FSME-Alarm: Bayern meldet Rekordzahlen an Erkrankten

Amberg-Sulzbach. Zecken sind auf dem Vormarsch, wobei Impfungen gegen FSME dringend empfohlen werden, da bereits 311 Fälle in Bayern gemeldet wurden. Fast ganz Bayern gilt als FSME-Risikogebiet; gegen Borreliose gibt es keine Impfung, frühzeitige Diagnose ist wichtig.

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Der Mediziner rät dazu, den Impfschutz zu überprüfen und gegebenenfalls fehlende Impfungen vor Beginn der warmen Jahreszeit nachzuholen oder aufzufrischen. Allein im Landkreis Amberg-Sulzbach wurden seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 insgesamt 244 Fälle der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) registriert.

FSME ist eine virusbedingte akute Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) und eventuell auch des Gehirns (Enzephalitis) und des Rückenmarks (Myelitis). Mehrere der zum Teil schwerstkranken Patienten starben. Zu berücksichtigen sei dabei, dass meist nur schwerere Verlaufsformen bemerkt und dem Gesundheitsamt von Ärzten in Praxis und Klinik gemeldet werden. Bei vielen Infizierten treten oft nur grippeähnliche Beschwerden auf, die nicht zu einem Arztbesuch und zu einer Laboruntersuchung führen.

Übertragen wurde die Viruskrankheit durch den Stich einer Zecke. Die meisten Erkrankten waren nicht geimpft. Bei einigen war auch der Impfschutz nicht ausreichend, entweder, weil kein Grundschutz vorhanden war, oder Auffrischimpfungen versäumt wurden.

Impfen ist der beste Schutz vor einer FSME-Erkrankung. Prof. Dr. Gerhard Dobler, Zeckenexperte am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr München

Mit Prof. Dr. Gerhard Dobler arbeitet das Gesundheitsamt Amberg seit Jahren eng zusammen. Er sammelt Zecken ein und untersucht sie auf das Virus. Die Impfung ist in der Regel sehr gut verträglich. Für eine Grundimmunisierung werden drei Impfungen im Abstand von einigen Monaten benötigt, eine Auffrischung sollte dann je nach Impfstoff alle drei bis fünf Jahre erfolgen.

Auch Borreliose-Erkrankung wurden gemeldet

Bei der Borreliose-Erkrankung, die ebenfalls durch Zeckenstich übertragen werden kann, lag die Zahl der im Landkreis Amberg-Sulzbach gemeldeten Fälle seit 2013, als die Meldepflicht eingeführt wurde, bei fast 600. Diese durch Bakterien ausgelöste Krankheit kann durch Antibiotika in der Regel gut behandelt werden. Oftmals tritt vor ihrem Ausbruch eine ringförmige Rötung, die sogenannte “Wanderröte”, im Bereich der Stichstelle auf. Todesfälle sind dem Gesundheitsamt Amberg diesbezüglich nicht bekannt.

“Weitere der bis zu 50 durch Zecken übertragbaren Krankheiten spielen in unseren Regionen bislang kaum eine Rolle, werden aber im Zusammenhang mit dem Klimawandel künftig stärker zu beachten sein”, prognostiziert Dr. Brey.

Grundsätzlich empfiehlt der Leiter des Gesundheitsamtes Amberg folgende Vorsichtsmaßnahmen:

  • In der Natur möglichst geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen tragen, Socken über die Hosenbeine ziehen.
  • Nach dem Aufenthalt im Grünen sich selbst und Kinder nach Zecken absuchen.
  • Bevorzugte Stellen sind Kniekehlen, Bauch- und Brustbereich, Schritt, Kopf, Nacken und Haaransatz.
  • Zecken frühzeitig entfernen.
  • Bei Bedarf insektenabweisende Mittel verwenden.
  • Hunde und Katzen durch zeckenabweisende Präparate oder Halsbänder schützen (indirekter Schutz für den Tierhalter).

Fast ganz Bayern ist Risikogebiet

Auch Bayerns Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach wirbt für die Schutzimpfung gegen die von Zecken übertragbare Hirnhautentzündung (FSME). Laut einer Mitteilung aus dem Ministerium sind in Bayern 95 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte als Gebiete eingestuft, in denen bei einem Zeckenstich ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem FSME-Virus besteht. Nur die Stadt Schweinfurt ist noch nicht als solches eingestuft.
Aufgrund des milden Winters sind Zecken bereits jetzt aktiv. Auch in Bayern wurden in diesem Jahr schon die ersten zwei FSME-Fälle gemeldet. Die Ministerin ergänzte: “Um für die diesjährige Zeckensaison einen wirksamen Schutz gegen die FSME aufbauen zu können, sollten ungeimpfte Personen möglichst jetzt mit der Impfserie beginnen. Frühestens nach der zweiten Impfung besteht ein – noch zeitlich begrenzter – Schutz vor FSME. Für einen kompletten Impfschutz sind drei Impfungen innerhalb eines Jahres erforderlich.”

Dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wurden im Jahr 2024 insgesamt 311 FSME-Fälle gemeldet. Dies ist ein neuer Höchstwert an jährlich gemeldeten FSME-Fällen in Bayern seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001. Im Jahr 2023 waren es 233 Fälle und 2022 insgesamt 266 Fälle. Gerlach unterstrich: “Die FSME-Impfquoten in Bayern sind insgesamt verbesserungswürdig. So besitzt lediglich gut ein Fünftel der Erwachsenen einen aktuellen FSME-Impfschutz. Auch Kinder sind gefährdet, an FSME zu erkranken. In Bayern sind aber nur knapp 37 Prozent der Schulanfängerinnen und Schulanfänger gegen FSME geimpft.”

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung für Personen, die in Risikogebieten mit Zecken in Kontakt kommen könnten. Nahezu der gesamte Freistaat ist mittlerweile vom Robert Koch-Institut (RKI) als FSME-Risikogebiet eingestuft. Deshalb wird zur FSME-Impfung in Bayern ohne geografische Einschränkung öffentlich geraten.

Die Impfung gegen FSME ist in der Regel sehr gut verträglich und wird im Freistaat von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Menschen, die bereits grundimmunisiert sind, sollten unbedingt an fällige Auffrischungsimpfungen denken. Die erste Auffrischungsimpfung wird im Abstand von drei Jahren nach der Grundimmunisierung fällig. Weitere Auffrischungsimpfungen sollten – abhängig von der Altersgruppe und dem verwendeten Impfstoff – in Abständen von drei bis fünf Jahren verabreicht werden.

Gerlach ergänzte: “Zecken können neben dem FSME-Virus auch Bakterien übertragen, die Lyme-Borreliose verursachen können. Das ist die häufigste zeckenübertragene Krankheit in Deutschland. Gegen diese Infektionskrankheit schützt derzeit leider keine Impfung. Bei ihr kann es auch Monate nach dem Stich noch unter anderem zu schmerzhaften Nerven- oder Gelenkentzündungen kommen. Deshalb ist eine möglichst frühzeitige Diagnose wichtig.”

Weitere Infos

Bei weiteren Fragen zum Thema stehen die Experten des Gesundheitsamts Amberg unter der E-Mail gesundheitsamt@amberg-sulzbach.de oder unter der Telefonnummer 09621-397600 ebenso wie die Haus- und Kinderärzte zur Verfügung.

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