BHS-Manager. „Das sollte Vertrauen für andere Mitstreiter schaffen.“ Die Vorleistung bringe aber nichts, wenn nur BHS die Schatulle öffne. „Wir wollten eine Sogwirkung entfalten, und nicht dafür sorgen, dass sich andere jetzt ausruhen.“ Und falls das noch nicht jedem Unternehmer bewusst ist, fügt er hinzu: „Einem Sponsoren-Netzwerk anzugehören, hat natürlich auch seine Vorteile.“
Für BHS spielten Geschäftsanbahnungen am Rande des Spielgeschehens zwar keine nennenswerte Rolle. „Aber unser Engagement ist ein wichtiges Zeichen für unsere Mitarbeitenden – von denen viele langjährige Fans sind – und für den Erhalt des Sportstandorts.“ Zudem könne man fleißigen Mitarbeitern ab und an ein paar VIP-Karten als besondere Anerkennung gönnen: „Für uns ein probates Mittel, um deutlich zu machen, dass sich Leistung in vielerlei Hinsicht lohnt und wir diese wertschätzen.“
Sponsoren-Netzwerk zahlt sich aus
Dem kann Blue-Devils-Boss Franz Vodermeier nur beipflichten: „Wir sind auf einem guten Weg, unseren Sponsoren mit unserer VIP-Lounge ein attraktives Ambiente zu bieten, um am Rande des spannenden Matchs auch noch Kontakte knüpfen und übers Geschäft reden zu können.“ Bei mittlerweile 122 Unternehmen im Sponsoring-Netzwerk seien für jede Branche – von der Brauerei übers Handwerk bis zur IT – interessante Kontakte dabei.
„Wenn ich mich engagiere, lerne ich andere kennen“, beschreibt Vodermeier die wirtschaftliche Kontaktbörse in der Hans-Schröpf-Arena. Und die positiven Emotionen beim rasanten Kufensport könnten manches Geschäft beschleunigen. „Gemeinsame Leidenschaften verbinden“, sagt der Geschäftsführer. Und Pressesprecher Christian Kaminsky ergänzt: „Ich weiß, dass unsere Fans lieber beim Metzger Hausner ihre Wurstsemmel oder beim Brunner-Bäcker ihre Brezen kaufen, weil sie wissen, die unterstützen uns.“
Potenzieller Sponsor in Wartestellung:
Blue Devils hoffen auf den Ruck für den Puck
Das Echo auf das erste Sponsorentreffen beurteilt Franz Vodermeier sehr positiv: „Die Resonanz war gewaltig“, freut sich der Blue-Devils-Geschäftsführer, „es gab sowohl unmittelbare Reaktionen und Zusagen als auch Zuwendungen wie Hilfestellungen in den Tagen danach.“ Ein ermutigender erster Schritt sei das gewesen, dem weitere folgen müssten, zumal er auch eine gewisse Zurückhaltung registriere: „Einige der Zusagen wurden noch nicht überwiesen, weil manche befürchten, dass ihre Zuwendung verloren sein könnte, wenn die Rettung nicht gelingt.“
Da beiße sich die Katze aber in den Schwanz: „Die Zusage des Hauptsponsors steht“ betont Vodermeier. Und es gebe einen weiteren potenziellen Sponsor, den er noch nicht nennen möchte: „Der stellt ebenfalls eine beträchtliche Zuwendung in Aussicht, um die Lücke zu schließen, für den Fall, dass andere ebenfalls mitziehen.“ Man sieht also: Rein rechnerisch kann die Krise abgewendet werden, wenn sich alle Beteiligten jetzt einen Ruck geben.
Und der Ruck für den Puck sollte möglichst rasch durch die Region gehen: „Wir müssen jetzt ja die Verträge mit den Spielern für die nächste Saison unter Dach und Fach bringen“, sagt der Geschäftsführer. Und schließlich könne man den Sponsoren und Spendern ja auch einiges bieten (siehe oben). Nicht nur, weil man das finanzielle Engagement als Betriebsausgaben absetzen könne.
Apropos Spenden: Bei Christian Kaminskys Crowd-Funding-Aktion sind mittlerweile 45.000 Euro von 1400 Spendern aus ganz Deutschland zusammengekommen. „Das sind private Spenden, ausschließlich für den Verein“, betont der Pressesprecher. Damit ist die einzige Bedingung von Hauptsponsor BHS Corrugated bereits so gut wie erfüllt: „Wir würden uns dringend wünschen, dass dem Erhalt des Vereins und damit der Jugendarbeit allererste Priorität eingeräumt wird“, hatte Thomas List gegenüber OberpfalzECHO betont: Verein und Jugend „first“.
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