BücherECHO: Die weißen Tage von Minsk – ein ungewöhnliches Buch

Nordoberpfalz. Der Krieg im Nahen Osten hat den Krieg in der Ukraine aus den ersten Rängen der Medien verdrängt. Noch weiter aus der europäischen Aufmerksamkeit ist die politische Situation in Weißrussland gerückt. Ein kritischer Weißrusse war kürzlich Gast in Weiden. Das ist Anlass, seine Agenda, die er in einem Buch beschreibt, zu beleuchten.

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Ein ganz und gar unangepasster Weißrusse hat den Mut, gegen den totalitären Machthaber Lukaschenko aufzustehen. Kürzlich war er in ganz anderer Mission in Weiden. Foto: Martin Stangl

Fast wäre ein bemerkenswertes Buch „durchgerutscht“. Wäre da nicht kürzlich ein richtig großes kulturelles Ereignis gewesen, bei dem etwa 800 Menschen aus Weiden und dem Umland mit dem Weißrussen Vitali Alekseenok in Kontakt gekommen wären. OberpfalzECHO lüftet das Geheimnis.

Die weißen Tage von Minsk

Viele von uns erinnern sich noch an die Schlagzeile „Lukaschenko zwingt wegen gesuchten Gegners Flugzeug zur Notlandung in Minsk“. Das war am 22. Mai 2021. Der Krieg in der Ukraine lag (im Nachhinein betrachtet) in der Luft, keiner wagte aber eine Prognose. Am 24. Februar 2022 strafte Putin alle westlichen Friedenstauben ab und begann einen mörderischen Feldzug gegen die Ukraine. Maßgeblich wurde der Kreml von einem totalitären Herrscher in Weißrussland unterstützt, der sein Volk ähnlich gnadenlos unterdrückt. Auf unglaubwürdige 80,23 Prozent Zustimmung gründet der derzeitige weißrussische Staatspräsident seinen Machtanspruch.

Und dann kommt ein ungewöhnlicher junger Mann und erzählt in einem Buch über seine Erfahrungen: „Die weißen Tage von Minsk – Unser Traum von einem freien Belarus“. In einem sehr persönlichen Bericht, der aktuelle Beobachtungen mit vergangenen Erlebnissen mischt, erzählt Alekseenok von einem uns unbekannten Land im Wandel. Insbesondere vom Leben unter dem Gewaltregime Lukaschenkos. Warum er weggegangen ist und nun einiges riskiert, um mitzuprotestieren. Wie die Hoffnung der Menschen größer wurde als ihre Angst. Und wie die Botschaft von Belarus an alle lautet. Denn die Belarussen wissen genau, was es heißt, ohne Freiheit und Demokratie leben zu müssen.

Was hat Vitali Alekseenok mit Weiden zu tun?

20240104 BLJO und Rotary Foto Martin Stangl
Vitali Alekseenok gastierte mit dem Bayerischen Landesjugendorchester und Violinsolistin Alexandra Tirsu beim Konzert des Rotary Clubs Weiden Anfang Januar in der Max-Reger-Halle. Foto Martin Stangl

Dass der junge Weißrusse eine politische Botschaft hat, vermittelt er in seinem Buch. Dass er überaus bodenständig ist und darüber hinaus ein sehr außergewöhnlicher Mensch ist, durften kürzlich über 800 Menschen in der Max-Reger-Halle erfahren. Mit dem Bayerischen Landesjungendorchester gastierte er dort auf Einladung des Rotary Clubs Weiden als Dirigent.

Mit Bravour leitete er ein über hundertköpfiges Orchester, das nur ein einziges Mal seine Gefolgschaft verweigerte: In der Zugabe gab ihm sein Orchester ein ungeplantes Ständchen zum dreiunddreißigsten Geburtstag, in das das begeisterte Publikum einstimmte.

Die Botschaft an den Westen: „Schätzt Euere Freiheit!“

Meine Heimat ist aufgewacht. Wir sind auf dem Weg zur Demokratie – und in unseren Herzen und Köpfen gibt es kein Zurück mehr. Vitali Alekseenok, Die weißen Tage von Minsk – Unser Traum vom freien Belarus

Vitali Alekseenok – ein interessanter junger Mann, der auch die mutige gesellschaftspolitische Auseinandersetzung nicht scheut.
Fazit: Eine großartige Entdeckung. Sowohl musikalisch als auch politisch.

Buchtipp: Die weißen Tage von Minsk

Vitali Alekseenok, Die weißen Tage von Minsk, S. Fischer Verlag, 18 Euro

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