DENK.summit 2025 verleiht Flügel: Weiherhammer als Sommerhöhle der Löwen
Weiherhammer. Nach Carsten Maschmeyer jetzt also Ralf Dümmel. Und ein Hauch Red Bull. DENK.summit hoch 3 – was kommt als nächstes? „Wir ziehen mit der Höhle der Löwen in Weiherhammer ein“, scherzt Dümmel. Und wieder einmal gibt es nur Sieger.

Das Start-up-Event des jungen Engel-Trios wächst und wächst und wächst über sich hinaus. Mit Ralf Dümmel begeistert der nächste Starlöwe Gründer und Publikum, Ex-SAP-Prokuristin Ina Schlie pusht mit ihren Verein Encourageventures diverse Start-ups und Volker Viechtbauer, 30 Jahre die fast unsichtbare Hand von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz verleiht dem DENK.summit 2025 Flügel.
Trotz Hitzerekord im und um das InnovisonCenter in Weiherhammer eine Rekordzahl von Registrierungen mit Schülern, Studierenden, Suchenden und Start-uppern – acht erfolgversprechenden Pitches, drei Hauptpreisen und lauter Gewinnern. Influencerin Fabienne Niehues gibt den jungen Besuchern eine Anleitung für das Business-Netzwerk LinkedIn an die Hand und Moderatorin Stefanie Dechant pusht das Publikum: „We move Oberpfalz!“
Noch wichtiger als Karriereperspektiven und Unternehmenserfolg ist Speakern wie Viechtbauer der moralische Kompass im humanistischen Geist des Holocaust-Überlebenden und Psychoanalytikers der dritten Wiener Schule, Viktor Frankls: Sinnstiftung statt Selbstverwirklichung. Der DENK.summit 2025 ist mehr als ein Pitch-Event: ein Bekenntnis. Zur Provinz. Zum Mut. Zur Menschlichkeit. Und zur Überzeugung, dass Zukunft nicht in Berlin-Mitte geschrieben wird, sondern in der Oberpfalz, die der Oberösterreicher Red-Bull-Vordenker fast mit der Weinregion am Rhein verwechselte.
Drei Engel für ein Gründer-Reich
Pauline, Thomas und Julian Engel sind das Role-Model für die Gründer, die im Anschluss an die Speaker ihre Geschäftsidee in nur fünf Minuten auf den Punkt bringen müssen: jung, aufgekratzt, entschlossen. Mit jedem weiteren DENK.summit wachsen sie ein Stück weit in die großen Schuhe der Unternehmerfamilie Engel hinein.
Eine perfekte Organisation, die sie mit tatkräftiger Unterstützung von Severin Hirmer (LUCE-Stiftung)und Event-Managerin Susanne Prechtl und Jurygrößen wie Ralf Dümmel, Joe Müller Jury (Board-Member Allianz-Konzern), Stefanie Müller (Horsch-Gruppe), Ariane Coletta (Müller Verlags-Gruppe), Ralf Dümmel und Volker Viechtbauer weiter veredelten. Ihre Mission: „Weiherhammer zur Start-up-Oase machen“, sagt Julian. Kein Sand, keine Wüste, sondern ein Biotop für Ideen. Dazu adelt Bayerns Digitalminister Fabian Mehring die Veranstaltung im Video-Stream als „Sound der Zukunft“.
Red Bull verleiht Sinn
Dann betritt einer die Bühne, der weiß, wie man nicht nur Märkte schafft, sondern Mythen: Dr. Volker Viechtbauer, einst rechter Flügel von Dietrich Mateschitz. Er erzählt von Ablehnungen durch Gesundheitsämter, von rechtlichen Grauzonen und von der Vision, eine Zuckerwasser-Dose mit Koffein und Taurin im Ringen mit Gesundheits- und Lebensmittelämtern zum globalen Kultobjekt zu machen – mit fast 12 Milliarden Euro Umsatz in 2024.
