Weiherhammer. Als gegen 22 Uhr das erste Startup-Event von Pauline, Thomas und Julian Engel zur Neige geht, bringt Junior-Löwe Tillmann Schulz beim Dinner den Kern des Erfolgs auf den Punkt: „Man braucht als Gründer ein gutes Team, und die Familie Engel ist ein sensationelles Team.”
Was die drei jungen Engel am Montag auf die Beine stellten, ist eine Startup-Master-Arbeit zum Anfassen. Pauline, Thomas und Julian mobilisierten – mit Unterstützung von Severin Hirmer von der LUCE-Stiftung, ihrem Team und dem futuristischen Ambiente von Innovision-Center und Future-Lab auf dem BHS-Gelände – nicht nur weit mehr als 400 Schüler und Studenten, profilierte Speaker und prominente Politiker.
Sie entfachten vor allem während einer der schwersten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krisen der Nachkriegszeit eine Aufbruchstimmung unter jungen Talenten. Neun clevere Startup-Teams durften einer Experten-Jury ihre bereits ausgefeilten und zum Teil schon erfolgreichen Geschäftsideen präsentieren.
Und die Gewinner sind … Patienten und Vertriebler
Keine leichte Entscheidung für die erfahrenen Juroren Vanessa Weimann (Vindelici Advisors), Frederick Roehder (Contorion), Alexander Rohde (BHS), Jens Schmelzle (Simpleshow), Tillmann Schulz (Unternehmer, „Höhle der Löwen“-Investor). Sie ringen sich zu folgenden Top 3 durch:
Platz 1: Florian Dostert von Syntinels. Das 11-köpfige Team aus Münster will den Vertrieb mit seinem automatisierten Tool optimieren und Kundenorientierung mit Skalierbarkeit versöhnen. „Wir integrieren uns sehr tief in die Vertriebsprozesse unserer Kunden“, sagt Dostert. Frederick Roehder ist bei diesem „Tech-Thema gleich Feuer und Flamme“, will wissen, „wie funktioniert die Maschine dahinter?“ Ein „Röntgengerät für den Vertrieb“ sei das, basierend auf einer großen Datenbank. Für die Gewinner gibt’s 15.000 Euro und eine kostenlose Beratung.
Platz 2: Die Ökotrophologen Michelle Hoffmann und Lukas Jochheim pitchen die Unverträglichkeits-App von Meal & Heal mit einer „einzigartigen Datenbank“ und einer „sensationellen Skalierbarkeit“ zu Silber. „Schon jetzt hat unsere App einen großen Mehrwert für die Betroffenen und stellt die momentan beste Möglichkeit dar, ihre Unverträglichkeiten herauszufinden und sie individuell in ihrer Ernährung zu unterstützen“, beschreibt Hoffmann den Nutzen, den sie nach 13 Jahren vergeblichen Kampfs gegen die eigene Lebensmittelunverträglichkeit auch an sich selbst getestet hat. Das zweitplatzierte Team kommt in den Genuss einer kostenlosen Beratung.
Platz 3: Leona Turner von Trialflow läuft als Dritte über die Ziellinie. Ineffiziente klinische Studien bremsen die Zulassung neuer Therapien. Deshalb seien 95 Prozent aller Krankheiten weltweit nicht zufriedenstellend behandelbar. Schuld daran: Zu viele Köche verderben den Brei. Mit ihrer SaaS-Plattform (Software as a Service) bringt sie Pharmafirmen und Praxen zusammen und vereinfacht den Studienprozess radikal. Auch die Geschäftsführerin auf Personalsuche bekommt eine kostenlose Beratung.
Party-Stimmung statt schlechter-Laune-Partei
Trotz tropischer Hitze unter dem offenen Dach des Innovision-Centers bleiben die Besucher bis zum Schluss am Ball. Das liegt auch an der omnipräsenten Partylaune, die Moderatorin Franzi Glaser versprüht – und das vom Karriere-Event für Schüler und Studenten ab Mittag, über die anspruchsvollen Vorträge von
Frederick Roehder, Startup-Gründer und Co-Founder von Contorion: Sein Online-Unternehmen hat er für einen dreistelligen Millionenbetrag verkauft. „Meine Karriere war eine Achterbahnfahrt.“
Johannes Plaum: Der Abteilungsleiter Forschung bei Airbus Helicopters stellt klimaneutrale, autonome und rasante Helikopter und einsatzbereite Flugtaxis vor. „Unser Ziel ist die schnellstmögliche Marktreife.“
Vanessa Weimann, Managerin für Unternehmensentwicklung bei Vindelici Advisors, ist sich sicher: „Trotz mancher Hürden können sich Mittelständler und Startups prima ergänzen“.
Alexander Gorski, Vize-Vorstandsvorsitzender der Infineon Technologies AG, leidet zwar ein wenig an der Helikopter-Show: „Unser Produkt ist nicht so spektakulär, dafür beispielsweise fast in jedem Windrad und in jeder Solaranlage“.
Christian Engel denkt schon weiter
Die Spannung hochhalten konnten auch die neun Startup-Präsentatoren und der Wechsel ins Future Lab, wo ein DJ und eine Licht-Show für After-Work-Stimmung sorgten. „Das ist also von unserer Denkwelt übriggeblieben“, sagt Christian Engel bei einem kühlen Bierchen süffisant. Der BHS-Boss meint das anerkennend: „KI wird weiter eine wichtige Rolle spielen, aber schauen wir mal, wie sich diese Gründer-Szene entwickelt.“
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