Brandaktuell: LTO feiert Premiere mit Katharina Blum

Weiden. Eine junge Frau gerät in einen "Shitstorm". Bölls "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" ist brandaktuell. Am Samstag ist LTO-Premiere.

Im packenden Bühnenstück geht es um eine junge Frau, die nach einer Nacht mit einem Mörder ins Kreuzfeuer der Sensationspresse gerät. Am Ende wird sie selbst zum Mörder. Interessiert? Es gibt noch Tickets: beim Landestheater Oberpfalz und auf ok-ticket.de.

Regisseur Jona Manow und Pressesprecherin Verena Piehler im OberpfalzECHO-Interview:

Das Stück von Heinrich Böll ist fast 50 Jahre alt. Warum ist es aus Ihrer Sicht trotzdem topaktuell?

Jona Manow: Aus zwei Gründen. Die Entwicklung der Kommunikationstechnologie ist eine der größten Herausforderungen dieser Zeit. Böll zeigt in seiner Erzählung sehr drastisch die Rolle und Macht der Medien. Die waren zwar in den 70ern anders. Wir haben heute nicht eine BILD-Zeitung. Sondern Shitstorms. Bewusste Falschaussagen von Rechtspopulisten, die zwar teilweise zurückgenommen werden, dann aber schon in der Welt sind. Wir haben Zeitungen, die bewusst mit Schlagzeilen in die Irre führen, nur damit auf den Artikel geklickt wird. Die Fragen sind dieselben wie in den 70ern: Wer verbreitet welche Inhalte aus welchem Grund? Wie gehe ich damit um?

Und der zweite Grund für die Aktualität des Böll-Stücks?

Manow: Bölls Text ist auch vor dem Hintergrund der #metoo-Bewegung aktuell. Katharina Blum, die es nicht leicht hatte in ihrem Leben, versucht einfach nur unabhängig zu sein. Als attraktive Frau wird sie permanent von Männern bedrängt und ist Übergriffen ausgesetzt. Und dann einer Hetzkampagne ausgesetzt, bei der es ausschließlich Männer in der
Staatsanwaltschaft, Polizei, Presse sind, die untereinander kooperieren und Aussagen und Entscheidungen über sie treffen.
 
Haben Sie überlegt, das Stück ins heute zu übertragen?
 
Manow: Ich glaube, je offensichtlicher die Aktualität eines Stoffes ist, desto weniger müssen wir sie auf der Bühne zeigen. Das Publikum ist ja schlau und will auch selber denken und nicht alles gezeigt bekommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass wenn wir einen bestimmten aktuellen Aspekt besonders hervorheben, die anderen in den Hintergrund treten. Deshalb haben wir beschlossen, den Text in seiner Zeit zu lassen, die aktuellen Bezüge zu heute und zu sich selbst stellen die Zuschauer*innen selber her. 
 
Vor einem Jahr musste die Premiere wenige Tage zuvor abgesagt werden, weil die Corona-Auflagen eine Aufführung nicht zuließen. Mussten Sie neu besetzen?
 
Manow: Es sind großartigerweise fast alle wieder an Bord. Barbara ist neu dazu gestoßen, weil die Kollegin, die den Part letztes Jahr gespielt hat, jetzt im Festengagement in Gera ist (unglaublicherweise spielt sie dort diese Spielzeit auch “Die verlorene Ehre der Katharina Blum”). Aber ansonsten sind auf und hinter der Bühne alle aus dem letzten Jahr dabei
geblieben.

Sie haben im Winterprogramm drei echte Kracher: “Die Klankermeier-Saga” in Weiden, “Willkommen bei den Hartmanns” in Speinshart und Bölls “Katharina Blum”? Warum sollte man sich alle drei ansehen? 

Verena Piehler: Die Stücke sind alle völlig unterschiedlich. Mit Klankermeier holen wir eine Größe der Oberpfalz zurück auf die Bühne, allein das ist schon ein Grund in eine der Vorstellungen zu gehen. Bölls Katharina Blum ist zwar schon einige Jahre alt, aber das Thema auch jetzt brandaktuell. Und auch der Weg nach Speinshart ist es absolut wert: Wir spielen zum ersten Mal im neuen Gemeindezentrum. Die Hartmanns stehen nur mit vier Terminen in unserem Spielplan, danach werden wir sie erst einmal in unser Repertoire verabschieden. Es ist quasi vorerst die letzte Chance, die Hartmanns beim LTO zu sehen.

BESETZUNG “Die verlorene Ehre der Katharina Blum”

  • Schauspieler: Mona Fischer, Ole Bosse, Johannes Lukas, Barbara Trottmann
  • Regie: Jona Manow
  • Ausstattung: Maria Preschel
  • Regieassistenz: Veronika Bartl
  • Requisite: Julia Ludwig
  • Technik: Christoph Ertl
  • Werkstatt: Marco Bäumler

Eine Woche später ist Premiere für “Pfui – die Klankermeier-Saga”.

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