Glosse: Polizei zeigt chronischen Rülpser im Weidener Bahnhof an

Weiden. Zugegeben, Rülpsen ist kein sehr erbauliches Geräusch. Wie auch andere körperliche Nebengeräusche kann es der Umwelt ganz schön auf die Nerven gehen. Der Weidener Bundespolizei würde man aber doch ein besseres Nervenkostüm wünschen. Und medizinische Grundkenntnisse.

Wollte der Rülpser die Polizei mit seinen lautstarken Lufteruptionen beeindrucken oder auf seine gesundheitlichen Probleme aufmerksam machen? Collage/Grafik: jrh/Galileo/OberpfalzECHO

Wir waren bei diesem sicherlich wichtigen Einsatz der Bundespolizei am Weidener Bahnhof vergangene Woche nicht vor Ort. Also können wir uns auch kein Bild von der Szene machen, bei der ein unbeteiligter 42-Jähriger die Beamten unentwegt angerülpst haben soll.

Geschweige denn können wir uns ein Urteil über das Verhalten des Störers oder die Verhältnismäßigkeit der polizeilichen Gegenmaßnahme anmaßen.

Ablenkung vom Kontrollvorgang?

„Eine Polizeikontrolle zu stören, ist kein gutes Benehmen“, teilen die Beamten mit. „Und dies auch noch durch lautes Rülpsen zu tun, ist schlichtweg unhöflich.“ Die lautstarken Lufteruptionen hätten nicht nur die Polizisten, sondern auch die kontrollierten Personen gestört. Zumindest dürfte der Störer für die Betroffenen eine willkommene Ablenkung vom eigentlichen Kontrollvorgang gewesen sein. Sie werden den Verursacher der ausgewachsenen Bäuerchen – also eher Großbauern – doch nicht eigens angeheuert haben?

Spekulationen sind nicht zielführend – und deshalb journalistisch zweifelhaft. Sie gehören ins Reich der Verdachtsberichterstattung. Das sei der Medienrat vor! Jedenfalls führten die aus Sicht der Polizei unflätigen Efflationen, wie der Mediziner die unschönen Störgeräusche aus der Kehle des Mannes nennt, zu einer Anzeige wegen Belästigung der Allgemeinheit. Was den leidenschaftlichen Aufstoßer aber nicht daran hinderte, seine Eruktationen weiter auszustoßen.

Die Bundespolizei hielt es für angezeigt, den Rülpser im Weidener Bahnhof anzuzeigen. Symbolfoto; OberpfalzECHO

Krankhaftes Rülpsen

Nicht überliefert ist indes, ob die Beamten auch medizinische Gründe für das absonderliche Verhalten des Mannes in Erwägung gezogen haben. Man darf an dieser Stelle als chronischer Reflux-Patient darauf hinweisen, dass bei fortgeschrittenem Krankheitsbild ein unkontrollierbares Rülpsen nicht zu vermeiden ist. Die wahrscheinliche Ursache: Die langfristige Einnahme von Säureblockern wie Pantoprazol begünstigt eine Fehlbesiedlung des Dünndarms mit Bakterien, die ansonsten von der Magensäure abgetötet würden. Die Folge kann eine eminente Gasentwicklung sein, die in beide Richtungen nur schwer zu kontrollieren ist. Oder im Fachjargon: ein heftiger Ructus!

Wir empfehlen dem rülpsenden Herrn, ohne sein Krankheitsbild zu kennen, deshalb den Gang zum Internisten, um eine solche Ursache auszuschließen – oder um sich schleunigst um ein entsprechendes Attest zu bemühen. Eine Therapie gegen dieses Leiden stellt sich wiederum als nicht so einfach dar. Die Schulmedizin ist da etwas ratlos und empfiehlt: „Sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera“, äußerte ein mir bekannter Chefarzt, „entweder Sie verzichten auf die Einnahme von Säure-Hemmern und riskieren Speiseröhrenkrebs – oder Sie nehmen unangenehme Kollateralschäden in Kauf.

Andere Zeiten, andere Sitten: Der Reformator Martin Luther hielt nicht nur das Rülpsen für sozial verträglich. Grafik: Das gute Zitat

Symptome bei Dünndarmfehlbesiedlung

Das wichtigste Organ für unsere Verdauung ist der Dünndarm. Dieser 4 bis 6 Meter lange Schlauch nimmt die von Leber und Bauchspeicheldrüse gebildeten Verdauungs-Säfte auf. Diese vermischt er in einem – mehrere Stunden dauernden – Verdauungsprozess mit den aufgenommenen Nahrungsmitteln. An dieser Stelle werden die wichtigen Nährstoffe an den Körper zur weiteren Verfügung abgegeben.

Was im Rahmen dieses Prozesses übrig bleibt, wird dann zur sogenannten Eindickung in den Dickdarm geschoben. Es steht den dortigen Bakterien für ihre eigene Verwertung zur Verfügung.

Wenn der Dünndarm nicht richtig funktioniert, bleibt zu viel für diese Bakterien des Dickdarms übrig, was dann einen vermehrten Bakterien-Stoffwechsel und ein Aufwuchern von bestimmten Bakterien, genannt Dysbiose, mit oft negativen Folgen für uns bedeutet.

Es gibt zwei Dinge, die man falsch machen kann:

  • Man verdaut nicht richtig, weil die Bakterien an der falschen Stelle sitzen.
  • Oder man isst immer das Falsche für seinen Körper.

Die häufigste Ursache für eine eingeschränkte Verdauung ist die bakterielle Fehlbesiedlung (auch SIBO oder Dünndarmfehlbesiedlung genannt). Diese gehört auch nach NAC (North American Consensus) als erstes ausgeschlossen und behandelt. Um dieser auf die Spur zu kommen, braucht man einen Lactulose-Test.

Eine Dünndarmfehlbesiedlung zeigt viele Symptome, die man oft nicht richtig zuordnen kann. Nur die Wenigsten vermuten dahinter eine Dünndarmfehlbesiedlung. Daher ist es umso wichtiger, bei diesen Beschwerden hellhörig zu werden und sich auf SIBO testen zu lassen.

  • Blähungen
  • Aufstoßen
  • Bauchkrämpfe und -schmerzen
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Sodbrennen bzw. Reflux
  • Übelkeit
  • Nahrungsmittel-Intoleranzen
  • Kopfschmerzen
  • Gelenkschmerzen
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Hautprobleme
  • Atemwegssymptome (z.B. Asthma)
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Stimmungsschwankungen (auch Depressionen)
  • Ekzeme
  • Steatorrhoe (Fettstühle)
  • Eisenmangelanämie
  • Vitamin B12-Mangel
  • Gewichtsverlust.

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