BücherECHO: Unter Wahnsinnigen – Warum wir das Böse brauchen

Weiden. Viele kennen den Comedian Florian Schroeder als scharfzüngigen Imitator von Prominenten. In seinem Buch "Unter Wahnsinnigen" zeigt er sich von einer ungewohnten, aber extrem interessanten Seite.

20240118 Schroeder Unter Wahnsinnigen Foto: Martin Stangl
Ungewohnt ernst ist der Comedian Florian Schroeder in seinem Buch ‘Unter Wahnsinnigen’. Foto: Martin Stangl

Der Buchmarkt bietet so viele großartige Überraschungen – eine davon ist das Buch des Kabarettisten Florian Schroeder. Doch wer hier den satirischen Komödianten vermutet, wird eines Besseren belehrt: Schroeder kann auch anders, nämlich brutal, realitätsnah und ernst.

Warum ist das Böse so faszinierend?

Wer glaubt, dass das sprichwörtliche „Böse“ kein Thema ist, mit dem man sich befassen sollte, der darf ruhig einmal in seinen Spiegel oder besser in sein Fernsehgerät schauen: Der ARD-Tatort gehört für Millionen Menschen zum sonntäglichen Fernsehritual. Dass es sich hier nicht um einen lustigen Komödienstadel handelt, braucht man nicht weiter zu erläutern: Mord und Totschlag, am besten mit Vergewaltigung und miesen Drogendealern garniert, ist das faszinierende Thema am Sonntagabend.

Nebenbei: Auch die Krimiabteilungen in Bibliotheken und Buchhandlungen sind voll mit Psychopathengeschichten und Serienmördern. Die Leser sind angetan von Schlitzern und Schändern. Warum eigentlich? Psychologen deuten das – vereinfacht gesagt – so: Die Erkenntnis des Bösen gibt dem Durchschnittsmenschen das Gefühl, „auf der anständigen Seite des Lebens“ zu stehen. Die anderen sind die Verbrecher! Der Buchautor Florian Schroeder ist diesem faszinierenden Thema in seinem neuen Buch nachgegangen.

Zur Person „Florian Schroeder“

Der Satiriker ist bekannt durch sein breites Repertoire an Promi-Imitationen und TV-Auftritten bei der ARD. Im Gegensatz zu den plumpen Auftritten eines zotigen Berliner Haudrauf-Komödianten, der eigenartige Witze mit langem Barth von sich gibt, zeichnet sich Schroeder mit scharfem Verstand und ebensolcher Zunge aus.

Über seine Satire hinaus bekannt wurde er durch einen genialen Auftritt bei einer Querdenkerdemo gegen staatliche Coronabeschränkungen am 8. August 2020 in Stuttgart. Damals entlarvte er in einem Husarenstück die rechte Szene. Ein echtes Schmankerl ist auch der Jahresrückblick 2023 des Kabarettisten zusammen mit Peer Steinbrück. Er ist in der ARD Mediathek unter Florian Schroeder wählt Peer Steinbrück“ zu finden und für Freunde feiner Unterhaltung absolut zu empfehlen.

Als Autor ist er mit seinem Buch „Schluss mit der Meinungsfreiheit! – Für mehr Hirn und weniger Hysterie“ bereits in Erscheinung getreten. Darin tritt er für eine neue Diskussionskultur jenseits von pöbelnden Talkshows oder überkorrekter Sprachpolizei ein.

Unter Wahnsinnigen – Warum wir das Böse brauchen

Ein ganz anderes Thema behandelt Schroeder in seinem neuen Buch. Er widmet sich der Faszination des Bösen und erklärt auch seinen Hintergrund. In der Einleitung wird Florian Schroeder deshalb sehr persönlich und plaudert aus dem Familiennähkästchen: Sein Vater saß mehrere Jahre wegen fortgesetzten Betrügereien im Gefängnis. Als Kind wurde er von ihm mehrfach zum Diebstahl animiert. Diese Erlebnisse haben sein Leben geprägt und ihn zu der Auseinandersetzung mit der „Bösartigkeit“ getrieben.

Ich habe die Nähe des Dunklen gesucht. Satiriker Florian Schroeder in seinem Buch ‘Unter Wahnsinnigen – Warum wir das Böse brauchen’

Dazu hat er sich Menschen, denen – nach unserer Werteordnung – Böses unterstellt wird, genähert. Im Kapitel (Lauter Lügen – Ein Mann, zwei Frauen – Ein Doppelleben) beschreibt Schroeder die perfide Strategie eines Mannes, der mit seinem abartigen Tun zwei Frauen emotional nahezu zerstört. Die Lügen und damit letztendlich das „Böse“ treiben ihn an.

Im Vorwort warnt der Autor vor drastischen Schilderungen, die, ohne billigen Voyeurismus zu bemühen, das Schreckliche der Bösartigkeit drastisch verdeutlichen. Diese Warnung ist spätestens bei der Geschichte eines Sexualstraftäters, der in der JVA Meppen den Rest seines Lebens in Sicherheitsverwahrung wegen besonderer grausamer Sexualstraftaten verbringt, nötig. Starker Tobak, aber trotzdem sehr lesenswert.

Als politischen Bösewicht nimmt sich der Autor Diktator Putin zur Brust. Er beschreibt dessen Werdegang, beginnend als KGB-Mann, der als trojanische Friedenstaube am 25. September 2001 den Bundestag um den Finger wickelte und am 24. Februar 2022 die Ukraine überfiel. Mit Hunderttausenden Verletzten und Toten geht er als der erste Massenmörder im 21. Jahrhundert in die Geschichte ein.

Ein notwendiges Buch, das die Sicht auf das Gute schärft

Das Verdienst dieses Buches ist es, mit realitätsnahen Schilderungen eine klare Sicht auf unsere Werteordnung zu geben. Die Botschaft: Wenn wir das Dunkle auf der Welt erkennen, sind wir in der Lage, das wertvolle Gute in uns zu schätzen.

Fazit: Sehr zu empfehlen!

Buchtipp: Unter Wahnsinnigen – Warum wir das Böse brauchen

  • Florian Schroeder, Unter Wahnsinnigen – Warum wir das Böse Brauchen, Hardcover, DTV, 24 Euro
  • Florian Schroeder, Schluss mit der Meinungsfreiheit! – Für mehr Hirn und weniger Hysterie, Taschenbuch, DTV 16 Euro

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