Chiara Schultes: Mit Ehrgeiz und Leidenschaft auf dem Weg nach Nordamerika?

Fuchsmühl. Chiara Schultes ist noch nicht mal 20 Jahre alt und hat doch schon so viel erreicht: Jüngst durfte die Eishockey-Torfrau aus Fuchsmühl mit ihrem Team, dem ECDC Memmingen, die Meisterschaft in der Frauen-Bundesliga bejubeln.

Torfrau Chiara Schultes war im Finale ein starker Rückhalt ihres Teams. Foto: Moritz Eden/DEB – City-Press GmbH

Chiara Schultes ist eine zierliche, zurückhaltende und ruhige junge Frau. Nicht unbedingt typische Eigenschaften in der recht rauen Sportart Eishockey. Anderseits gelten im Frauen-Eishockey andere Gesetzmäßigkeiten als bei den Männern. Bei den Mädels gibt es trotz aller gesunden Härte in der Regel keine Ruppigkeiten oder gar Raufereien. Schon gar nicht als Goalie, wo eine gewisse “Bierruhe” von Vorteil ist. Unter anderem diese Ruhe hat Chiara zu einer der besten deutschen Eishockey-Torhüterinnen gemacht. Und natürlich ihr unbändiger Ehrgeiz, den die junge Frau seit Jahren an den Tag legt.

Bruder Luca als Vorbild

Das mit der zurückhaltenden Chiara war nicht immer so. Als junges Mädel mischte sie furchtlos immer bei den Jungs mit – ob im Fußball oder später beim Eishockey. Ihr Vorbild: Bruder Luca. Der spielt zwar nicht mehr Hockey, kickt dafür als Stürmer sehr erfolgreich bei der SG Friedenfels-Fuchsmühl in der Kreisklasse. Chiara ist Sportsoldatin bei der Bundeswehr, wo sie einen von nur 13 Plätzen ergattert hat, die dort für Eishockeyspielerinnen vorgesehen sind. Die Fuchsmühlerin hat keinerlei Berührungsängste oder gar Bammel vor den Jungs. Ob beim EHC Stiftland, den Blue Devils Weiden, dem EHC Straubing oder bei den Eisbären Regensburg: fast überall spielte sie in den jeweiligen Jungenmannschaften.

Bei der Frauenmannschaft des ECDC Memmingen spielt Chiara seit Mitte vergangenen Jahres. Und gleich mit einem großartigen Erfolg: Mit den “Indians” holte sie den Meistertitel in der “blossom-ic Deutschen Frauen-Eishockey-Liga (DFEL)” durch einen sogenannten “Sweep” in der Best-of-Five-Finalserie gegen den HK Budapest, der mit einem, Gastspielrecht in der deutschen Frauen-Eliteliga mitmischte. Die ECDC-Mädels feierten ihren dritten Liga-Titel in Folge und sind gleichzeitig deutscher Meister. Schultes wechselt sich beim besten deutschen Frauen-Eishockeyteam mit der österreichischen Nationalkeeperin Selma Luggin ab.

Chiara Schultes (links) und Annas Rose freuten sich über den Titel. Foto: Moritz Eden/DEB-City-Press
Chiara Schultes (links) und Annas Rose freuten sich über den Titel. Foto: Moritz Eden/DEB-City-Press
Die junge Fuchsmühlerin in (oder auf) dem Element Eis, wo sie sich am wohlsten fühlt. Foto: Moritz Eden
Die junge Fuchsmühlerin in (oder auf) dem Element Eis, wo sie sich am wohlsten fühlt. Foto: Moritz Eden
Der Jubel war groß bei den Memminger Spielerinnen nach dem Schlusspfiff. Foto: Moritz Eden
Der Jubel war groß bei den Memminger Spielerinnen nach dem Schlusspfiff. Foto: Moritz Eden
Deutscher Meister im Frauen-Eishockey: der ECDC Memmingen. Foto: Moritz Eden
Deutscher Meister im Frauen-Eishockey: der ECDC Memmingen. Foto: Moritz Eden
Moritz Eden
Moritz Eden
Moritz Eden
Moritz Eden

Beste Torhüterin bei der U 18-Weltmeisterschaft

Chiara Schultes hat im Eishockey schon zahlreiche große Erfolge gefeiert. Doch all das kommt nicht umsonst: Sechs bis siebenmal trainiert die Torhüterin in der Woche (Team- und Sondertraining, Kraftraum, Spiele), an manchen Tagen bis zu vier Stunden. Sie habe von jedem ihrer bisherigen Trainer viel gelernt, aber einen hebt sie besonders hervor: ihren langjährigen Coach Petr Hampl, der wie sie vor Jahren von Weiden nach Straubing wechselte. Weitere wichtige Menschen in ihrem Sport waren und sind die DEB-Torwarttrainerin Viona Harrer und Skilltrainer Alex Kercs (EHC Straubing).

Mehr als 20 Länderspiele hat sie bei der U 16 und der U 18 absolviert; bei der U 18-Weltmeisterschaft in Italien vor zwei Jahren wurde sie als beste Torhüterin des Turniers und als beste deutsche Spielerin ausgezeichnet. Mittlerweile gehört die 1,69 Meter große, fast zierliche junge Fuchsmühlerin auch zur Frauen-Nationalmannschaft. Erst kürzlich nominierte Bundestrainer Jeff MacLeod Chiara zusammen mit neun ihrer Teamkolleginnen aus Memmingen für die Frauen-Weltmeisterschaft in Tschechien (9. bis 20. April). Damit dürfte ziemlich klar sein, dass die ECDC-Torfrau 2026 auch mit zu den Olympischen Spielen nach Italien fährt, für die sich Deutschland qualifiziert hat. 

Nordamerika ist Chiaras großer Traum

Auch wenn die junge Oberpfälzerin schon viel erlebt und erreicht hat in ihrem Eishockeyleben. Einen großen Traum hegt sie noch: eine Karriere in der Professional Women’s Hockey League (PWHL) in Nordamerika. “Das wäre ein absoluter Traum. Da will ich hin”, sagt Chiara. Wer sie kennt, weiß, dass das kein Traum bleiben muss und dass sie es schaffen kann. Chiaras Vorbild diesbezüglich ist die Nummer 1 im deutschen Eishockeytor, Sandra Abstreiter. Die 26 Jahre alte Freisingerin ist die bislang einzige Deutsche, die bei Montreal Victoire in der PWHL spielt. Ein gutes Omen?

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