Freizeitparadies wie am Steinberger See: So könnte das „NEW-Seeland“ aussehen
Pressath. Aus Weiden sind es mit dem Auto gut zehn Minuten: Dann ist man am Dießfurter Weiher, wo früher Sand und Kies abgebaut wurden. Die Anliegergemeinden und der Landkreis Neustadt/WN möchten hier ein Freizeitparadies auf den Weg bringen.
2022 stellten die zehn Gemeinden der ILE-Region „Vierstädtedreieck“ ein Konzept für den Freizeitsee Dießfurt vor. Mitglieder sind Eschenbach, Grafenwöhr, Kirchenthumbach, Neustadt am Kulm, Pressath, Schlammersdorf, Schwarzenbach, Speinshart, Trabitz und Vorbach. ILE steht für Integrierte Ländliche Entwicklung.
Das Konzept stammt aus der Feder von Diplom-Ingenieur Tom Zeller, Erbauer der Erlebnisholzkugel am Steinberger See im Landkreis Schwandorf. Er zieht den Vergleich: Dort hätten sich nach dem Leuchtturmprojekt (Holzkugel) weitere touristische Leistungsträger angesiedelt. Eine Freizeitattraktion könne die Region attraktiver machen, so Zeller. „Möglicherweise kommt es zu einer Art Initialzündung.“
Größere Freizeitprojekte sind derzeit im Umkreis von 50 Kilometern nur wenige vorhanden, gerade im Landkreis Neustadt/WN nicht. Die Top-3-Ausflugsziele in der nördlichen Oberpfalz sind derzeit die Erlebnisholzkugel am Steinberger See (180.000 Besucher pro Jahr), das Freilandmuseum Oberpfalz in Perschen (60.000 bis 90.000) und der Geschichtspark Bärnau-Tachov.
2011 war ein Konzept für ein Vier-Sterne-Hotel mit Golfplatz unter anderem an zu großen Rodungen gescheitert. Das wäre heute ohnehin nicht mehr zeitgemäß. Es bestehe ein großer Wunsch der Bevölkerung nach „nachhaltigem Tourismus“: so naturnah wie möglich, ohne der bereisten Natur zu schaden. Zeller rät dringend zu so wenig Versiegelung wie möglich und zur Verwendung von Holz als Baustoff.
Familienhotel und Ferienhäuser
Großes Plus des Gebiets sei die direkte Lage am See. „Menschen verbringen gerne Zeit am Wasser.“ Für das Westufer stellt sich Zeller ein (Familien-)Hotel mit 50 Zimmern und Indoorspielplatz vor. Die Planung sieht zudem 20 Ferienhäuser am Wasser vor. Ein ähnliches Angebot gibt es neuerdings am Steinberger See: See-Chalets, teilweise mit eigener Sauna.
Weiterer wichtiger Baustein wäre eine Markt- und Erlebnishalle am Hotel, die Tages- und Hotelgäste, aber auch Bus- und Schulgruppen anziehen soll. Sie beinhaltet eine Indoor-Spielhalle sowie Chillout-Areale. Außerdem wäre hier die Gastronomie angesiedelt: mit einem „Foodcourt“ sowie einem zentralen Restaurant, idealerweise mit Seeterrasse oder Biergarten.
Zentrales Element: Adventurepark
Zentrales Element am Westufer wäre ein Adventurepark, der Tagesgäste anziehen soll. Dieser überdimensionale Spielplatz könnte mit Erlebnistürmen, Kletterwand, „Flying fox“, Megatrampolin, Klettertrail und Riesenschaukel bestückt werden. Die Investitionskosten beziffert Zeller in einer Beispielrechnung auf 1,95 Millionen Euro, die Erlöse pro Jahr auf mindestens 150.000 Euro.
Strandabschnitt mit ausreichend Parkplatz
Und schließlich: der „Beach“. Der Strandabschnitt mit Liegebereich dient der Erholung am See, in dem die Gäste schwimmen oder beim Stand-Up-Paddling/Kanu das Wasser genießen können. Zeller betont die Wichtigkeit eines großen, zentralen Parkplatzes, um lange Fußwege für Familien zu vermeiden. Das Konzept rechnet mit maximal 2.000 Tagesgästen, was bei drei Besucherwellen rechnerisch 267 Parkplätze nötig mache.
Das Südufer in Richtung Josephstal bliebe, wie es ist: stark eingewachsener Uferbereich. Am Nordufer rät der Planer zur Fortführung des Rad- und Wanderwegs, möglichst nah an der B470, damit eine Umrundung der Seen möglich wird. In der Welt der Digitalisierung gehe gerade Kindern der Bezug zur realen Welt, auf Umwelt und Natur, verloren. Rund um den See böte sich ein abwechslungsreicher Lehrpfad mit Aussichtsplattformen an.
Einzugsbereich von Franken bis Tschechien
Zeller sieht großen Nutzen für die Region: Tagesgäste im Tourismus leisten einen wichtigen Beitrag für eine ganzjährige Auslastung von Gastronomie und Freizeiteinrichtungen. Die durchschnittlichen Ausgaben belaufen sich auf 45 Euro pro Person und Tag. Abhängig von der Gestaltung des Projekts könne mit 100.000 bis 150.000 Besuchern pro Jahr gerechnet werden. Je nach Ausbaustufe werden 5 bis 30 Arbeitsstellen (gerechnet auf Vollzeit) geschaffen.
Hauptzielgruppe des Hotels und der Ferienhäuser seien Familien. Der Badebereich ziehe sicherlich überwiegend die regionale Bevölkerung an, Altersgruppe 0 bis 70 Jahre. Auch Amerikaner sind Zielgruppe: die Familien der Military Community am Netzaberg bei Eschenbach. Den Einzugsbereich zieht Zeller bis nach Franken und Tschechien: Basis wären damit etwa drei Millionen Einwohner.
Fazit: machbar und rentabel
Es gibt zwei finale Konzeptvarianten: eine kurzfristige Interimslösung (nur „Beach“ und Grünes Klassenzimmer) oder der komplette Freizeitpark. Das Beach-Konzept wäre reduziert auf den Badebetrieb für die regionale Bevölkerung und ein grünes Klassenzimmer als Lernort für Umweltbildung.
Der wirklich große Wurf aber wäre das komplette Konzept mit Hotel und Adventurepark. Jedes einzelne Projekt ist laut Studie an sich schon rentabel und erwirtschafte Gewinne (Ausnahme „Beach“). „Auch die Erschließungskosten stehen in einem vernünftigen Verhältnis zur Gesamtinvestition.“
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