Doch es ist nicht der Marketing-Coup, der hängen bleibt, sondern sein geistiger Überbau: Viktor Frankl, Begründer der sinnzentrierten Psychotherapie. „Sinnstiftung“, sagt Viechtbauer, „entsteht durch Dienst an einer Sache – oder an einem Menschen.“ Mateschitz habe nie von „ich“, sondern immer von „wir“ gesprochen. Der Weg von der Dose zum Dasein: überraschend kongruent.
Schule des Scheiterns
Was in Deutschland fehlt, sagen Ina Schlie und Ralf Dümmel unisono: eine Fehlerkultur. Während in den USA ein gescheitertes Start-up als Initiationsritus gilt, ist hierzulande schon der Businessplan ein potenzieller Karrieresarg. Doch statt zu lamentieren, machen beide Mut – mit Geschichten vom Scheitern, Lernen und Loslegen. Schlie, einst SAP-Vize, erzählt vom Flow in der Azubi-Zeit.
Dümmel, Verkaufsnaturtalent aus Bad Segeberg, wo man Winnetou oder Möbelverkäufer wird, berichtet vom 35-Minuten-Gespräch mit dem Chef des örtlichen Möbelgiganten, das sein Leben veränderte. Ein Einrichtungshaus, von dem er lange geglaubt habe, es gehöre seinem Vater – und von 174 Investments, die selten Sprint, meist Marathon sind. Die Botschaft: Gründet, aber nur, wenn ihr brennt. Nicht, weil es hip ist, sondern weil euch das Thema nicht schlafen lässt.
LinkedIn, Katheter & Kaffee
Spätestens bei Fabienne Niehues, LinkedIn-Topstimme, wird klar, dass Sichtbarkeit zur Grundwährung der Gründerzeit gehört. Wer gesehen werden will, muss sich zeigen – auch mit vermeintlich banalen Geschichten. „Netzwerk schlägt Notendurchschnitt“, sagt sie, und das Publikum nickt. Der Satz könnte auf ein T-Shirt gedruckt werden. Oder auf ein Pitchdeck.
Denn in der Folge stehen acht Gründer:innen auf der Bühne, deren Ideen vom Tee aus der Kaffeefrucht bis zur Lichtwellen-Desinfektion von Kathetern reichen. Was alle eint: Sie wollen etwas verändern. Vielleicht nicht die Welt. Aber doch die Art, wie wir spielen, trinken, lernen, atmen – und uns selbst verstehen.
Am Ende zählt der Mut
Der Summit endet, wie er begann: mit Euphorie. Und mit dem Appell, die Region zu einem echten Ökosystem für Gründerinnen und Gründer zu machen. Landrat Andreas Meier (NEW), OTH-Vizepräsidentin Christiane Hellbach, Weidens Bürgermeister Reinhold Wildenauer, Tirschenreuths Wirtschaftsförderer Anton Kunz und Professor Peter Schmieder, Gründer und Leiter „Silicon Valley Program” an der TH Deggendorf, überreichen den Nordoberpfalzpreis, eine Gründer-Beratung und Förderung im Wert von 10.000 Euro – an das Team Zaitrus, das Mikroplastik aus der Umwelt fischt.
Hauptpreis von 15.000 Euro samt Trophäe überreichen das Veranstalter-Trio Pauline, Julian und Thomas sowie die Mitglieder der Jury an BEHtec für ihr fortgeschrittenes Konzept zum Leichtbau von Fahrzeugteilen mit Naturfasern (90 Prozent weniger CO₂, 30 Prozent leichter als Alu). Als Zweitplatzierte streichen Onsite.AI, Entwickler eines mobilen und skalierbaren Hochleistungsmikroskops to go, das stationäre Analysen ablöst und unter anderem mithilfe von KI Luftpartikel nach Schimmelspuren oder Blut nach Leukämie-Markern untersucht, 1000 Euro ein.
