Für die Konnersreuther ist die Resl mehr als nur eine wundersame Frau mit den Wunden Jesu

Konnersreuth. Darf man als ungläubiger Thomas ins Theres-Neumann-Museum? Da können Bürgermeister Max Bindl, Tourist-Chefin Melanie Wenisch und Museumsmitarbeiterin Michaela Günthner nur herzlich lachen: „Wir wollen niemanden bekehren, bei uns finden Sie nur Fakten.“

Tourist-Chefin Melanie Wenisch (rechts) und Museumsmitarbeiterin Michaela Günthner vor einem Bildnis der Therese Neumann. Foto: Jürgen Herda

Egal wie man zu Theres Neumanns wunderlichen Wundmalen steht: Die Volksheilige hat Konnersreuth jedenfalls der Himmel geschickt. In dem 1700-Seelen-Markt dreht sich fast alles um die Resl. Gleich gegenüber der Kirche ist das Geburtshaus der Schneiderstochter – ihr großes Vorbild, die Hl. Thérèse von Lisieux, schaut als Statue praktisch in ihre gute Stube, die nach der Renovierung 2024 wieder besichtigt werden kann.

Ein paar Straßen weiter wartet der noch winterlich triste Resl-Garten auf den Frühling. Der Obst- und Gartenbauverein Konnersreuth pflegt das Grundstück anhand alter Dokumente, Fotos und Zeitzeugen liebevoll im Sinne der Theres, die zu Lebzeiten mehrere Stunden täglich den Garten beackerte und eine große Vielfalt an Blumen heranzog.

Söder: „Wer daran glaubt, soll daran glauben“

Am Ortsrand beherbergt das Theresianum, das Anbetungskloster der Marienschwestern vom Karmel, das kurz nach dem Tod der Therese 1963 auf Wunsch Neumanns durch Spenden finanziert errichtet wurde, ein Seniorenzentrum. Die Oblaten des heiligen Franz von Sales haben im Kloster Fockenfeld zum Ende des Schuljahres 2020/21 die Spätberufenenschule St. Josef eingestellt – derzeit sind im ehemaligen Gut Fockenfeld des Klosters Waldsassen, das Abt Alexander Vogel seit 1750 zu einem barocken Schloss ausbauen ließ, ukrainische Flüchtlinge untergebracht.

Die rund 9000 Besucher, die jährlich das Museum, Geburtshaus und Resl-Garten besichtigen, können auch noch am Waldbesinnungspfad oder dem Konnersreuther Kreuzweg der Theres gedenken. Als erster bayerischer Ministerpräsident überhaupt war am 3. Juni vergangenen Jahres Markus Söder Ehrengast bei der offiziellen Eröffnung des Museums im denkmalgeschützten Schafferhof. „Ich weiß nicht, ob das alles stimmt“, hat der CSU-Vorsitzende damals vorsichtig formuliert. „Wer daran glaubt, soll daran glauben. Wer es nicht hören will, soll woanders hingehen.“

Die Hl. Thérèse von Lisieux schaut als Statue auf das Geburtshaus der Theres Neumann, das nach der Renovierung 2024 wieder besichtigt werden kann. Foto: Jürgen Herda

Selbst Skeptiker kommen wieder

Das sehen Bürgermeister Max Bindl, Tourismus-Chefin Melanie Wenisch und Museums-Mitarbeiterin Michaela Günthner ganz anders: „Wir haben immer wieder mal Gäste, die zu Beginn sehr energisch klarmachen, dass sie mit Aberglauben nichts anfangen können“, erzählt Wenisch. „Wir sagen ihnen dann, ,schauen Sie es sich halt erst einmal an‘, und meistens kommen die ganz zufrieden nach zwei Stunden wieder heraus und meinen, ,das war sehr aufschlussreich, ich komme wieder‘.“

Das Konzept für die Dauerausstellung mit rund 300 Exponaten sowie Film- und Tondokumenten auf über 500 Quadratmetern in acht Räumen stammt von der Museumspädagogin, Kunsthistorikerin und Archäologin Elisabeth Vogl und der Kunsthistorikerin und Zeitgeschichtlerin Alice Rath. „Beiden war es wichtig, keine Bewertung vorzunehmen, sondern eine respektvolle Annäherung an die Person Theres Neumann und ihr Umfeld.“

Durch die Nutzung als Museum konnte der vom Abriss bedrohte Schafferhof gerettet werden und freut sich inzwischen als Veranstaltungsort großer Beliebtheit. Foto: Jürgen Herda

