Dreckiger Sieg gegen körnerlose Sandhäuser: Jahn Regensburg drei Spiele ungeschlagen

Regensburg. Der SSV Jahn Regensburg verschenkt zwar die Blitzstart-Führung nach Sandhäuser Eigentor (40. Sekunde!) in einer viel zu passiven ersten Hälfte. In der zweiten Halbzeit kommt der SVS nach 120 Pokal-Minuten auf dem Zahnfleisch daher – und Regensburg kämpft die Gäste nieder.

Schmerzhafte Momente: Jahn Regensburg und der SV Sandhausen schenken sich nichts. Hier muss Scott Kennedy behandelt werden, Bild: Jürgen Herda

An die starken 95 Minuten von Kaiserslautern kann der SSV Jahn zwar nicht anknüpfen. Aber immerhin: So naiv wie bei der 0:3-Pokalschlappe gegen Fortuna Düsseldorf, deren Ergebnis schon nach 45 Minuten auf der Anzeigentafel stand, lassen sich die Regensburger vom SV Sandhausen nicht abkochen.

Die Voraussetzungen sind freilich auch andere: Zum einen geht es für den Tabellen-15. aus der Kurpfalz wie auch bei den Oberpfälzern nur um den Klassenerhalt – anders als bei den ambitionierten Rheinländern. Zum anderen verausgabten sich die Sandhäuser am Mittwoch bei Verlängerung und Elfmeterschießen gegen den KSC und müssen obendrein mit einer Vielzahl von Ausfällen zurechtkommen.

Wechselkarussell bei beiden Teams

Beim SSV kann Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic auf die wichtigen Wackelkandidaten, Kapitän Bene Gimber und Abwehrturm Scott Kennedy, zurückgreifen. Für den ebenfalls angeschlagenen Bene Saller darf wieder einmal Konrad Faber ran, der einen Sahnetag erwischt – und mit rasanten Flügelläufen an seine Frühzeit beim Jahn vergangene Saison erinnert. Weniger überzeugend: Dario Vizinger, erstmals in der Startelf, kann kaum Akzente setzen.

SVS-Coach Alois Schwartz muss viermal in die personelle Trickkiste greifen: Für den verletzten Keeper Drewes (Muskelfaserriss) steht Nikolai Rehnen zwischen den Pfosten. Dario Dumic, Tom Trybull und Cebio Soukou ersetzen Ajdini, Bachmann und David Kinsombi, der zunächst auf der Bank sitzt.

Schnellstes Zweitliga-Eigentor

Die Mission „erster Auswärtssieg“ geht für den SVS gründlich in die Hosen. Eine Flanke aus dem Halbfeld von Andreas Albers versucht Kapitän Aleksandr Zhirov vor dem freistehenden Kaan Caliskaner wegzuköpfen, die Kerze passt genau in den linken oberen Winkel, Ersatzkeeper Rehnen ist chancenlos, 0:1 (1.). Dass die Gäste damit den Rekord des schnellsten Zweitliga-Eigentors gebrochen haben, dürfte für wenig Erheiterung bei Alois Schwarz gesorgt haben.

Anstatt den Glückmoment zu nutzen und die verunsicherten Gäste jetzt so richtig aufs Korn zu nehmen, erlischt die Jahn-Druckphase schon nach zehn Minuten. Die Regensburger leisten durch jede Menge Fehlpässe im Aufbauspiel freundliche Nachbarschaftshilfe und bauen das SVS-Selbstbewusstsein wieder auf.

Griechisch-römischer Freistil mit Bene Gimber: Ein Kampfspiel mit Nebenwirkungen. Bild: Jürgen Herda

Der Jahn vergisst alle guten Vorsätze

Wiederholt bekommt die Jahn-Abwehr einfachste lange Bälle in den Strafraum nur mit Glück geklärt. Ex-Bundesligaprofi Alexander Esswein veredelt die Hereingabe von Christian Kinsombi am Fünfer mit dem Außenrist zum inzwischen verdienten Ausgleich, 1:1 (12.). Das dürfte sich der Jahn-Trainer anders vorgestellt haben: Anstatt der erwarteten Spielgestaltung, überlassen die Regensburger dem Auswärtsteam in der ersten Hälfte mehr Ballbesitz (57 Prozent).

