Der Norbert hat den Franken wieder sauber einen eingeschenkt
Nordoberpfalz. Knapp drei Stunden musste das Publikum beim Megaformat in Veitshöchheim in diesem Jahr warten, bis Norbert Neugirg und seine Altneihauser Feierwehrkapell'n die Bühne enterte. Ein Kommentar.
Für den gestandenen Oberpfälzer gibt es in Sachen „Fasching in Franken“ im Grunde genommen nur zwei entscheidende Fragen. Die erste ist schnell beantwortet, Ministerpräsident Markus Söder kam als Otto von Bismarck. Die zweite, weitaus spannendere Frage ist aber selbstverständlich „Wie war der Auftritt von Norbert Neugirg und seiner Altneihauser Feierwehrkapell’n?“ Welche Giftpfeile lauerten heuer in seinem zerknitterten Blattsalat? Wem blies die schräge Formation diesmal den Marsch?
Auftritt verpasst?
Hier geht es zum Auftritt.
„Die Franken bauen auf die KI, wer hätt‘ sie nötiger als sie?“
Der Meister des gepflegt-provokativen Wortspiels hat einen neuen Spezialfreund – die KI: „Wer sich Bayerns Kabinett ansieht, der hofft, dass die KI einzieht, bisher hat man darauf verzichtet und das Unheil selbst angerichtet“. Nicht nur zwischen den Zeilen wird schnell klar, was er von dieser technischen Revolution hält, deshalb immer wieder sein Credo wie dieses: „Die KI hat obendrein erzählt, klug ist, wer den Söder wählt, der Mann sei ein Genie – traue niemals der KI“!“
„Ministernde und Ämtertragende, sonstige Versagende…“
Neugirg zeigte auch schon zu Beginn, was er von Themen wie dem Gendern hält. Publikum, Elferrat, Big-Band und auch der Bayerische Rundfunk bekommen so im knapp 20-minütigen Auftritt in gewohnter Manier ihr Fett weg: „Ein Sender, der sich Anstalt nennt und Gesichter, auf die niemand brennt, und ein Publikum wie Sie – traue niemals der KI.“
Zum Spiel gehört selbstverständlich die permanente Breitseite gegen die Gastgeber, und auf die erste musste das Publikum nicht lange warten: „Elf Heteropfälzer Frauenherzenschmelzer: alt, weiß, männlich, abgehangen, am Frankenwein fast eingegangen.“ Aber stramme Nordoberpfälzer halten die Reaktionen darauf schon aus, „Buhrufe, geworfene Messer – dem Söder geht es auch nicht besser.“
Spitzen in Richtung Berlin
Auch für die Regierungsbank in Berlin wurde es ungemütlich. „Die Mannschaft vertraut meiner Führung wie Deutschland der Regierung“, so Neugirg über seine Kapell’n. Vom Kinderbuchminister Habakuk („Kommt er mit dem Schiff nachhaus‘, jagt ihn das Volk aufs Meer hinaus“) bis hin zu „Olafs Amateurstuhlkreis“ konnte sich die Ampel über Nichtbeachtung seitens der Altneihauser Feierwehrkapell’n nicht beschweren: „Bei dem, was Olaf um sich scharrt, tut man sich als Narr schon hart, diesen Haufen leerer Tüten an Lachnummern zu überbieten.“ Die schräge Combo spielte dann sogar noch ein Schlaflied für Olaf Scholz.
War es ein Abschied?
Schlusspunkt war selbstverständlich das obligatorische dreifache und kräftige „Feuerwehr Hellau, Franken Helau und Oberpfalz Helau“. Die Franken lieben diese Oberpfälzer, würden es aber nie zugeben. Umgekehrt ja auch nicht.
Schon der Gedanke, dass ich nicht mehr jedes Jahr nach Veitshöchheim fahr, den Anblick vom Söder spar…
Zum Ende wurde es durchaus nachdenklich, als Norbert Neugirg beim obligatorischen Finale am Fuße des Elferrats („Ordentlich vom Oberpfälzer Moosbüffelleder losgezogen“) abschließend anmerkte: „Zu sagen, was wir denken, werden wir uns künftig schenken, der Gottschalk sagt ja auch nichts mehr…“
Bitte das Skalpell stecken lassen!
Jetzt jedes Wort, das an diesem Abend so schwungvoll gefallen ist, auf die Goldwaage zu legen, wäre grundverkehrt. Es war wieder ein kerniger Auftritt und wer nun mit spitzen Fingern beziehungsweise spitzer Feder jedes Wort seziert, hat den Sinn dieser so ungewöhnlichen Kabarettform nicht verstanden. Es ist Fasching, es ist ein traditionelles Spiel zwischen Oberpfälzern und Franken und außerdem darf Humor Grenzen überschreiten. Deshalb gilt – selbst ansehen, selbst eine Meinung bilden.
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5 Kommentare
Hallo Kalle,
ja, da stimmen wir Dir absolut zu. Norbert Neugirg, macht es sehr spannend. Und natürlich sind wir bereits an der Sache dran. Wir werden Euch auf dem Laufenden halten, was die „Altneihauser Feierwehrkapell’n“ mit ihrer Aussage in Veitshöchheim genau gemeint hat.
Es wird Zeit das das Oberpfalz-Echo mal Nägel mit Köpfen macht und Norbert Neugirg „befragt“ was der diesjährige Abgang der Frankenfasnacht im Klartext zu bedeuten hat ? Ohne diese Truppe hätte sich wohl so einiges „erledigt“ ! Ich vermute, eine bewußt eingeleitete Vertreibungsaktion hat ihn zu seiner Aussage getrieben!
Bernhard Rebstock hat wohl recht. Ich interpretiere auch den ‚Abschied‘ von KKK in diese Richtung. Und die mehrfachen ’nachdenklichen‘ Aufrufe, den Anfängen zu wehren.
Ich fürchte, mein Vorredner hat recht. Der Auftritt kam mir ungewöhnlich kurz vor, und die Abschiedsworte deuten gleichfalls darauf hin, dass irgendwer sich an der mangelnden politischen Korrektheit der Gruppe gestoßen hat – wie es übrigens schon früher einmal geschehen ist. Was ist nur aus der Tradition des Karnevals geworden?
Er wurde m E zensiert und kommt nicht mehr nach Veitshöchheim. Zensur geht gar nicht. So interpretiere ich seine letzten Worte.