[Update] Neues von Fahndung: Mörder bei Flucht fotografiert

Weiden. Auch am Samstag kreisten die Hubschrauber über Regensburg. Noch immer sucht die Polizei den flüchtigen Mörder Rachid Chouakri. Es kommen immer mehr Details seiner Flucht ans Licht.

Rachi Chouakri verbüßt seit 2011 eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes und Raub mit Todesfolge. Bild: Polizeipräsidium Regensburg

Polizeisprecher Florian Beck (Polizeipräsidium Oberpfalz) am Samstagabend gegenüber OberpfalzECHO: “Wir haben auch heute weiter gesucht. Mit Hubschraubern, Hunden, Bereitschaftspolizei.” Besonders der Bereich zwischen Amtsgericht Regensburg und Bahnhof/Busbahnhof steht im Fokus. Dort schlug der Spürhund an. Aktuell seien etwa 125 Hinweise eingegangen. Darunter ist ein sehr interessanter.

Ein Anwohner aus der Margaretenstraße – genau auf halber Strecke – hat sich gemeldet. An seiner Hausmauer befindet sich eine Überwachungskamera. Diese hat den Flüchtigen fotografiert: mit wehenden Haaren, in Jeans, Karohemd und Jacke. Die Aufnahme datiert 43 Minuten (14:49 Uhr) nach dem Sprung aus dem Fenster des Gerichts. Dieses liegt aber nur etwa 400 Meter entfernt. Sollte der Zeitstempel der Kamera korrekt sein, muss sich Rachid C. eine ganze Weile versteckt haben. Auch der Park von Fürstin Gloria ist von Spürhunden abgesucht worden.

Inzwischen wird auch international gefahndet, nicht ausgeschlossen ist auch, dass der 40-Jährige Komplizen hatte. Die Flucht wirkt nicht wie ein Zufall. Der Sprung scheint vielmehr eiskalt geplant. Rachid C. war 2013 nach dem Mord an einer Kioskbetreiberin (76) in Nürnberg zu lebenslanger Haft verurteilt worden, zudem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Er hatte die Tat mit seinem jüngeren Bruder begangen. Die Strafe saß er zunächst in Straubing ab – bis zu einer tätlichen Auseinandersetzung mit Justizvollzugsbeamten. Nach Informationen der BILD wehrte sich der verurteilte Mörder gegen eine Durchsuchung aufgrund eines illegalen Handys.

Gericht bewusst “ausgekundschaftet”?

Rachid C. wurde daraufhin in die Justizvollzugsanstalt Würzburg verlegt. Am Amtsgericht Regensburg lief aktuell sein Prozess wegen des Widerstands gegen die Straubinger Gefängnisbeamten. Zu den bisher vier Verhandlungstagen brachten ihn zwei Polizeibeamte aus Würzburg, die ihn in Fußfesseln in den Gerichtssaal in ein oberes Stockwerk vorführten. Die Richterin ordnete während der Verhandlung die Abnahme der Fesselung an, was durchaus üblich ist.

Die Panne passierte dann am vierten Verhandlungstag. Rachid C. bat nach den Plädoyers um ein vertrauliches Gespräch mit seinem Verteidiger. Das Anwaltszimmer in Regensburg befindet sich im Erdgeschoss. Auf dem Weg dorthin wurden keine Fußfesseln angelegt. Während sich C. und sein Anwalt im Anwaltszimmer befanden, postierte sich ein Polizeibeamter vor der Tür. Der andere machte sich auf den Weg auf den Gehweg der Augustenstraße, um vor dem Fenster Wache zu halten.

Die wenigen Sekunden nutzte der Angeklagte für den Sprung aus dem Fenster, das sich problemlos öffnen lässt. Einziger Augenzeuge war Verteidiger Moritz Schmitt-Fricke aus Mainz. Fricke kennt man als einen der Verteidiger des Rechtsterroristen Franco A. Der Mörder sprintete in Richtung Bahnhof davon. Ein Beamter nahm noch die Verfolgung auf – letztlich erfolglos. Auch eine sofort eingeleitete Fahndung führte zu keinem Ergebnis.

In Weiden “undenkbar”

In Weiden sei eine solche Flucht “undenkbar”, sagt Anwalt Tobias Konze. Seit 33 Jahren ist er Strafverteidiger. Das Anwaltszimmer in Weiden hat Fenster, die sich nur leicht kippen lassen. Vor der Tür postiert sich bei solchen Gesprächen ein Polizeibeamter. Zum Thema Fußfesseln: Mit Zustimmung des Gerichts und der Vorführbeamten können die mit einer Kette verbundenen “Fußschellen” während der Verhandlung abgenommen werden. Allerdings würden diese in Weiden in jeder Verhandlungspause und natürlich auch zu Anwaltsgesprächen wieder angelegt.

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