Zwar werfen sich die Oberpfälzer durchaus schmerzhaft in die Zweikämpfe – erst muss Kennedy behandelt werden, dann fällt ein Gegenspieler auf Gimbers Schulter, der später ausgewechselt werden muss. Vom frühen Anlaufen, schnellen Gegenstößen oder gar gelungenen Kombinationen ist allerdings nichts zu sehen. Im Gegenteil, wenn überhaupt, taucht Sandhausen vor Stojanovic auf – wie Höhn und Dumic (28.). Lediglich Caliskaner bekommt noch einmal die Chance zur erneuten Regensburger Führung auf dem Silbertablett serviert – völlig unbedrängt köpft er aus acht Metern meterweit am Pfosten vorbei (45.).

Alexander Esswein bringt Sandhausen zurück ins Spiel. Bild: Jürgen Herda

Albers bleibt Regensburgs Lebensversicherung

In der zweiten Hälfte übernimmt der SSV endlich mehr Initiative – sicher auch den nachlassenden Kräften der Gäste geschuldet, die jetzt nach vorne kaum mehr klare Aktionen zustandebringen. Klare Chancen bleiben aber auch auf Regensburger Seite Mangelware. Die beste Gelegenheit erringt sich Andreas Albers mit beiden Armen im Luftkampf, Rehnen pariert artistisch (53.). Auch wenn der SSV kein Feuerwerk abbrennt, der Druck nimmt zu. Vor allem Fabers rasante Flügelläufe bringen die Gäste immer wieder in Verlegenheit.

Die Einschläge kommen näher, Sandhausen bekommt den Ball nicht mehr aus der Box, der eingewechselte Prince Owusu beschäftigt die halbe Abwehr, Albers schaltet am schnellsten und vollendet mit einem Drehschuss in Bedrängnis ins linke untere Eck, 2:1 (70.). Der Prince hat anschließend noch die größte Möglichkeit, den Deckel draufzumachen: Stark tankt er sich gegen drei Sandhäuser durch, sein Abschluss ist dann aber zu kraftlos.

Auf die Rückkehr seiner Zielgenauigkeit setzt der Jahn: Regensburgs Lebensversicherung Andreas Albers nach seinem 2:1-Siegtreffer gegen Sandhausen unter der Jahn-Traube begraben. Archivbild: Jürgen Herda

Kann der Jahn gegen Rostock den Nordfluch brechen?

Apropos kraftlos: Die Gäste mühen sich redlich, aber selbst für den langen, genauen Pass fehlen jetzt die Körner. Die Regensburger hätten die Schlussphase mit den frischen Kräften Steve Breitkreuz, Joshua Mees und Niklas Shipnoski souveräner zu Ende spielen können – Caliskaners mehrfache Verzögerungsversuche bei Freistößen und Ecken, führen noch zu völlig überflüssigen Ballverlusten, die heute folgenlos bleiben. Da würde sich ein Workshop anbieten: Wie spielt man eine knappe Führung eleganter über die Ziellinie?

Am kommenden Samstag, 13 Uhr, hat der SSV Jahn nach zuletzt sieben Punkten in drei Spielen und vorübergehend Platz 8 die Gelegenheit, in einem weiteren Heimspiel die halbe Miete von 40 Punkten vollzumachen: Allerdings kommt dann Angstgegner Hansa Rostock, gegen den es die Regensburger vergangene Saison sogar schafften, zu Hause erst das Pokalspiel und gleich danach das Punktspiel zu vergeigen. Diese Schmach sollte Motivation genug sein, um den Nord-Fluch zu brechen.

Zweiter Sieg in Folge, in der Liga hat Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic die Kritiker erstmal wieder mit Punkten mundtot gemacht. Bild: Jürgen Herda

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