Resl rettet posthum den Dreiseithof

Besucher sollen sich im Museum über das Leben und Wirken von Theres Neumann informieren können. „Und sich dann selbst ein Bild über die Ereignisse von Konnersreuth machen“, sagt Günthner. „Der Plan für ein Museum reifte schon Ende 2006, angestoßen von Altbürgermeister Michael Hamann“, schildert Bindl die Entstehungsgeschichte, „2010 wurde das Konzept für den schon länger leerstehenden Dreiseithof entworfen, den die Gemeinde 2006 erworben hat.“

Die Begeisterung für die kühne und teure Planung hielt sich lange Zeit in engen Grenzen. Noch 2014 hatten die Konnersreuther mehrheitlich für den Abriss des denkmalgeschützten Anwesens gestimmt. Spätestens bei der ministerpräsidentiellen Eröffnung des Info- und Begegnungszentrums, zu dessen Gesamtkosten von 3,8 Millionen Euro die Marktgemeinde rund 800.000 Euro beisteuern musste, herrschte weitgehend Einigkeit, dass Basisdemokratie nicht immer der Weisheit letzter Schluss sein muss. „Seit wir offen haben, hatten wir bereits 3000 Besucher im Museum“, freut sich Wenisch, „darunter drei Busse mit Resl-Fans aus Amerika – ich denke das Interesse ist weltweit vorhanden.“

Das Grab der Resl von Konnersreuth. Foto: Jürgen Herda

Die Oma sah die Wundmale bluten

Bei so viel Toleranz interessiert uns jetzt aber doch: Glaubt ihr denn selbst daran, dass die Resl mit Gottes Hilfe eine Erblindung und Lähmung überwunden und später jeden Freitag die Wundmale Christi auf Händen, Füßen und unterm Herz erleiden durfte? Mit großen Augen nickt das Trio fassungslos: „Für uns Konnersreuther ist das selbstverständlich“, sagt der Bürgermeister. „Wir sind damit aufgewachsen“, ergänzt Wenisch. „Meine Oma war auch mal dabei, als Resls Wundmale zu bluten anfingen.“

Den Selig- und Heiligsprechungsprozess, den Monsignore Georg Schwager im Bistum Regensburg leitet, verfolgen die drei dagegen vergleichsweise leidenschaftslos. 2005 hatte der damalige Bischof Gerhard Ludwig Müller das Seligsprechungsverfahren eingeleitet. An jedem 18. Tag des Monats sollen seitdem Konnersreuther für die Seligsprechung beten. Derzeit seien „diözesane Untersuchungen und religiöse Forschungen“ im Gange, ließ sich Schwager bei der Eröffnung entlocken. Er hoffe, „zu gegebener Zeit“ das Ergebnis an die Heiligsprechungsbehörde im Vatikan übergeben zu können. „Das kann dauern“, sagt Bürgermeister Bindl gelassen.

Im ehemaligen Kloster Fockenfeld sind derzeit ukrainische Flüchtlinge untergebracht. Foto: Jürgen Herda

