Fritz Möstl freut sich: Verdienstkreuz für Eslarner Sozi am Tag der Vertrauensfrage
Berlin/Eslarn/München. Am Tag als Fritz Möstl das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde, hat Kanzler Olaf Scholz die Vertrauensfrage erwartungsgemäß verloren. Den früheren Eslarner Landtagsabgeordneten hat beides gefreut: „Scholz hat Führung gezeigt und die Ehrung war auch in Ordnung!“

Dass sich ein Sozialdemokrat von altem Schrot und Korn über die verlorene Vertrauensfrage eines SPD-Kanzlers freut, ist nur auf den ersten Blick überraschend. Denn zum einen stand das Ergebnis trotz aller Abstimmungs-Unwägbarkeiten nach dem Ampel-Aus so gut wie fest.
Und zum anderen setzt Fritz Möstl, SPD-Urgestein aus Eslarn, jetzt allen Umfragen zum Trotz auf die Neuwahlen. „Ich finde, Olaf Scholz hat alles richtig gemacht“, lobt er den viel kritisierten Bundeskanzler im nächtlichen Gespräch mit OberpfalzECHO. „Alle haben immer gefordert, er soll Führung zeigen – jetzt hat er’s getan!“
Scholz‘ steigende Formkurve
Und zwar an einem Punkt, an dem es einfach nicht mehr weiter gegangen wäre. „Wenn ich jetzt die beiden Charaktere von Union und SPD vergleiche, registriere ich immer mehr Pluspunkte für Scholz“, freut sich der ehemalige Landtagsabgeordnete für die sachte steigende Formkurve des Hanseaten und die schon etwas deutlicher fallende Umfragekurve von Friedrich Merz. „Und die Rolle als Friedenskanzler wird auch zunehmend mit Wohlwollen akzeptiert.“
Was sich Möstl von der vorgezogenen Bundestagswahl erwartet? „Eine funktionierende Regierung, wie sie Peer Steinbrück in vielen Talkrunden zuletzt eingefordert hat“, sagt Möstl. „Eine, welche die tatsächlichen Probleme des Landes anpackt.“ Wenn es auch diese nicht schaffe, das Land aus der Krise zu führen, „sehe ich große Gefahren für die Demokratie“. Momentan übertöne zwar das Wahlkampfgetöse die Stimme der Vernunft: „Aber ich gehe davon aus, dass sich die demokratischen Parteien zusammenraufen“, sieht er Deutschland wohl auf eine neuerliche GroKo zusteuern.
Zur Sicherheit mit fünf Hosenträgern
Und welche Probleme müssen aus Möstls Sicht als erste angepackt werden?
- Pflege: „Der Mensch und die soziale Frage steht mein ganzes Politikerleben im Vordergrund“, erklärt Möstl. „Dass es sich in der AWO manifestiert hat, ist kein Zufall.“ Um die Pflege auf ein sicheres Fundament zu stellen, sei er Verfechter der „Teilkasko-Pflege“. Wie das übrigens sonst nur Karl Lauterbach befürworte. „Den nötigen Zuwachs an Qualität kann man nicht ausschließlich mit Beiträgen finanzieren“, sagt er, „da geben mir auch Unternehmer recht.“
- Migration: „Wir haben schon vor 20 Jahren über den Knick in der Alterspyramide gesprochen“, wundert sich Möstl, dass sich jetzt jeder über Fachkräftemangel beklagt. „Das müssen wir lösen, mehr Asylbewerber in Arbeit bekommen und die Zuwanderung durch ein vernünftiges Gesetz besser steuern.“
- Bürokratieabbau: „Dazu gehört auch ein Umdenken in der uns eigenen Mentalität, die zu einem starken Kontrollzwang neigt“, sagt der Eslarner.„Dazu kommt, dass die einen bei jeder Regel schauen, wie sie sie umgehen können, und die anderen, wie sie sie am besten einklagen.“ Wenn man was bewegen wolle, gehöre der Mut zur Lücke dazu. „Wir hatten eine Baukontrolle bei der AWO“, erzählt er. Der Inspekteur habe gefragt: „Wer kontrolliert bei euch die Brandmelder, was habt ihr da für eine Firma?“ – „Wieso Firma“, habe er zurückgefragt, wir haben doch einen Hausmeister.“ Ob der denn die Befähigung habe? „Was für eine Befähigung?“ Mit einer Firma sei man halt aus dem Schneider, habe der gemeint. „Das steht noch nicht mal im Gesetz“, sagt Möstl, „es ist Auslegungssache.“ Aber jeder laufe bei uns „zur Sicherheit mit fünf Hosenträgern“ rum.

