Flugplatz Latsch: Diskussion um Zukunft dreht noch eine Runde

Weiden. Die Zukunft des Flugplatzes Latsch stand am Montag im Mittelpunkt der Stadtratssitzung. Wieder einmal. Der Beschluss diesmal: Die Verwaltung soll die Möglichkeiten prüfen, wie der Verkehrslandesplatz weitergeführt werden soll.

Ernüchterung macht sich breit: Mitglieder der Bürgerinitiative gegen Fluglärm verfolgten die Diskussion über den Flugplatz Latsch. Entschieden ist auch jetzt noch nichts. Foto: Christine Ascherl

Den Zuhörern – darunter zahlreiche Mitglieder der Bürgerinitiative gegen Fluglärm – kam das bekannt vor. Und tatsächlich: Die Diskussion um die Zukunft des Flugplatzes Latsch dreht sich im Kreis. Aber wie. „Ich komm‘ mir vor wie im Kreisverkehr bei voller Geschwindigkeit und die Fliehkräfte ziehen nach außen“, sagte Karl Bärnklau (Die Grünen).

Kurz die Vorgeschichte: Seit Jahren wird die Zukunft des Verkehrslandeplatzes diskutiert. Tower, Landebahn und Tankanlage sind sanierungsbedürftig. Der Flugplatz (eine freiwillige Leistung) beschert der Stadt jährlich ein Defizit von deutlich über 100.000 Euro. Parallel dazu fordert eine Bürgerinitiative gegen Fluglärm eine deutliche Reduzierung der Flugbewegungen. 2026 geht zudem der Mitarbeiter im Tower in den verdienten Ruhestand.

Zeit für eine Zäsur. Darin ist sich der Stadtrat Weiden einig. Der Flugplatz soll zwar weiterbetrieben werden. Offen ist, von wem und wie. In der November-Sitzung 2024 bekam die Verwaltung den Auftrag, die Vor- und Nachteile von Verpachtung, Verkauf und Betreibergesellschaft zu prüfen. Außerdem sollten die Kosten der Investitionen ermittelt werden.

Rechtsdezernentin ist anderer Meinung

Rechtsdezernentin Nicole Hammerl legte am Montag ernüchternde Ergebnisse vor. Sie geht davon aus, dass die Tankanlage „ein wirtschaftlicher Totalschaden“ ist. Der Stadtrat hatte sich vor Jahren gegen die (teure) Komplettsanierung entschieden. Seit Jahren können Flieger in Latsch schon nicht mehr tanken, tun das woanders oder bringen ihren Sprit mit.

Zum Thema Verpachtung und Verkauf: Laut OB Jens Meyer hat die Verwaltung mit drei potenziellen Investoren gesprochen. Es bestehe kein Interesse. Bleibt die Gründung einer Betreibergesellschaft. Beide Fliegervereine – der  Oberpfälzer Motorfliegerclub Weiden und der Aeroclub – können sich vorstellen, mit der Stadt und gegebenenfalls anderen Unternehmen einen Betreibergesellschaft zu gründen.

Luftamt Nordbayern muss seinen Segen geben

Für einen mittleren Aufruhr im Stadtrat sorgte die Einschätzung der städtischen Rechtsdezernentin zur Betreibergesellschaft. Nicole Hammerl machte keinen Hehl daraus, keine Vorteile zu sehen. Mit dieser „Halb-Auslagerung“ seien womöglich noch mehr Kosten und Risiken verbunden. Auch eine Herabstufung des Verkehrslandesplatzes zum Sonderlandeplatz hält sie für mehr oder minder unmöglich: „Es ist der einzige Verkehrslandeplatz in der Oberpfalz.“ Das Luftamt Nordbayern werde auf den Erhalt pochen.

Die Juristin rief damit Widerstand in allen Fraktionen hervor. Beispielsweise von CSU-Stadtrat Wolfgang Pausch: „Wow! Da nimmt man den Willen des Stadtrats und der Bürger gar nicht wahr. Im Prinzip haben wir jetzt gehört: Es muss alles so bleiben wie es ist. Ich bin ein Riesenfan des Flugplatzes, verstehe aber auch die berechtigten Ansinnen der Menschen, die enorm leiden.“ Das Flugaufkommen habe sich (durch die Ansiedlung der Flugschule 2019) massiv gesteigert. „Und wir stehen da und sagen: Wir können nichts ändern?“

Beschluss: Verwaltung prüft noch einmal

SPD-Fraktionschef Roland Richter forderte eine Entscheidung: „Wir wollen eine Betreibergesellschaft. Dafür besteht Interesse und Bereitschaft.“ Das brachte Bürgermeister Lothar Höher auch vom Runden Tisch mit, den er seit Monaten moderiert. Er lobte das sachliche Klima, in dem die Bürgerinitiative mit den Fliegervereinen diskutiert habe. „Aber mit Abmachungen kommen wir jetzt nicht weiter.“ Es bedürfe einer politischen Entscheidung. Sein Vorschlag: Betreibergesellschaft; Flugaufsicht in der Hand der Vereine; Prüfung eines privaten Angebots für die Tankstelle.