Therese Neumann polarisiert

  • Therese Neumann wurde als erstes von elf Kindern des Schneidermeisters Ferdinand Neumann und seiner Ehefrau Anna Neumann am 8. April 1898 geboren. Die Familie ist möglicherweise mit dem berühmten Egerer Baumeister Balthasar Neumann (1687–1753) verwandt.
  • Eine Schwester war Haushälterin des Eichstätter Bischofs Joseph Schröffer, eine weitere, Ottilie, Haushälterin des Konnersreuther Ortsgeistlichen Joseph Naber. Resls dreizehn Jahre jüngerer Bruder Ferdinand Neumann (genannt Ferdl) war Lokalpolitiker, 1949 bis 1957 Landrat in Kemnath und saß von 1946 bis 1950 für die CSU im Bayerischen Landtag.
  • Seit 1912 arbeitete Therese als Magd auf dem Nachbarhof eines Verwandten, ab 1915 während der kriegsbedingten Abwesenheit des Hofbesitzers in verantwortlicher Stellung als Großmagd.
  • Nach Löscharbeiten bei einem Scheunenbrand im März 1918 setzten vegetative Beschwerden ein, die zu körperlichen Zusammenbrüchen und Stürzen führten.
  • Im September 1918 traten Sehstörungen auf, die sich bis zum März 1919 zu völliger Blindheit steigerten und vorübergehend auch von Taubheit sowie epilepsieähnlichen Anfällen begleitet wurden.
  • Seit Oktober 1918 litt sie unter Lähmungen, die zur Bettlägerigkeit führten. Therese Neumann musste jahrelang gepflegt werden.
  • 1923, am Tag der Seligsprechung der Thérèse von Lisieux, konnte sie plötzlich wieder sehen.
  • 1925, am Tag der Heiligsprechung ihrer Namenspatronin, verschwand nach Angaben aus ihrer Umgebung, die in die spätere Vita einflossen, auch die Lähmung.
  • Ab Februar 1926 zeigten sich bei Therese Neumann Stigmata sowie Blutungen aus den Augen. Teilweise wurden an Karfreitagen, an welchen die Stigmatisierungen besonders deutlich in Erscheinung traten, bis zu 5.000 Besucher gezählt.
  • Sie soll seit 1926 außer der Kommunion weder gegessen noch getrunken haben. Ebenso soll sie seitdem regelmäßig Visionen von vorwiegend biblischen Szenen des Neuen Testamentes erlebt haben.
  • Paramahansa Yogananda besuchte die „große katholische Mystikerin, Therese Neumann von Konnersreuth“ am 16. Juli 1935. In seinem Buch Autobiografie eines Yogi beschreibt er den Besuch.
  • Therese Neumann starb 1962 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Friedhof in Konnersreuth beerdigt.
  • Vor ihrem Tod wurde durch ihre Initiative und mit ihr zugedachten Spendengeldern Schloss und Gut Fockenfeld gekauft und in dem Anwesen das Kloster Fockenfeld bei Konnersreuth und Mitterteich gegründet. Nach ihrem Tod entstand, finanziert mit Spendengeldern, das Kloster Theresianum.
  • Leidenschaftliche Fürsprecher aus dem Konnersreuther Kreis sind Pfarrer Joseph Naber, der Eichstätter Priester und Paläontologe Franz Xaver Mayr und der Historiker Fritz Gerlich.
  • Skeptiker sind der katholische Priester Josef Hanauer, der Arzt Josef Deutsch oder die Historikerin und Publizistin Hilda Graef.
  • Ein Gesuch um ihre Seligsprechung wurde von 40.000 Unterschriften getragen. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller eröffnete trotz der skeptischen Haltung des Bischöflichen Ordinariats im Februar 2005 einen Seligsprechungsprozess.
  • Kriminalbiologe Mark Benecke fasste Anfang 2004 in der Süddeutschen Zeitung das Untersuchungsergebnis einer DNS-Arbeitsgruppe des Münchner Instituts für Rechtsmedizin zusammen. Diese habe Blut aus den Verbänden der Therese Neumann untersucht und ihre Ergebnisse auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Köln vorgestellt. Das Blut stamme mit großer Sicherheit von ihr selbst und nicht etwa von Tieren. Nicht auszuschließen bleibe, dass sich Therese die Wunden selbst zugefügt haben könnte.

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2 Kommentare

KH König - 16.03.2023

Theres ist eine Blenderin gewesen.

Manfred Riedl - 10.03.2023

Im einzelnen will ich zu dem sicherlich ergänzungsbedürftigen Artikel nichts schreiben; zu der grün unterlegten Zusammenfassung hier nur ganz kurz: Bei Bischof Dr. Schröffer hat keine Resl-Schwester gearbeitet. Ottilie war Haushälterin bei Professor Wutz in Eichstätt und Marie war Haushälterin bei Pfarrer Naber in Konnersrereuth. Im Februar 1926 hatte Resl noch keine Stigmata und demzufolge kam auch noch kein Blut aus ihren Augen. Ihre erste Leidensvision hatte sie in der Nacht vom 4. auf 5. März 1926; die zweite hatte sie dann 1 Woche später in der Nacht zum 12.3.1926, diesmal sah sie neben Ölberg auch noch die Geiselung (und wöchentlich sukzessive kam eine neu hinzu). Der Besuch des Inders Yogananda fand m.W. in Eichstätt statt(nicht in Konnersreuth) Und zum Schluss noch: Bekannte Kritiker der Resl waren auch noch die Jesuiten-Patres Richstätter,Siwek und Mangeot sowie die Regensburger Professoren Waldmann, Killermann und Engert. Fürsprecher gäbe es unendlich mehr.