Möstls Ehrung: „G’freit hat’s mi scho!“
Jetzt aber zum eigentlichen Höhepunkt des Tages – der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande: „Ist nicht so wichtig“, sagt der Fritz, „ich muss nichts mehr werden. Aber g’freit hat’s mi scho!“ Friedrich „Fritz“ Möstl hat sich bleibende Verdienste um das Gemeinwohl erworben, heißt es in der Würdigung, die Bayerns Heimatminister Albert Füracker für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorträgt.
„Mit seinem ausgeprägten sozialen Verantwortungsgefühl hat er sich für ein umfassendes Senioren- und Betreuungsangebot in seiner Heimat Eslarn eingesetzt und viele wertvolle Projekte vorangebracht.“ Bereits als junger Mann im Alter von 20 Jahren habe er den Vorsitz der „Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ortsverein Eslarn e.V.“ übernommen. „Diese ehrenamtliche Tätigkeit führt er bis heute mit herausragendem Engagement aus.“
Aus einer Pflegekraft wurden 95 Mitarbeiter
Er sei wichtiger Ansprechpartner für alle Fragen und kümmere sich um sämtliche Belange der AWO Eslarn. „Die AWO Eslarn ist in den vergangenen 50 Jahren, dank des großen Einsatzes und weitsichtiger Entscheidungen von Herrn Möstl, von einer Pflegekraft auf ein Unternehmen mit rund 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angewachsen.“ Auch das Portfolio sei unter dem Vorsitz von Möstl kontinuierlich überarbeitet und erweitert worden.
„Er führte beispielsweise eine Hausaufgabenbetreuung für Grund- und Mittelschüler ein, etablierte Seniorengymnastik sowie Senioren-Clubs und das Angebot ,Essen auf Rädern‘, bei dem seine Mutter Helga Möstl als Köchin aktiv war.“ Außerdem habe er die erste mobile Sozialstation im AWO-Kreisverband Neustadt/WN gegründet, die von der Bevölkerung sehr gut angenommen werde. „Aufgrund der hohen Nachfrage wurde als weiterer Meilenstein im Jahr 2018 ein Mehrgenerationenhaus mit Tagespflege in Eslarn errichtet.“
Halbes Jahrhundert für Senioren
Mit großem persönlichen Einsatz habe er selbst das Bauprojekt unterstützt und wichtige Koordinations- und Organisationsaufgaben übernommen. „Für Herrn Möstl stand und steht bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit stets der Mensch im Vordergrund.“ Diese ausgeprägte soziale Ader habe sich auch gewinnbringend auf seine Tätigkeit als Abgeordneter im Bayerischen Landtag in der Zeit von 1994 bis 2003 ausgewirkt.
„Ein halbes Jahrhundert lang haben Sie sich, sehr geehrter Herr Möstl, mit unermüdlichem Engagement und viel Hingabe für eine Verbesserung der Seniorenbetreuung in Ihrer Heimat Eslarn eingesetzt“, lobt Füracker. „Als Anerkennung für Ihre großen Verdienste darf ich Ihnen im Namen des Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande überreichen.“
Vertrauensfrage und Auflösung des Bundestags
- Der Bundestag hat erwartungsgemäß Bundeskanzler Olaf Scholz am 16. Dezember mehrheitlich nicht das Vertrauen ausgesprochen.
- Nach der von Scholz abgegebenen Erklärung gab es eine zweistündige Aussprache im Parlament, bevor die namentliche Abstimmung stattfand.
- Es wird erwartet, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Bundestag zeitnah auflösen wird.
- Die vorgezogene Bundestagswahl soll am 23. Februar stattfinden.
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