Für OB Jens Meyer liegt das Problem an bisher widersprüchlichen Aussagen im Stadtrat: „Sie müssen sagen, was Sie wollen. Es gibt dazu keine Entscheidung.“ Für ein wenig Heiterkeit sorgte Stadtrat Rainer Sindersberger (Freie Wähler). Er brachte CSU-Kollege Hans-Jürgen Gmeiner ins Spiel, Berufssoldat a.D., der den Tower locker sprengen könnte: „Fegen wir den Tower weg!“

Am Ende einigte sich das Gremium auf folgenden Beschluss:

  • Die Gründung einer Betreibergesellschaft ist weiter zu verfolgen.
  • Die Verwaltung wird beauftragt Verhandlungen bezüglich eines Verkaufs der Tankstelle zu führen.
  • Eine Gebührenanpassung ist vorzubereiten.
  • Die Verwaltung tritt in Verhandlungen mit dem Luftamt Nordbayern, mit dem Ziel, eine Einschränkung der verbindlichen Öffnungszeiten zu erreichen. Mit dem Luftamt Nordbayern sind weiterhin Gespräche hinsichtlich der Herabstufung zu einem Sonderlandeplatz zu führen.

Positionen der Bürgerinitiative gegen Fluglärm:

„Die Anwohner rund um den Flugplatz Weiden/Latsch sind mittlerweile im siebten Jahr des Flugterrors. Die Flugbewegungen haben in 2024 sogar wieder zugenommen. Unser Fluglärm belastet jährlich den Haushalt der Stadt Weiden mit mindestens 100.000 Euro. In 2025 sind sogar 140.000 Euro veranschlagt. Hohe Sanierungsaufwendungen stehen an. Der Flugplatz zählt zu den freiwilligen Leistungen der Stadt.

Wir haben in den letzten vier Jahren zahlreiche Gespräche geführt, Vereinbarungen getroffen und ein Beschwerdemanagement eingerichtet. Den Lärm nachhaltig und spürbar reduziert haben diese kaum.

Wir brauchen eine Zeitenwende! Der Flugplatz kann nur unter anderen Vorzeichen erhalten bleiben. Eine Schließung ist nicht unser Ziel, auch wenn das natürlich Stimmen fordern. Unsere Themen sind der nicht enden wollende Lärmterror und die finanzielle Situation. Unsere Mitgliederzahlen steigen.

Die Vereine, allen voran der Aeroclub als auch der OMC, sind um eine gute Nachbarschaft bemüht. Wirtschaftlich hat der Flugplatz für die Region keine Bedeutung, auch wenn einige wenige Geschäftsflieger diesen nutzen. Überwiegend ortsfremde Spaßpiloten mit ihren Platzrunden zeigen dagegen wieder verstärkt provozierendes Flugverhalten. Eine Einsicht und Verhaltensänderung ist nicht erkennbar.

So kann es gelingen, unser Vorschlag wäre:

Die Stadt soll Eigentümer des Flugplatzes bleiben, um die Hoheit über die städtischen 13 Hektar Fläche nicht aus der Hand zu geben. Betreiber sollen die beiden ortsansässigen Vereine Aeroclub und OMC werden. Den Flugleiterposten sollen die Vereine in Zukunft selbst übernehmen. Wer fliegen will, soll auch die notwendigen Rahmenbedingungen stellen. Die Stadt soll keine Personalkosten mehr verbuchen müssen.

Gleichzeitig muss die Abstufung vom öffentlichen Verkehrslandeplatz zum Sonderlandeplatz mit unseren noch nachbesserungswürdigen Vereinbarungen erfolgen. So können die allgemeine Betriebspflicht und feste Öffnungszeiten entfallen. Die Nutzung bleibt den betreibenden Vereinen und wenigen örtlichen Geschäftsfliegern vorbehalten. Die Vereine können ihre Flugleiter flexibler einsetzen. Das Flugaufkommen kann begrenzt werden. Anderen Fliegern kann nach vorheriger Anfrage eine Landung ermöglicht werden (PPR-Regelung).

Die jährlichen Starts und Landungen von über 21.000 müssen halbiert werden. Die dichte Besiedlung rund um den kleinen Flugplatz Weiden/Latsch lässt ein höheres Aufkommen nicht zu. Bei einem öffentlichen Verkehrslandeplatz darf jeder im Rahmen der veröffentlichen Betriebszeiten starten und landen. Eine Anfrage bei einem Sonderlandeplatz kann abgelehnt werden. Auf das „Wie“ geflogen wird, haben wir bekannter Maßen wenig Einfluss. Da hilft uns auch das Beschwerdemanagement und das Luftamt nicht. Kein fliegerisches Fehlverhalten wurde je mit Konsequenzen geahndet!

Auch Sonderlandeplätze sind nicht von Förderungen ausgeschlossen. Unseren Recherchen nach ist der Sonderlandeplatz Bamberg ein gutes Beispiel. Die Positionierung des Flugplatzes Weiden/Latsch im Regionalplan Oberpfalz-Nord kann ebenfalls auf Antrag geändert werden. Gründe, die uns immer wieder genannt werden, stimmen so also nicht.

Ein absolut notwendiger Punkt ist die Erhöhung der Landegebühren. In allen städtischen Einrichtungen, im ÖPNV, überall kam es zu Anpassungen. Am Flugplatz Weiden sind seit 2011 die fälligen Landeentgelte gleich geblieben. Damit eine Anpassung möglich wird, soll in eine neue Software investiert werden. Bei weniger Flugaufkommen reicht auch eine günstige Variante (z. B. vereinsflieger.de), wie bereits vom Aeroclub genutzt.

Abschließend weisen wir nochmals darauf hin, dass der Rettungshubschrauber Christoph 80 mit dem Flugplatz Weiden/Latsch per se nichts zu tun hat. Häufig wird (wie z. B. in der Berichterstattung des OTV über eine Stadtratssitzung) eine Verbindung suggeriert. Der Rettungshubschrauber ist mit einem eigenen Betreiber, Flächen und einer Betankungsanlage völlig unabhängig und außerhalb der Diskussion.

gez. Christian Rittner und Hans Babl“

Foto: OberpfalzECHO/David Trott

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