Man spürt: Hier entsteht etwas. Nicht laut, nicht gierig, aber substanziell.
Die Pitches: Acht Ideen für eine bessere Welt
Curiox (Robin Karl)
Vater von zwei Töchtern – und einer Mission: Kinder weg vom Bildschirm, hin zum realen Abenteuer. Curiox verwandelt digitale Lieblingswelten in physische Spielfiguren, die sprechen, leuchten und in Echtzeit reagieren – ohne Kamera. Ziel: Ein Startpaket, das Ende nächsten Jahres auf den Markt kommen soll. Investoren willkommen.
Änny:
Lernspielmöbel mit System. Küchen, Piratenschiffe oder Ritterburgen, aus acht nachhaltigen Bauteilen – gedacht für Kinder von 0 bis 12 Jahren. Im Fokus: Entlastung der Eltern, Spielflow für Kinder, Abo-Modelle für Cafés, Showrooms in Kitas. Zielgruppe: Nachhaltigkeitsbewusste Eltern und kommunale Träger.
Onsite.AI (Samuel Dippold):
Das mobile Labor für Luftanalysen. Statt langwieriger Gutachten liefert ein smartes Hochleistungsgerät Ergebnisse innerhalb von zehn Minuten – inklusive digitalem Laborbericht. Der erste Markt: Schimmelsanierungen. Ein Start-up aus der Praxis, geboren aus einer Gutachterfirma.
Gainback (Lorenz und Jakob, beide 19):
Cashback fürs Teilen. Gäste posten ihre Restaurant-Story mit Branding, erhalten nach Prüfung einen Teil der Rechnung zurück. Mikro-Influencer als Werbeträger mit Authentizität. Gestartet mit 50 Lokalen in Würzburg – jetzt Expansion nach Nürnberg. Ziel: Revolution des lokalen Marketings.
Zaitrus (Till Zwede):
Mikroplastik sichtbar machen – in Echtzeit. Ein patentiertes Rohr analysiert 24/7 Wasserleitungen und erkennt Partikel automatisch. Anwendung: Von der Kläranlage bis zur Mineralwasserproduktion. Entstanden aus der Forschungsgruppe der Uni Bayreuth, jetzt auf dem Weg in den Massenmarkt.
Puray (Martin):
Medizinischer Fortschritt gegen Krankenhauskeime. Ein Katheter, der Lichtwellen abgibt und so Keime während der Anwendung abtötet – ohne Antibiotika. Bereits mehrfach ausgezeichnet, mit Osram entwickelt, erste Patente gesichert. Fokus: Harnwege und Neuro-Anwendungen. Gesucht: Kapital und Partner für Skalierung.
BEHtec (Andreas Koch):
Leichtbaumaterial aus Naturfasern wie Flachs und Hanf – 50 Prozent leichter als Aluminium, 90 Prozent CO₂-Reduktion. Erste Anwendung im Caravan-Bau. Patent gesichert, Skalierung vorbereitet. Ziel: Leichtbau neu denken – ökologisch, funktional, ästhetisch.
Caraté (Kai):
Aus der Kaffeefrucht wird Limonade. Fruchtig, koffeinhaltig, nachhaltig – und eine echte Alternative zu Club Mate oder Red Bull. Zielgruppe: junge Städter, die wach bleiben wollen. Die Getränke sind ausverkauft auf Vegan-Messen. Derzeit auf Investorensuche für Rohstoffsicherung und Produktion.
Jury:
Ralf Dümmel, Ina Schlie, Volker Viechtbauer, Stefanie Müller, Ariane Coletta, Joe Müller.
Auszeichnungen:
– Hauptpreis: 15.000 Euro Preisgeld an BEHTec
– Zweiter Preis: 1000 Euro Preisgeld an Onsite.AI
– Sonderpreis: Gründungs-Coaching vom Netzwerk Nordoberpfalz im Wert von 10.000 Euro an Zaitrus.
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