BücherEcho: “Eine Frage der Chemie”

Nordoberpfalz. Was der unvergessene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki war ("Warum ist dieses Buch so schlecht…"), ist heute Dennis Scheck. Und der lobt unser heute besprochenes Buch über den grünen Klee. BücherECHO geht der Sache auf den Grund.

20240130 Buchbesprechung Frage der Chemie Foto: Martin Stangl
»Jetzt wird es Zeit für ein enthusiastisches Lob: Dieser Debütroman vereinigt Tiefgang mit Witz! Ein großer, kluger literarischer Spaß – und ein anrührender Familienroman.« Literaturkritiker Denis Scheck. Foto: Martin Stangl

Oberflächlich betrachtet, haben wir es mit dem Buch “Eine Frage der Chemie”, mit einem schönen Buch zu tun. Einem sehr schönen sogar. Es folgt einem Trend, der seit einiger Zeit vor allem im Bereich “Fantasy” anzutreffen ist. Nun ergreift diese Strömung auch die Romane.

Moderne Buchkunst ist auf dem Vormarsch

In den Buchhandlungen des Jahres 2024 sind immer mehr richtig “schöne Bücher” anzutreffen. Ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Im Mittelalter war die Buchkunst ausschließlich in Klöstern angesiedelt. Heerscharen von Mönchen waren beschäftigt, nicht nur handschriftlich die Heilige Schrift zu vervielfältigen, sondern auch die Kopien in prachtvolle Bücher zu binden. Mit der Erfindung des Buchdruckes verkam das “schöne Buch” zur Massenware. Insgesamt trat die sogenannte “Buchkunst” in den Hintergrund.

Mitte des 20. Jahrhunderts war es durch den Offset-Druck möglich, den Buchinhalt farbig zu gestalten. Damit ergab sich eine große Chance, neue Leser zu gewinnen. Sachbücher und insbesondere Bildbände waren die großen Gewinner. Seit einigen Jahren haben die Buchhersteller ein völlig neues Kapitel aufgeschlagen. Äußere Haptik und Optik ist gefragt: Das Buch wird zum Gesamtkunstwerk. Umschläge werden mit Lack (grob, glänzend, matt) veredelt.

Eine Frage des Schnittes

Seit einiger Zeit bedrucken die Verlage den sogenannten Schnitt (das ist der Teil, wo man weiterblättert). Ein Trend, der die Wertigkeit des gedruckten Buches, das zunehmend gegen das E-Book konkurrieren muss, unterstreicht. Dem Vernehmen nach, stellen mittlerweile Buchfreaks ihre Bücher nicht mehr mit dem “Buchrücken”, sondern mit dem sichtbaren “Schnitt” ins Regal.

Eine Frage der Chemie

Kehren wir zurück zum Ausgangspunkt, dem SPIEGEL-Bestseller von Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie. Worum geht es in diesem Buch?

Elizabeth Zott ist eine Frau mit dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich ist und es nie sein wird. Doch es ist 1961, und die Frauen tragen Hemdblusenkleider und treten Gartenvereinen bei. Niemand traut ihnen zu, Chemikerin zu werden. Außer Calvin Evans, dem einsamen, brillanten Nobelpreiskandidaten, der sich ausgerechnet in Elizabeths Verstand verliebt. Aber auch 1961 geht das Leben eigene Wege. Und so findet sich eine alleinerziehende Elizabeth Zott bald in der TV-Show “Essen um sechs” wieder. Doch für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände

Ein Buch: nicht nur schön, sondern auch richtig gut

Elke Heidenreich urteilt treffsicher: “In Elizabeth Zott verliebt man sich total. Sie ist so toll und natürlich dargestellt, dass ich sie sogar gegoogelt habe: Die muss es doch wirklich geben, habe ich gedacht! Lange habe ich nicht ein so unterhaltendes, witziges und kluges Buch gelesen wie dieses.”

Fazit: Sehr Lesenswert!

Die Weidener Regionalbibliothek hat das Buch “Eine Frage der Chemie” im Bestand. Die meisten Bibliotheken im Landkreis Neustadt/WN und Tirschenreuth ebenfalls. In den regionalen Buchhandlungen ist das Buch ein Stapeltitel. Beste Voraussetzungen für einen Roman, der es verdient, gelesen zu werden.

BücherECHO: Buchtipp

Bonnie Garmus, Eine Frage der Chemie, Piper Verlag, gebunden, 26 Euro

Auch als Hörbuch erhältlich (aber optisch, und haptisch kein Vergleich mit dem gebundenen Buch mit dem bedruckten Schnitt!)

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