Droht der beliebten Fahrradmarke Ghost das endgültige Aus?
Waldsassen. Sind die Ghost-Fahrräder bald Geschichte? Gerüchteweise soll die bekannte Fahrradmarke vor dem Aus stehen. Ghost-Geschäftsführer Christoph Mannel dementiert.

Uwe Kalliwoda und Klaus Möhwald werden die Entwicklung des von ihnen vor gut 30 Jahren gegründeten Unternehmens mit großer Besorgnis verfolgen. Und diese große Besorgnis teilen vor allem die noch 120 Mitarbeiter am Waldsassener Stamm-Standort. Nach der Verlagerung der Produktion der hochwertigen Fahrradmarke von der nördlichen Oberpfalz nach Ungarn und in die Türkei im vergangenen Herbst könnte Gerüchte zufolge der Name Ghost bald ganz verschwunden sein und in der Marke Haibike aufgehen. Diese Fahrradmarke gehört ebenfalls zum Ghost-Mutterkonzern Accell-Group, der seit geraumer Zeit in der Krise steckt. Zuerst berichteten das Magazin Fokus und Oberpfalz-Medien darüber.
Lastenräder zurückgerufen
Unter der Überschrift „Gewinneinbußen und Rückrufaktionen – der Fahrradkonzern Accell steckt in der Krise“ schrieb das Magazin Fokus vor einigen Tagen, dass das Unternehmen „jetzt umdenken muss und seine Produktion verändert“. Das habe Konsequenzen für zwei Werke. Zum niederländischen Unternehmen Accell gehören Fahrradmarken wie Sparta, Batavus, Koga, Ghost und Babboe. Mit letzterem gab es in den vergangenen Monaten großen Ärger. Wegen der Gefahr eines Rahmenbruchs rief Accell die Lastenräder von Babboe zurück, wodurch das Unternehmen erhebliche Verluste hinnehmen musste.
Zu den Problemen bei Babboe kommen weitere Gewinneinbußen hinzu. So erklärte im Gespräch mit der FAZ Vorstandschef Tjeerd Jegen, welche Auswirkungen das auf die Produktion und die Struktur des Unternehmens hat. 2023 sank der Umsatz von Accell um rund ein Zehntel auf 1,29 Milliarden Euro. Jegen erklärt, dass die Schulden des Unternehmens mittlerweile bei mehr als einer Milliarde Euro liegen. Hinzu kommt, dass der Geschäftsplan in diesem und im kommenden Jahr ebenfalls nicht eingehalten werden kann. Das sind drei Jahre hintereinander, in denen die Ziele nicht erreicht werden. Um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen, hat Accell einen Plan.
Accell will zwei Werke schließen
Neben Maßnahmen wie niedrigeren Zinszahlungen und einem Schuldenschnitt soll auch die Produktion verändert werden. Üblicherweise baut Accell rund 150.000 Räder auf Vorrat, die innerhalb von drei Monaten verkauft werden. Zuletzt waren es jedoch bis zu 320.000 Räder. Das bedeutet nicht nur immense Mehrkosten bei der Produktion, sondern auch bei der Lagerung. Das Unternehmen wird deshalb zwei Werke schließen. Davon betroffen sind laut Fokus das Werk in Waldsassen und eines der zwei Werke am Hauptsitz im niederländischen Heerenveen. In den Niederlassungen in der Türkei und in Ungarn seien die Lohnkosten deutlich geringer. Hierzulande kümmert sich Accell dann nur noch um die Bereiche Forschung und Entwicklung, Händlerservice und Marketing.
Geschäftsführer dementiert Gerüchte
Den Gerüchten in der Fahrradbranche zufolge soll der Standort Waldsassen weiter schrumpfen. Die Geschäfte sollen mehr und mehr von der Zentrale des Herstellers Haibike, der wie Ghost zur Accell-Group gehört, abgewickelt werden. Die Marke Ghost soll mittelfristig sogar in der Marke Haibike aufgehen. Diese Gerüchte dementiert Ghost-Geschäftsführer Christoph Mannel entschieden. „Da ist nichts dran“, sagte er gegenüber Oberpfalz-Medien. Die Marke Ghost sei sehr wichtig für den europäischen und deutschen Markt. „Wir glauben an die Stärke und das zukünftige Wachstumspotenzial der Marke als Teil des internationalen Markenportfolios der Accell-Group“, betont Mannel, der auch die Geschäfte von Haibike führt.
Auch ein weiterer Stellenabbau in Waldsassen sei derzeit nicht geplant. Aktuell sind dort noch rund 120 Mitarbeiter in Vertrieb, Lager und Marketing beschäftigt.
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