Eslarn: Jetzt soll ein Bürgerentscheid die Straßenumbenennung stoppen

Eslarn. Zweimal hatte sich der Marktrat für die Umbenennung der nach dem Missbrauchspfarrer Georg Zimmermann benannten Straße ausgesprochen. Ein Bürgerentscheid soll das verhindern.

Am 24. November wird der Bürgerentscheid in Eslarn über die Bühne gehen. Symbolfoto: Pixabay/Planetfox

Die Umbenennung der Georg-Zimmermann-Straße entwickelt sich zum Dauerbrenner. Zweimal hatte der Marktgemeinderat mehrheitlich sich für eine Änderung ausgesprochen. In der Sitzung am 30. Juli muss sich das Gremium wieder mit dem Thema beschäftigen.

Teile der Eslarner Bevölkerung wollen scheinbar den umstrittenen Straßennamen unbedingt beibehalten. Nachdem der Marktrat im Mai die Umbenennung beschlossen hatte, musste er im Juni zum zweiten Mal darüber abstimmen. Ein Bürgerantrag war gestellt worden. Die Antragsteller lehnten die Umbenennung ab, machten die anfallenden Kosten geltend, die ihnen durch die Adressenänderung entstehen würden. Das Gemeindeparlament sah das anders und lehnte den Vorstoß ab.

684 Nein-Kreuzerl

Jetzt bekommt der Bürgerprotest eine neue Qualität. In der Marktgemeinde wurde ein Bürgerbegehren gestartet. Listen wurden ausgelegt, Unterschriften gesammelt. “Sind Sie dafür, dass die Gemeinde Eslarn die Georg-Zimmermann-Straße umbenennt?” lautete die Fragestellung. 684 Eslarner hatten ihr Kreuz bei “Nein” gemacht – immerhin fast ein Viertel der Bevölkerung. Bürgermeister Reiner Gäbl hat die Rechtsaufsicht am Neustädter Landratsamt eingeschaltet. Die hat den Bürgerentscheid-Antrag überprüft und grünes Licht gegeben.

“Es gibt formell nichts zu beanstanden”, sagt der Rathauschef. Und so wird auch der Marktrat am kommenden Dienstag wohl oder übel zustimmen müssen. Der Abstimmungstermin steht auch schon fest. Es ist der 24. November. Der Bürgermeister ist über die neueste Entwicklung alles andere als glücklich. Gäbl, seit 2002 Gemeindeoberhaupt, spricht sich klar für eine Umbenennung aus. “Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass eine Straße nach einem Sexualstraftäter benannt wird.” Die Kommune hatte 1994 eine Straße nach Zimmermann benannt, in Anerkennung seiner Verdienste um das musikalische Leben in der Marktgemeinde.

20 Monate im Gefängnis

Der Pfarrer und Kirchenmusiker Georg Friedrich Zimmermann wurde 1969 wegen sexuellen Missbrauchs von Abhängigen vom Landgericht Weiden für 20 Monate ins Gefängnis geschickt. Und auch nach Verbüßung seiner Haftstrafe wurde er erneut sexuell übergriffig, wie Josefa Schalk, Sprecherin des Betroffenenbeirats der Diözese Regensburg, berichtet. Ihre Organisation engagiert sich für die Missbrauchsopfer innerhalb der katholischen Kirche in der Diözese Regensburg. Das Opfer, von der Diözese als solches bereits anerkannt und entschädigt, lebt heute noch in Eslarn. Die Tat landete damals aber nicht vor Gericht.

Keine weiteren Anzeigen

Und so begründen unter anderem auch die Initiatoren des Bürgerbegehrens ihren Vorstoß: “Die in den 1960er Jahren begangenen Taten des Herrn Georg Zimmermann führten zu einer Verurteilung mit anschließender Haftstrafe. Bis zu seinem Tod im Jahr 1984 kam es weder zu Anzeigen, polizeilichen Ermittlungen noch zu strafrechtlichen Anklagen. Erst lange nach seinem Tod äußerten sich vermeintlich Betroffene. Eine juristische Aufarbeitung war demnach nicht mehr möglich.” Und weiter heißt es in der Begründung: “Die Umbenennung der Straße verursacht für jeden Anwohner einen immensen organisatorischen und finanziellen Aufwand.”

Fassungslosigkeit beim Betroffenenbeirat

Beim Betroffenenbeirat ist man angesichts der jüngsten Entwicklung in der Grenzgemeinde einfach nur fassungslos. “So zu tun, dass mit der Verbüßung der Haftstrafe alles abgegolten ist, ist eine Verhöhnung der Opfer”, ärgert sich Josefa Schalk. Sie hat natürlich auch die Argumente der Initiatoren gelesen und kann nur den Kopf schütteln. “Die wissen nicht, welchen immensen Aufwand die Missbrauchsopfer betreiben müssen, um ihr Leben auf die Reihe zu kriegen.” Die Sprecherin des Betroffenenbeirats weist auch daraufhin, wie eine Tourismusgemeinde wie Eslarn gerade dabei ist, ihr Image zu ramponieren. “Sollte es nicht zu einer Umbenennung kommen, wird die Kommune mit dem Makel leben müssen, einen Kinderschänder zu ehren.”

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